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Ukraine-News: Bauernverband warnt - „Brot könnte bald zehn Euro kosten“

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Von: Patricia Huber

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Roggenbrote liegen in der Backstube der Bäckerei Stiebling.
Die steigenden Kosten für Getreide und Energie zwingen Bäcker dazu, ihre Preise zu erhöhen. © Martin Schutt/dpa

Der Einkauf beim Bäcker wird immer teurer. Doch das Ende der Teuerung ist wohl noch nicht in Sicht.

Rendsburg/München - Immer mehr Produkte werden teurer. Das liegt einerseits an den hohen Energiepreisen und andererseits an den Folgen des Ukraine-Krieges*. Denn dadurch fehlen mit Russland und der Ukraine zwei enorm wichtige Länder für Rohstoff-Lieferungen. Besonders Weizen wurde in großen Mengen dort angebaut und exportiert.

Ukraine-News: Weizenpreis um ein Drittel teurer als vor drei Monaten

Etliche Bäckereien haben ihre Preise für Brot, Semmeln und andere Backwaren bereits erhöht. Heinrich Traublinger vom Landes-Innungsverband für das bayerische Bäckerhandwerk hat bereits klargemacht, dass die einzelnen Betriebe ihre Preise auf jeden Fall neu kalkulieren müssen. In den vergangenen drei Monaten stieg der Preis für Weizen um rund ein Drittel. Und Weizen ist der wohl wichtigste Rohstoff für jeden Backbetrieb.

Der Vizepräsident des Bauernverbandes Schleswig-Holstein, Klaus-Peter Lucht, machte nun mit einer deutlichen Aussage klar, wie sehr sich die Situation bald auf die Preise für Verbraucher auswirken könnte. Gegenüber Bild sagt er: „Brot könnte bald zehn Euro kosten.“

Die steigenden Lebensmittelpreise in Deutschland sind zwar extrem belastend für etliche Verbraucher, doch in einigen Ländern droht aufgrund des Ukraine-Krieges eine nicht ausreichende Lebensmittelversorgung. Denn mehr als die Hälfte der Nahrungsmittel, die das Welternährungsprogramm der Vereinte Nationen (WFP) in Krisenregionen verteilt, stammt eigenen Angaben zufolge aus der Ukraine.

Ukraine-News: Weizen-Krise in Afrika und Westasien - „Soziale Stabilität hängt vom Brotpreis ab“

Putins* Krieg überzieht nicht nur die Ukraine mit unermesslichem Leid. Die Auswirkungen werden weit über die Grenzen der Region zu spüren sein“, sagte der Direktor des WFP in Deutschland, Martin Frick. Das WFP ist in mehr als 80 Ländern aktiv. Schon jetzt seien knapp 280 Millionen Menschen von akutem Hunger betroffen. Die Welt könne sich keinen weiteren Konflikt leisten.

Für Länder in Afrika und Westasien hat der Weizenimport eine große Bedeutung. So waren die Kosten für Lebensmittel etwa ein wichtiger Faktor im sogenannten Arabischen Frühling, eine Serie von Massenprotesten. „Die soziale Stabilität in diesen Ländern hängt vom Brotpreis ab“, erklärt Martin Banse, Agrarexperte und Chef des Thünen-Instituts für Marktanalyse.

Ägypten - mit mehr als 100 Millionen Einwohnern das bevölkerungsreichste Land der arabischen Welt - importiert einen großen Teil seines Weizens aus Russland und der Ukraine. Gleiches gilt für Tunesien. Dort sind vor allem arme Menschen dringend auf Brot angewiesen. Experten in Tunesien warnen bereits vor heftigen Preissteigerungen wegen des Krieges. Künftig könnte zwar Getreide etwa aus Argentinien oder Rumänien kommen - aber ob das reicht, ist unklar. Andere Staaten in Westasien stehen vor ähnlichen Problemen. (ph/dpa) *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

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