Winterreifen im Sommer fahren: Diese Bequemlichkeit kann gefährlich sein
Keine Lust auf Reifenwechsel: Einige Autofahrer nutzen im Sommer weiter ihre Winterreifen. Doch Vorsicht: Diese Bequemlichkeit kann gefährlich werden.
Hamm - Von O bis O dauert nach dem Volksmund der Nutzungszeitraum von Reifen. Winterreifen sollten Autofahrer von Oktober bis Ostern nutzen, Sommerreifen entsprechend umgekehrt. Weil der regelmäßige Wechsel manchen aber zu aufwändig oder zu teuer ist, fahren sie im Sommer mit ihren Winterreifen weiter. Aber ist das gefährlich?
Unternehmen | ADAC |
Mitglieder | 21,2 Millionen (Ende 2020) |
Sitz | München |
Winterreifen im Sommer fahren: Darum kann Bequemlichkeit gefährlich sein
Während es in Deutschland eine situative Winterreifenpflicht gibt, nach der Autofahrer bei Schnee und Glätte die passende Bereifung nutzen müssen, sind Sommerreifen nicht verpflichtend. Das heißt: Rein rechtlich darf man im Sommer weiterhin auf Winterreifen fahren - sofern sie über das alte „M+S“-Symbol oder das neue Alpine-Symbol (Schneeflocke in dreigezacktem Berg) verfügen.
Gerade wenn die Winterreifen nach der eigentlichen Saison nicht mehr über ausreichend Profiltiefe (mindestens vier Millimeter) verfügen, kommen Autofahrer in die Versuchung, im Sommer damit weiterzufahren. Für einen weiteren Winter kann man sie dann nämlich nicht mehr verwenden. Weil die Mindestprofiltiefe für Sommerreifen aber nur 1,6 Millimeter beträgt, taugen sie in der warmen Jahreszeit prinzipiell noch. Steigende Preise bei Sommerreifen könnten für einige ein weiteres Argument sein.
Winterreifen im Sommer: ADAC-Test liefert beunruhigende Ergebnisse
Doch der ADAC warnt: Mit Winterreifen im Sommer zu fahren, kann sogar gefährlich werden. Beide Reifenarten unterscheiden sich nämlich in der Beschaffenheit des Profils und in der Gummimischung. Sie ist darauf ausgelegt, entweder bei kalten oder wärmeren Temperaturen optimale Haftung zu bieten.

Und genau in dieser Tatsache liegt das Problem, wenn man im Sommer mit Winterreifen fährt: Bei sommerlichen Temperaturen kann es mit der Gummimischung für die kalte Jahreszeit zu Problemen kommen. Der ADAC hat das mit einem Test belegt: Auf trockener Straße war der Bremsweg bei Tempo 100 bis zu 16 Meter länger im Vergleich zu Sommerreifen. Das kann im schlimmsten Fall dazu führen, dass ein Auto eben nicht rechtzeitig vor einem Hindernis zum Stehen kommt. Schwere Unfälle könnten die Folge sein. Kurioses Ergebnis des Tests: Der Bremsweg wurde kürzer, je weniger Profil die Bereifung hatte.
Ein weiterer Nachteil: Je höher die Außentemperatur, desto geringer ist die Haftung der Winterreifen im Sommer. Laut ADAC war das vor allem bei einem voll beladenen Auto zu spüren. Die Stabilität ließ demnach vor allem in lang gezogenen Kurven nach. Entsprechend sollten Autofahrer in den warmen Monaten auch die passenden Reifen aufziehen. Wem der zweimalige Wechsel im Jahr zu stressig ist, kann alternativ auch auf Ganzjahresreifen umsteigen, wie RUHR24 erklärt. Gummimischung und Profil sind dabei so angepasst, dass sie den Erfordernissen beider Jahreszeiten entsprechen.