Nach 170 Jahren ist Schluss: Telegramm von Post eingestellt
Eine Ära endet: Die Deutsche Post stoppt das Telegramm. Am 31. Dezember 2022 können Kunden in Deutschland das Angebot zum allerletzten Mal nutzen.
Hamm - Das Telegramm ist ein Dienst für echte Liebhaber. Über 170 Jahre war es fester Bestandteil der Deutschen Post. Nun hat das Post- und Logistikunternehmen bekanntgegeben, den Service einzustellen. Zugegeben: In Zeiten von Smartphones und Whatsapp, in denen kurze Mitteilungen binnen Nanosekunden versendet werden können, erscheint der traditionelle Mitteilungsdienst etwas veraltet. Und doch nutzten einige das Telegramm bis zuletzt, um aufwendiger und individualiserter wirkende Botschaften zu übermitteln.
Telegramm-Aus besiegelt: So begründet die Deutsche Post den Schritt
Aber damit ist nun Schluss. „In den letzten Jahren sank die Nachfrage nach diesem Produkt auf Privatkundenseite immer mehr, lediglich Unternehmen und Verwaltungen nutzten dieses Produkt noch in nennenswertem Umfang“, teilte Pressesprecherin Jessica Balleer auf Anfrage von wa.de mit und verwies beispielhaft auf Firmenjubiläen oder Einladungsschreiben.
Aufgrund der sinkenden Nachfrage, ist das Aus des Telegramms zwar besiegelt, die Grundidee, dass Post-Kunden individuelle und aufwendigere Botschaften versenden können, soll aber bestehen bleiben. „Wir konzentrieren uns zukünftig auf die Weiterentwicklung unserer individualisierbaren Produkte, die einen ähnlich hohen Aufmerksamkeitseffekt erzielen“, heißt es von der Pressestelle der Deutschen Post. Gemeint sind damit etwa individualisierte Briefmarken.
Service endet am 31. Dezember 2022: Letzte Chance bleibt - aber hohe Kosten
Die Deutsche Post ist eines der wenigen Postunternehmen weltweit, das zuletzt überhaupt noch ein Telegramm-Produkt angeboten hat bzw. noch bis zum 31. Dezember anbietet. Wer den Dienst also noch einmal nutzen will, steuert auf seine letzte Gelegenheit zu.
Allerdings kostet der Service vergleichsweise viel. Für nur 160 Zeichen (das ist etwas mehr als das frühere Maximum einer Twitter-Nachricht) zahlen Kunden 12,57 Euro. Für 480 Zeichen verlangt die Deutsche Post bereits 17,89 Euro. Wer seine Nachricht mit einem Schmuckblatt verzieren will, zahlt noch einmal 4,10 Euro obendrauf. Möglicherweise ist es auch der Preis, der die Nachfrage mit der Zeit sinken ließ.
Während der Weihnachtszeit gab es bei der Deutschen Post wichtige Fristen
Die wohl stressigste Jahreszeit haben die Mitarbeiter bei der Deutschen Post inzwischen hinter sich gebracht. Denn viele Menschen wollen zu Weihnachten Pakete und Briefe aufgeben - damit diese rechtzeitig ankommen, gab es bei der Deutschen Post und Hermes Fristen. Sollten diese eingehalten worden sein, lag unter dem ein oder anderen Baum ja vielleicht sogar ein Telegramm.
Das Telegramm
Lange Zeit war das Telegramm das schnellste Kommunikationsmittel überhaupt. 1852 wurde es von E.P. Smith etabliert und zur Übermittlung wichtiger politischer oder militärischer Botschaften verwendet. Bezeichnend für Telegramm-Nachrichten war eine prägnante Sprache, teilweise ohne Artikel und Pronomen. Schließlich kostete jedes Zeichen Geld.