Strompreisbremse: So funktioniert der Kostendeckel für den Basisverbrauch
Die Strompreisbremse soll Verbraucher entlasten. Doch wie funktioniert die Maßnahme des dritten Entlastungspakets? Wie sehr profitieren Haushalte von ihr?
Hamm - Alles wird teurer, vor allem Energie. Millionen Menschen könnten daher bald an ihre finanziellen Grenzen stoßen. Und auch Unternehmen: Toilettenpapier-Hersteller Hakle hat unter anderem wegen der hohen Energiekosten Insolvenz angemeldet. Die Bundesregierung versucht, die hohen Preise abzufedern. Eine von zahlreichen Maßnahmen des dritten Entlastungspakets ist die Strompreisbremse. Wie funktioniert sie? Und wie soll der Strompreisdeckel Verbrauchern helfen, Geld zu sparen?
Initiative | Entlastungspaket 3 |
Vorgestellt | 4. September 2022 |
Zweck | Entlastung der Haushalte |
Strompreisbremse: So funktioniert die Entlastung für Verbraucher
Stecker rein, Strom fließt: Es gibt kaum etwas im Haushalt, das so verlässlich funktioniert wie Strom. Auf den Strompreis ist leider kein Verlass, wie eine Berechnung des Vergleichsportals Check24 verdeutlicht. Für einen Musterhaushalt (Jahresverbrauch 5.000 Kilowattstunden) lag der Strompreis im August 2022 bei durchschnittlich 39,9 Cent pro Kilowattstunde, also 1996 Euro im Jahr. Ein Jahr zuvor lag dieser Wert bei 1529 Euro. Seitdem ist er also um 31 Prozent gestiegen. Das Vergleichsportal Verivox hat als Durchschnittspreis für Ende August sogar 45,81 Cent pro Kilowattstunde ermittelt. Die Steigerung innerhalb eines Jahres gibt dieses Portal mit 51 Prozent an.
Rasant steigende Gaspreise, explodierende Strompreise, extreme Energiekosten - das lesen und hören die Menschen in Nordrhein-Westfalen und ganz Deutschland seit Wochen. Deshalb nun auch die Strompreisbremse oder auch Strompreisdeckel. Von welchen Maßnahmen des Entlastungspakets Arbeitnehmer, Rentner, Studenten und Empfänger von Sozialhilfe noch profitieren, erklären wir hier.
Strompreisbremse: Strom-Kosten für Musterhaushalt um gut 50 Prozent gestiegen
Aber woran liegt es, dass der Strompreis steigt? Derzeit wird er in Europa vor allem von teuren Gaskraftwerken bestimmt, die zur Stromproduktion genutzt werden. Da der Gaspreis vor dem Hintergrund des Kriegs in der Ukraine stark gestiegen ist, ist auch Strom teurer geworden. Das liegt daran, dass sich der Strompreis nach der teuersten Energiequelle richtet, die zur Produktion benötigt wird. Ist die Nachfrage niedrig, reicht günstiger Strom etwa aus Wind, Sonne oder Atomkraft.
Aktuell müssen aber teure Gaskraftwerke eingeschaltet werden, um die hohe Nachfrage zu decken. Andere Energiefirmen, die billiger Strom produzieren, machen große Gewinne, weil sie ihren Strom auch zu dem höheren Preis verkaufen können. Ein Teil dieser „Zufallsgewinne“ soll abgeschöpft und für die Entlastung von Verbrauchern und kleineren Unternehmen genutzt werden. Die erhalten die Strommenge dann für einen „Basisverbrauch“ zu einem vergünstigten Preis. Für diese Menge an Strom gilt die sogenannte Strompreisbremse. Nur das, was darüber hinaus verbraucht wird, kostet dann den (teuren) Marktpreis.
Strompreisdeckel für Basisverbrauch könnte bei 30 Cent je Kilowattstunde liegen
Laut einer von Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) veröffentlichten Beispielrechnung könnte der Basisverbrauch bei 75 Prozent des Durchschnittsverbrauchs liegen. Privathaushalte sollen eine Basismenge an Strom zu vergünstigten Preisen gutgeschrieben bekommen.
Der Strompreisdeckel für diese Menge könnte laut der Rechnung bei 30 Cent je Kilowattstunde liegen. Bezuschusst werden sollen auch die Netzgebühren. Familien mit Kindern könnten nach der vorläufigen Beispielberechnung um mehr als 300 Euro im Jahr entlastet werden. Ob die neue Strompreisbremse für alle Haushalte gelten soll oder nur für jene mit geringem Einkommen, ist noch offen.
Und wann kommt die Strompreisbremse? So schnell wie möglich, sagt die Bundesregierung um Bundeskanzler Olaf Scholz. Ein Datum gibt es noch nicht. Das sieht bei anderen Maßnahmen des Entlastungspakets 3 anders aus - hier stehen die Termine für die Auszahlung der finanziellen Hilfen bereits fest. (sst/dpa)