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Sparkasse kündigt Tausenden Kunden in NRW: Hintertür offen

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Von: Sven Schneider

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Tausende Kunden der Sparkasse in NRW erhalten eine Kündigung, weil Kontoführungsgebühren teuer werden. Das Kreditinstitut nutzt allerdings eine Hintertür.

Hamm - Jahrelang war Ruhe, und plötzlich soll ich mehr für mein Girokonto bezahlen? So oder so ähnlich dachten es sich wohl einige Kunden der Sparkasse Köln-Bonn. Das Kreditinstitut hatte in den vergangenen Monaten immer wieder Kontakt zu den betroffenen Personen aufgenommen. 95 Prozent willigten ein, ab sofort mehr Geld für das Girokonto zu bezahlen. Dennoch wurde tausenden Kunden gekündigt.

Sparkasse in NRW erhöht Kontoführungsgebühren und kündigt Kunden

Der Grund ist simpel: Die Sparkasse KölnBonn gehört zu den größten Sparkassen in Deutschland. Fünf Prozent der Kunden lehnten die höheren Kosten ab. Diesen 38.000 Kunden wird daher jetzt gekündigt. Ihnen steht nun offen, ob sie sich eine neue Bank suchen oder nun doch die höheren Kosten in Kauf nehmen.

Dabei haben sie die Wahl aus zwei Paketen. Zum einen können sich für einen Fixpreis von neun Euro monatlich entscheiden. Wählen sie hingegen das vermeintlich günstigere Paket, zahlen sie fünf Euro monatlich. Der Nachteil: Es fallen immer dann 40 Cent Zusatzkosten an, sollte mit der Girocard, dessen Nachfolger bereits feststeht, bezahlt, überwiesen oder Geld abgehoben werden.

Der vermeintlich radikale Schritt der Sparkasse KölnBonn basiert auf eine Entscheidung des Bundesgerichthofs vom Frühjahr 2021. Seitdem müssen Banken für jede geänderte Vertragsbedingung die Zustimmung einholen. Wird diese nicht erteilt oder akzeptiert und die Bank will die alten Konditionen nicht weiter anbieten, bleibt dem Kreditinstitut nur noch die Kündigung. Bereits im Herbst 2022 kam es zu tausenden Kündigungen. Betroffen waren Kunden in Nürnberg.

Sparkasse lässt Hintertür offen: Zustimmung erfolgt auch indirekt

Oder doch nicht? Die Sparkasse KölnBonn hält sich eine Hintertür offen. Denn wie sie gegenüber tagesschau.de bestätigte, werde das Konto gekündigten Kunden für rund einen Monat weiterhin zur Verfügung stehen. Wird in diesem Zeitraum das Konto aktiv benutzt, gilt dies als „konkludente Zustimmung“ gewertet, erklärt die Bank. Bedeutet: Weil aktives Handeln stattgefunden hat, bleibt das Konto zu den nun neuen Bedingungen bestehen.

Laut Finanzexperten liegen die steigenden Kosten für Girokonten daran, dass diese als Verlustgeschäfte für Banken gelten. Geld würden die Kreditinstitute lediglich mit Geldanlagen und Krediten verdienen. Doch was können Kunden tun, die keine Lust auf ein teureres Girokonto haben? Möglich ist der Wechsel zu einer Direktbank. Der Nachteil: Sie operieren lediglich online und bieten keine Filialen an.

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