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Separatorenfleisch in Wurst von Tönnies und Co.: Was bedeutet das?

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Von: Daniel Großert

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Wurst von Tönnies und weiteren Herstellern soll Separatorenfleisch enthalten, wie eine Untersuchung zeigt. Aber was bedeutet das eigentlich?

Hamm - Einigen Menschen in Nordrhein-Westfalen und ganz Deutschland dürfte aktuell das Frühstück im Halse stecken bleiben: Forscher wollen unter anderem in Wurstprodukten des Fleischkonzerns Tönnies Separatorenfleisch nachgewiesen haben. Aber was ist das eigentlich genau?

UmsatzTönnies Holding
HauptsitzRheda-Wiedenbrück
Gründung1971

Separatorenfleisch in Wurst: Supermärkte wie Edeka und Rewe betroffen

Spiegel und NDR haben 20 Proben von Geflügelwurst auf Separatorenfleisch prüfen lassen. Dabei kam ein neues Verfahren des Bremerhavener Hochschulprofessors Stefan Wittke zum Einsatz. Zuvor war es kaum möglich, die Masse in Fleischprodukten nachzuweisen. Das Ergebnis der Untersuchung: Neun von 20 Produkten, die in Supermärkten und Discountern in ganz Deutschland verkauft werden, wurden positiv auf Separatorenfleisch getestet - also fast jedes Zweite. Dazu gehörten auch vier Bio-Produkte. Die positiv getesteten Waren wurden unter Markennamen wie Gutfried, Edeka Bio, Rewe Bio oder Rewe Beste Wahl verkauft.

Doch was ist Separatorenfleisch eigentlich? „Separatorenfleisch wird durch die mechanische Entfernung von Fleischresten nach dem Entbeinen von Fleischknochen oder von Geflügelschlachtkörpern gewonnen“, lautet die Definition in der entsprechenden EU-Richtlinie. Das klingt erstmal recht abstrakt, bedeutet aber konkret: Die Reste aus dem Schlachtprozess werden zerkleinert, vermischt und durch löchrige Zylinder gepresst, um Fleischmasse von Knochen oder Knorpeln zu trennen. „Dabei wird die normale Struktur der Muskelfaser meist entweder so zerstört oder verändert, dass dieses Fleisch mit normalem Fleisch nicht mehr vergleichbar ist“, wird in der Richtlinie erklärt.

Separatorenfleisch in Wurst von Tönnies und Co.: Verwendung nicht verboten

Separatorenfleisch wird hauptsächlich aus Geflügel- oder Schweinefleisch gewonnen. Wegen der BSE-Krise dürfen seit 2001 in der EU keine Rinderknochen mehr für die Herstellung verwendet werden. Auch Ziegen und Schafe sind in Europa tabu.

Die Verwendung von Separatorenfleisch in der Produktion von Fleisch- oder Wurstwaren für die Ernährung von Verbrauchern ist nicht verboten. Die EU meint sogar: „Mit seiner Herstellung lässt sich der wirtschaftliche Nutzen der Fleischerzeugung enorm steigern.“ Denn Separatorenfleisch ist deutlich günstiger als „echtes“ Fleisch. Entsprechend groß ist der Anreiz für Hersteller, es zu verwenden. Allerdings muss auf der Verpackung klar gekennzeichnet werden, wenn Separatorenfleisch enthalten ist.

Und genau da liegt die Krux bei der aktuellen Untersuchung: Bei keiner der positiv getesteten Geflügelwürste wird angegeben, dass sie Separatorenfleisch beinhalten. Konkret geht es um fünf Produkte der „Zur Mühlen Gruppe“, die zur Unternehmensgruppe von Tönnies gehört, zwei Produkte der Firma Franz Wiltmann sowie jeweils ein Produkt von Wiesenhof und Mecklenburger Landpute. „Die Ware wäre mit der falschen Deklaration nicht verkehrsfähig und dürfte so nicht zum Verkauf angeboten werden“, sagte Matthias Wolfschmidt von Foodwatch tagesschau.de.

Separatorenfleisch in Wurst: Tönnies und Co. widersprechen Bericht

Die Unternehmen sind sich keiner Schuld bewusst. Sprecher von Tönnies, Wiltmann und Mecklenburger Landpute teilten mit, dass in der Herstellung ihrer Wurstprodukte kein Separatorenfleisch eingesetzt werde, und zweifelten das neue Untersuchungsverfahren teilweise an. Auch Gutfried widersprach dem Bericht von Spiegel und NDR und erklärte, dass die vermeintlichen Indizien für das Separatorenfleisch auch in anderen Fleischbestandteilen, vor allem in Sehnen, vorkämen.

Das soll die Untersuchung widerlegen: In den untersuchten Produkten sei im Labor das Eiweiß Kollagen Typ II alpha 1 gefunden worden. Das komme nicht in Hähnchen-Sehnen vor.

Der Fleischkonzern Tönnies war in den vergangenen Jahren häufiger in den Schlagzeilen. Verbraucher fragten sich deshalb, in welchen Produkten im Supermarkt Fleisch von Tönnies steckt. Sie sind unter anderem bei Aldi, Lidl und Rewe zu finden.

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