„Unnötige Panik“: Verbot von Öl- und Gasheizungen verunsichert Verbraucher
Viele Verbraucher sind wegen des möglichen Verbots von Öl- und Gasheizungen verunsichert. Muss es aber nicht, sagt eine Expertin. Sie hat eine bessere Idee.
Hamm – Schon lange stand die Heizung bei den Deutschen nicht mehr so im Fokus. Energiesparen war und ist angesagt. Etwa jeder Dritte in Deutschland hat einer Umfrage zufolge die Heizung in diesem Winter niedriger eingestellt als es für ihn angenehm war. 39 Prozent der Befragten hätten sich aufgrund der Energiesparappelle von ihrer persönlichen Wohlfühltemperatur verabschiedet, wie der Digitalverband Bitkom am Montag in Berlin mitteilte. Fast die Hälfte ziehe sich deshalb zu Hause wärmer an als früher. Die durchschnittliche Temperatur in Wohn- und Kinderzimmern lag demnach bei 21 Grad, in Schlafzimmern bei 17 Grad. Aktuell ganz heiß diskutiert: Ein mögliches Verbot von Öl- und Gasheizungen, das Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck in der Großen Koalition vorantreibt. Verbraucherschützer sagen: cool bleiben.
Vermeintliches Verbot von Öl- und Gasheizungen: „Da ist jetzt eine Panik entstanden, die unnötig ist“
„Es springen jetzt alle auf das vermeintliche Verbot von Öl- und Gasheizungen an“, sagt Ramona Mittag von der Verbraucherzentrale NRW im Gespräch mit wa.de. „Da ist jetzt eine Panik entstanden, die unnötig ist. Niemand muss seine gut funktionierende Heizung herausschmeißen“, meint sie. Dass ältere Geräte nun aufgrund der Diskussionen aber in den Fokus geraten, finde sie gut. „Wenn eine Heizung zwischen 20 und 30 Jahre alt ist, ist es sinnvoll, sich mit der Thematik auseinanderzusetzen und nicht zu warten, bis die Heizung kaputt ist“, sagt Mittag.
Der Gesetzesentwurf aus dem Wirtschafts- und dem Bauministerium sieht vor, schon ab 2024 den Einbau neuer Öl- und Gasheizungen zu stoppen. Bis 2045 sollen alle fossilen Heizungen ausgetauscht sein, so die Idee. Schon seit Bekanntwerden des Entwurfs gibt es viel Kritik, vor allem die Frage nach der Umsetzung sorgt für Stirnrunzeln. Und auch innerhalb der Koalition regt sich immer mehr der Widerstand.
Verbot von Öl- und Gasheizungen – jeder sollte sich mit der Energiewende auseinandersetzen
Eine Nacht und ein halber Tag haben allerdings nicht gereicht: Die Ampel-Koalition aus SPD, Grünen und FDP hat ihr Spitzengespräch am Montag, in dem auch der Austausch von Öl- und Gasheizungen Thema war, vorerst unterbrochen. Am Dienstagmorgen sollen die Gespräche fortgesetzt werden - Koalitionsausschuss, Tag drei. Unabhängig von der Entscheidung sollten Verbraucher auf lange Sicht Öl- und Gasheizungen aber ohnehin den Rücken kehren – wenn man alle anderen Energiespartipps ebenfalls schon ausgeschöpft hat.
Häuser lassen sich gut sanieren. Eine neue Dämmung oder neue Fenster können regelrechte Wunder bewirken. „Da kann man wirklich sehr viel machen“, sagt auch Ramona Mittag von der Verbraucherzentrale. Vor Ort könne zudem ein Energieberater unterstützen und bei der Entscheidung helfen. „Es geht dann darum, sich für eine Heizung zu entscheiden, die auch für die nächsten 20, 25 Jahre gute Leistungen bringt“, sagt Mittag. Energiewende geht schließlich auch ohne Verbote. Die Verbraucherschützerin ist sich sicher: „Auch in Zukunft werden wir noch viel fossile Heizungen sehen, aber es macht jetzt schon Sinn, sich mit der Energiewende auseinanderzusetzen.“ – maho/dpa