1. wa.de
  2. Verbraucher

Aus für Steuerklassen 3 und 5 geplant – das hätte für Paare Folgen

Erstellt: Aktualisiert:

Von: Simon Stock

Kommentare

Die Steuerklassen 3 und 5 sollen abgeschafft werden. In Deutschland wäre Millionen Paare von der Reform betroffen: Welche Folgen hätte das für sie?

Hamm - Welche Blumen? Welches Buffet? Welche Party-Location? Wie viele Gäste? „Ja, ich will“ ist schnell gesagt, doch eine Hochzeit führt zu einer ganzen Lawine weiterer Entscheidungen. Rund um die Heirat müssen auch sehr unromantische Fragen wie diese beantwortet werden: „Schatz, welche Lohnsteuerklasse nehmen wir: 3/5, 4 oder 4 mit Faktor?“

Geht es nach der Bundesregierung, haben verheiratete Paare oder solche in einer eingetragenen Partnerschaft künftig weniger Auswahl. Sie arbeitet aktuell an einem Gesetzespaket, durch das die Steuerklassen 3 und 5 (gerne auch: III und V) abgeschafft werden. Millionen Menschen in Nordrhein-Westfalen und ganz Deutschland sind von den Steuerklassen-Plänen betroffen, wie wa.de berichtet.

Geplantes Aus für Steuerklassen 3 und 5: Was das für Paare bedeutet

Nur Ehepaare können überhaupt zwischen verschiedenen Klassen wählen, denn die Lohnsteuerklasse in Deutschland richtet sich in erster Linie nach dem Familienstand:

Laut Statistischem Bundesamt entscheiden sich die meisten Ehepaare nach wie vor für die Kombination der Steuerklassen 3 und 5. Welche Auswirkungen hat deren Abschaffung? Und wozu überhaupt das Ganze?

Lohnsteuerklasse: Kombination 3/5 gut für unterschiedlich hohe Einkommen

Die Steuerklasse hat grundsätzlich einen Einfluss auf das monatliche Nettoeinkommen eines Paares. Verdient ein Partner deutlich mehr als der andere (Faustregel: 60 Prozent und mehr), ist die Kombination 3/5 günstig. Der geringer verdienende Partner (Lohnsteuerklasse 5) hat dadurch zwar sehr hohe Abzüge vom Bruttolohn, doch das wird durch die Vorteile der oder des Besserverdienenden (Steuerklasse 3) am Monatsende mehr als aufgewogen. Verdienen beide Partner ungefähr gleich viel, ist die Steuerklassen-Kombination 4/4 am sinnvollsten. Wie sich die Wahl der Steuerklassen auf das Einkommen auswirkt, zeigt der Brutto-Netto-Rechner der Stiftung Warentest.

Unterm Strich tun sich beide Modelle nicht viel, denn abgerechnet wird immer erst mit der Einkommensteuererklärung. Wichtig: Durch die Wahl der Steuerklassenkombination kann man nur Einfluss auf die Höhe des Lohnsteuerabzugs durch den Arbeitgeber nehmen, Steuern sparen lassen sich damit nicht. Hat ein Paar nicht die beste Wahl der Lohnsteuerklassen getroffen, bekommt es zwar jeden Monat weniger Netto vom Brutto, kann sich das aber über die Steuererklärung am Ende zurückholen.

Lohnsteuerreform: Mehr Netto vom Brutto für Zweitverdiener

Bei dem Gesetzesvorhaben geht es jedoch nicht nur um Zahlen, sondern um soziale Aspekte und größere Gerechtigkeit. Denn in der Realität ist der schlechter verdienende Teil eines Paares meist die Frau, die dann in Steuerklasse 5 eingruppiert und durch besonders hohe Abzüge benachteiligt wird. Die Reform würde dem Zweitverdiener mehr Netto vom Brutto lassen und - so die Hoffnung von Familienministerin Lisa Paus (Grüne) - die „ökonomische Gleichstellung von Frauen stärken“. Die Ampelkoalition erhofft sich zudem, dass durch Abschaffung der Kombination 3/5 mehr Frauen erwerbstätig werden oder ihre Arbeitszeit erhöhen.

Laut Koalitionsvertrag soll das Steuerklassen-Pärchen III/V generell in das seit 2010 existierende Faktorverfahren der Steuerklasse 4 überführt werden. Der Faktor sorgt dafür, dass die Lohnsteuerlast innerhalb einer Ehe oder eingetragenen Lebenspartnerschaft gerechter verteilt ist. Jeder zahlt den Lohnsteueranteil, den er am gemeinsamen Einkommen hat.

Durch den Faktor berücksichtigt das Finanzamt den Splittingvorteil schon während des Jahres. Bedeutet konkret: Das Finanzamt errechnet zuerst die voraussichtliche Jahreseinkommensteuerschuld des Ehepaares oder der eingetragenen Partnerschaft. Diese wird dann durch 12 Monate geteilt und monatlich als Lohnsteuer einbehalten. Dadurch sollen Steuernachzahlungen weitgehend vermieden werden.

Wann die große Steuerklassenreform kommt, ist ungewiss. Das Gesetzespaket befindet sich in Arbeit. Einige Änderungen bei den Steuern für das Jahr 2023 stehen jedoch schon fest, Arbeitnehmer dürfen sich freuen. Doch auch Ruheständler haben Grund zur Freude. Ab Juli 2023 erhalten Millionen Rentnerinnen und Rentner deutlich mehr Geld - eine Tabelle zeigt, wie viel.

Auch interessant

Kommentare