O2 wird teuer – Vodafone und Telekom reagieren auf Preisanstieg
Mobilfunkanbieter O2 macht den Anfang: Alles wird teurer, auch die Handytarife. Ziehen andere nach? Vodafone und Telekom äußern sich.
Hamm – Der Telekommunikationskonzern Telefónica Deutschland will an der Preisschraube drehen. Die Grundpreise bei Mobilfunkmarken wie O2 und Blau sollen im Frühjahr um bis zu zehn Prozent steigen, sagte Firmenchef Markus Haas dem „Handelsblatt“. „Mehr Leistung zum selben Preis ist – anders als früher – nicht mehr möglich.“ Zur Begründung verwies der Manager auf die Investitionskosten für den Ausbau des Netzes. Ein Firmensprecher sagte, es gehe „um keine reine Preiserhöhung, sondern um mehr Leistung in den Tarifen zum fairen Aufpreis“. Die Kundschaft habe weiter „ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis“ bei den Marken der O2 Telefónica. Mobilfunkanbieter wie Telekom und Vodafone äußerten sich auf Nachfrage von wa.de ebenfalls zur Preis-Entwicklung.
Vodafone und Telekom äußert sich zu Mobilfunk-Preisen – O2 kündigt Preisanstieg an
„Die Preise für Telekommunikationsdienstleistungen sind in den vergangenen Jahren stetig günstiger geworden“, erklärte Vodafone-Konzernsprecher Volker Petendorf. Zu künftigen Entwicklungen bei der Preisgestaltung könne Vodafone üblicherweise keine Aussage treffen. „Zum Thema Netzausbau ist zu sagen, dass Vodafone heute bereits ein wesentlich besseres Mobilfunknetz als O2 hat. Und wir werden unser Netz weiter ausbauen und verstärken“, erklärte Vodafone zudem noch auf Nachfrage von wa.de.
Auch die Deutsche Telekom AG, der dritte Mobilfunkanbieter in Deutschland, äußerte sich. „Die Telekom hat erst im Sommer des vergangenen Jahres ein neues Zusatzkartenangebot für seine MagentaMobil Tarife eingeführt. Mit jeder weiteren MagentaMobil Pluskarte wird es im Schnitt günstiger. Der zweite Erwachsene zahlt 19,95 Euro monatlich – jede weitere Person und alle unter 18 Jahren nur 9,95 Euro monatlich. Dabei entsprechen die Pluskarten in ihrem Leistungsumfang der gebuchten Hauptkarte“, teilte das Unternehmen auf Nachfrage von wa.de mit. Unternehmenssprecher Dirk Wende erklärte zudem: „Wir beobachten die Preisentwicklung in diesem Jahr genau und halten uns bei unserer künftigen Tarifgestaltung im Mobilfunk alle Optionen offen.“
O2 zieht Mobilfunkpreise für Neukunden an
Bei den Preiserhöhungen bei O2 geht es dem Bericht zufolge nicht um Bestandskunden, sondern um Neuverträge und um Prepaid-Tarife. Der O2-Sprecher nennt als Beispiel für eine konkrete Preiserhöhung, dass die Kundschaft bei Prepaid-Tarifen für einen Euro mehr im Monat bis zu 60 Prozent mehr Datenvolumen und 30 Prozent mehr Geschwindigkeit bekommen werde.
Branchenexperten zufolge fällt so eine Leistungssteigerung des Tarifs bei Telefónica finanziell nicht ins Gewicht, weil sich die Kapazitäten des Netzes durch den massiven Ausbau und die Erweiterung auf den Funkstandard 5G wesentlich erhöht haben. Hinzu kommt, dass viele Kunden das erhöhte Datenvolumen ohnehin nicht ausschöpfen.
Allgemeine Preiserhöhung am Handymarkt? O2 zieht an
Aus Sicht des Telekommunikationsprofessors Torsten Gerpott von der Universität Duisburg-Essen ist die Ankündigung von O2 Auftakt für eine allgemeine Preiserhöhung am Handymarkt. „Es handelt sich um einen oligopolistischen Markt mit einem schwachen Wettbewerb: Wenige Anbieter schauen aufeinander und beeinflussen sich gegenseitig.“
Mit O2 setze eine Firma nun einen Trend, dem die anderen Netzbetreiber vermutlich folgen werden. Betriebswirtschaftlich sei die Entscheidung nachvollziehbar, schließlich seien Strom und Bauarbeiten deutlich teurer geworden. „Die Telekommunikationsunternehmen wären schlecht beraten, wenn sie trotz solcher Extra-Kosten an bisherigen Preisen festhielten.“
In den vergangenen Jahren habe es im Mobilfunk nur wenige Preiserhöhungen gegeben, „die zumeist durch verbesserte Inklusivleistungen einigermaßen aufgefangen wurden“, sagte Verena Blöcher vom Vergleichsportal Verivox. Das sei nun wohl vorbei.
Telekommunikationsanbieter 1&1 sagt „Nein“ zu teureren Tarifen
Im Gegensatz zu den drei etablierten Netzbetreibern kommt vom Telekommunikationsanbieter 1&1 ein klares Nein zu teureren Tarifen. „Bei Mobilfunktarifen planen wir keine Preiserhöhungen“, sagte eine Firmensprecherin. 1&1 hat derzeit noch kein eigenes Netz, das von Handynutzern unterwegs genutzt wird, baut dieses aber gerade auf und will es im Herbst freischalten. Bisher greift 1&1 vor allem auf das O2-Handynetz zurück und zahlt dafür Miete. So ein Geschäftsmodell hat auch Freenet. Dessen Sprecherin sagte: „Wir haben aktuell keine Pläne zur Anpassung unserer Preise.“
Verbraucherschützer reagieren enttäuscht auf die O2-Ankündigung. „Es ist ärgerlich für die Verbraucherinnen und Verbraucher, dass in Zeiten allgemein anziehender Preise bald auch Handytarife teurer werden“, sagt Felix Flosbach von der Verbraucherzentrale NRW. Er appelliert an die Verbraucher, vor Vertragsabschluss verschiedene Tarife unterschiedlicher Anbieter miteinander zu vergleichen. „Das lohnt sich.“ Verbraucher sollten keine Scheu haben, den Anbieter zu wechseln. „Die Rufnummernmitnahme ist einfach und kostenlos und der Anschluss darf durch diesen Wechsel nur maximal einen Tag ausfallen.“
Manuel Siekmann vom Vergleichsportal Check24 sagt, dass neben den Netzbetreibern „viele weitere Mobilfunkanbieter attraktive Preise“ für Neukunden anbieten. Je nach Nutzungsverhalten könnten die Verbraucherinnen und Verbraucher bis zu 50 Prozent sparen.
Handynetz in Deutschland wird ausgebaut – und teurer
Deutschlands Mobilfunkanbieter bauen ihr Handynetz seit einigen Jahren massiv aus und investieren dafür Milliarden. Der Datenbedarf steigt seit langem, weil die Verbraucher unterwegs mehr streamen und andere datenintensive Anwendungen nutzen. Die Abdeckung hat sich verbessert, Funklöcher oder schlechte Verbindungen bleiben mancherorts aber ein Ärgernis.
Das sind auch die schwankenden Spritpreise – nicht nur für Autofahrer. Der ADAC erklärt, wann man ein Auto volltanken sollte, um Geld zu sparen. Der Vergleich lohnt sich. – maho/dpa