Welcher Führerschein für welches Wohnmobil? Es kommt auf mehrere Faktoren an
Immer mehr Menschen in NRW und Deutschland schaffen sich ein Wohnmobil an. Aber welcher Führerschein ist dafür eigentlich nötig? Es kommt auf Faktoren an.
Hamm - Die Corona-Pandemie und die vor allem zur Anfangszeit strengen Einschränkungen und Regeln haben in bestimmten Bereichen das verhalten der Menschen verändert - unter anderem beim Thema Urlaub. Flüge in die Sonne und Übernachtungen in Hotels oder Ferienwohnung waren zeitweise nicht erlaubt.
Urlaub mit dem Wohnmobil: Welchen Führerschein brauche ich dafür?
Das führte auch in Nordrhein-Westfalen dazu, dass sich in der Corona-Zeit deutlich mehr Menschen Wohnmobile angeschafft haben. Von Anfang 2020 bis Anfang 2022 wuchs die Zahl der Wohnmobile um 29,5 Prozent oder knapp 36.000 Fahrzeuge auf gut 156.000, teilte das Statistische Landesamt IT.NRW mit. Dabei liege die Wohnmobildichte in Landkreisen deutlich höher als in Großstädten. Den NRW-weit höchsten Wert verbuchte Coesfeld mit durchschnittlich 145 Wohnmobilen pro 10.000 Einwohner.
Wer sich ein Wohnmobil anschaffen möchte, sollte vorher abklären: Darf ich das Gefährt überhaupt fahren? Welcher Führerschein ist dafür nötig?
Welchen Führerschein brauche ich für ein Wohnmobil? Es kommt auf drei Faktoren an
Einen speziellen Wohnmobil-Führerschein gibt es nicht. Dennoch ist es nicht ohne weiteres erlaubt, ein Wohnmobil zu fahren. Der Tüv Süd rät dazu, die exakten Bestimmungen zu überprüfen, mit welchem Führerschein Sie welche Art von Wohnmobil bewegen dürfen. Es kommt dabei auf drei Faktoren an:
- Gewicht des Reisefahrzeugs,
- vorliegende Fahrererlaubnis,
- Datum der Ausstellung des Führerscheins.
In einem Fall ist die Sachlage ganz einfach: Liegt das zulässige Gesamtgewicht (zGG) des Wohnmobils unter der Grenze von 3,5 Tonnen, reicht dafür bereits in Führerschein der Klasse B aus - ganz gleich, wann Sie diesen erworben haben. Die notwendigen Angaben befinden sich in der Zulassungsbescheinigung I in Zeile F.1, im Fahrzeugschein unter Punkt 15.
Für größere und schwerere Wohnmobile wird die Sache mit dem „richtigen“ Führerschein schon etwas komplizierter. Es folgen weitere Einschränkungen.
- Wohnmobil schwerer als 3,5 Tonnen: Entscheidend ist in diesem Fall das Jahr, in dem die Fahrlizenz ausgestellt wurde. Ab dem Jahr 1999, so der Tüv Süd, ist ein Lkw-Führerschein der Klasse C1 notwendig. Damit dürfen Fahrer Wohnmobile bis zu 7,5 Tonnen plus einem Anhänger mit bis zu 750 Kilogramm Gesamtgewicht steuern.
- Leichteres Wohnmobil mit Anhänger (unter 4,25 Tonnen): In diesem Fall brauchen Sie nach Angaben des Tüv Süd nur den Erweiterungsführerschein B96. Diesen erhalte man schon nach einem eintägigen Kurs in einer Fahrschule zusammen mit einem Theorie- und einem Praxisteil. Eine Fahrprüfung ist dafür nicht notwendig.
- Wohnmobil bis zu 7,5 Tonnen: Solche Fahrzeuge dürfen diejenigen führen, die ihren Führerschein schon vor 1999 (ehemalige Klasse 3) erworben haben. Zudem darf man Gespanne - also auch Wohnmobil plus Wohnwagen oder Anhänger - mit einem Gesamtgewicht bis zu 18,75 Tonnen steuern. Eine Einschränkung gibt es jedoch: Der Fahrer darf nicht über 50 Jahre alt sein.
Führerscheinklasse BE erlaubt Gesamtgewicht von sieben Tonnen
Dann wäre da noch die eigenständige Führerscheinklasse BE - der sogenannte Anhängerführerschein. Dieser erlaubt, so der Tüv Nord, ein zulässiges Gesamtgewicht von sieben Tonnen. Konkret heißt das: Sowohl Zugfahrzeug als auch Anhänger dürfen je 3,5 Tonnen wiegen. Diesen Schein erhält man nur mit zusätzlichen Fahrstunden und einer bestandener Prüfung.
Wer (noch) kein Wohnmobil hat, greift wohl auf die Auto- oder Flugreise hin. Jetzt, wo die Corona-Zahlen wieder steigen: Muss ich bei einer Infektion im Urlaub eigentlich im Hotel in Quarantäne? Die Länder haben ja unterschiedliche Regeln.