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Hühnerfleisch-Skandal: Lidl weist Vorwürfe von sich

Fleisch-Skandal bei Lidl? Proben von Hühnerfleisch wurden untersucht. Das Ergebnis ist beunruhigend - gefährliche Keime wurden festgestellt. 

Hamm - Hühnerfleisch zählt zu den beliebtesten Sorten unter Fleischkonsumenten. Viele Verbraucher verzehren es mehrfach in der Woche. Nun sollte jedoch genauer überlegt werden, wo das Fleisch herkommt und gekauft wird. Denn: Eine genauere Untersuchung von Hühnerfleisch des Discounters Lidl ergab Beunruhigendes.

Fleisch-Skandal bei Lidl: Hühnerfleisch mit gefährlichen Keimen belastet

Die „Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt“ nahm zahlreiche Proben des Hühnerfleischs der Lidl-Eigenmarke „Metzgerfrisch“ unter die Lupe. Und: In einer Vielzahl der Proben seien antibiotikaresistente Keime entdeckt worden. Auch gefährliche Krankheitserreger fanden sich auf einigen Fleischstücken, heißt es.

Das Ergebnis der Proben scheint beunruhigend: Nur sechs Proben waren in der Untersuchung unauffällig. 71 Prozent der Proben seien mit multiresistenten Keimen belastet. Am häufigsten vertreten sei hier der Fäkalkeim Escherichia coli – ein Erreger, der für Magen-Darm-Infekte oder Harnwegserkrankungen verantwortlich sein kann. Auch diese gefährlichen Krankheitserreger wurden entdeckt:

  • Enterokokken (25 Prozent der Proben)
  • Campylobacter (18 Prozenz der Proben)
  • Salmonellen (eine Probe)

Dr. Imke Lührs, Fachärztin für Innere Medizin, erklärt die Ergebnisse der Proben in einer Mitteilung der Stiftung: „Die große Mehrzahl der Proben ist mit für Menschen potenziell gefährlichen Erregern kontaminiert. Der hohe Anteil von antibiotikaresistenten Keimen auf dem Fleisch ist absolut besorgniserregend“.

Die Keime sollen laut Angaben der Ärztin zwar nicht sofort krank machen. Doch: Menschen mit geschwächtem Immunsystem oder solche, die Antibiotika nehmen, könnte es hart treffen. Schwer zu behandelnde Infektionen könnten die Folge sein. Medikamente wie Antibiotika könnten somit nicht mehr anschlagen. Auch Schlimmeres sei nicht auszuschließen. Eine Belastung mit resistenten Keimen kann auch zu Todesfällen führen, wie die Zahlen bestätigen:

  • Weltweite Todesopfer von antibiotikaresistenten Bakterien: 1,27 Millionen (jährlich)
  • Todesfälle im Zusammenhang mit resistenten Keimen in Deutschland: 45.700 (jährlich)
  • Todesfälle in Deutschland, die direkt auf resistente Keime zurückzuführen sind: 9.650 (jährlich)

Hühnerfleisch mit Keimen entdeckt: „Küchenhygiene sollte wie im OP sein“

Dr. Lührs stellt einen wichtigen Vergleich auf, der verdeutlicht, wie die Küchenhygiene ablaufen sollte. Dies sei wichtig, damit Keime nicht entstehen. „Ich vergleiche die erforderliche Küchenhygiene gerne mit Arbeit im OP. Da ist Konzentration und absolute Sorgfalt erforderlich, die im Alltag nach meiner Meinung nicht eingehalten werden kann“, so Lührs.

Die „Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt“ hat bereits den Grund für die hohe Keimbelastung erkannt: die Bedingungen in Lidls Hühnermast. Vergangene Studien und Video-Recherchen in den Ställen der Lidl-Lieferanten sollen dies bereits belegt haben. Qualzucht und schlechte Haltungsbedingungen sowie geschwächte und kranke Tiere seien hier entdeckt worden.

Fleisch-Skandal bei Lidl: Es muss gehandelt werden

Die Stiftung und weitere Tierschutzorganisation fordern Lidl dazu auf, zu handeln. Die Standards der Europäischen Masthuhn-Initiative sollen umgesetzt werden. Damit die Lebensbedingungen der Hühner verbessert werden.

„Wie man sieht, bedeuten die Bedingungen in den Ställen der Lidl-Lieferanten nicht nur viel Elend für die Tiere, sondern sind auch gefährlich für uns Menschen. Wir erwarten, dass Lidl das Übel an der Wurzel packt, sich endlich daran macht, die Tierhaltung zu verbessern und der Europäischen Masthuhn-Initiative beitritt“, erklärt Mahi Klosterhalfen, Präsident der „Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt“, über den Keim-Skandal bei Lidl. Ein Betritt sowie eine Verbesserung der Tierhaltung sei laut Klosterhalfen sowohl für die Tiere als auch für Verbraucher enorm wichtig.

Hühnerfleisch mit Keimbelastung: Was sagt Lidl dazu?

Der Discounter Lidl äußert sich auch zu dem Keim-Skandal. „Die Qualität unserer Produkte sowie der Schutz der Verbraucher hat für Lidl höchste Priorität. Alle Artikel unterliegen umfangreichen Qualitätskontrollen entlang der gesamten Lieferkette“, erklärt Yasemin Tekin von der Pressestelle des Marktes. Geflügelfleisch sei grundsätzlich anfälliger für eine Keimbelastung, heißt es. Bei einer gängigen Zubereitung von Geflügelfleisch ginge jedoch für den Verbraucher keinerlei Gesundheitsgefahr aus, so Tekin.

Rubriklistenbild: © Christoph Hardt/FuturexImage/Imago (Archivbild/Symbolbild)

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