Corona-Test: Blasser T-Strich, weniger Viruslast - ist das richtig?
Der T-Strich auf dem Corona-Test ist nur sehr blass. Spricht das für eine geringe Viruslast? Hat die Stärke der Linie wirklich eine Bedeutung?
Hamm - Eine Aussage, die man derzeit häufig von Menschen hört, die sich mit Corona infiziert haben: „Der zweite Strich beim Schnelltest ist nur noch schwach zu sehen. Ich habe es bald überstanden.“ Aber stimmt das so überhaupt? Bedeutet ein nur schwach zu sehender T-Strich beim Selbsttest tatsächlich, dass man nur noch wenig Virus im Körper hat und eventuell auch weniger ansteckend ist?
Corona-Test: Mehr Viruslast bei deutlichem T-Strich - ist das so?
Ein Großteil der Wissenschaftler ist der Meinung, dass das nicht so ist. So erklärt Martina Prelog, Fach-Immunologin der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, auf Anfrage unserer Redaktion: „Die Stärke des T-Feld-Striches sagt nichts über die Viruslast und auch nichts über die Ansteckbarkeit aus, da die Tests das N-Protein des Coronavirus nur qualitativ nachweisen, also ob es vorhanden ist oder nicht, und nicht zur Quantifizierung gedacht sind.“
Laut Martina Prelog kann ein nur schwach zu sehender T-Strich bedeuten, dass beim Nasen- oder Rachenabstrich nur wenig Probematerial, also Speichel oder Nasensekret, entnommen wurde. Oder aber, dass in der Probe wenig N-Protein, auf das der Test reagiert, vorhanden war.
Was wiederum ebenfalls nicht heißt, dass man weniger ansteckend ist. Die Immunologin erklärt: „Die Menge an nachgewiesenem N-Protein ist nicht unbedingt direkt proportional zur Menge infektiöser Viruspartikel und damit zur Ansteckbarkeit.“
Corona-Test: Der Strich wird schwächer - bin ich bald gesund?
Aber es gibt auch gegenteilige Meinungen. So ist sich Virologe Dr. Connor Bamford von der Queen‘s University sicher: Die Dicke des Strichs gibt tatsächlich ungefähr die Anzahl der Viren wieder, die sich in unserem Körper befinden. Heißt: Je kräftiger und deutlicher der T-Strich erscheint, desto höher ist die Viruslast.
Im Gespräch mit dem Belfast Telegraph macht er aber auch darauf aufmerksam, dass das für das Verhalten des Infizierten keinen Unterschied machen darf. Denn ob die Linie nun dick oder dünn ist: Man trägt das Virus in sich, man ist ansteckend, man soll sich in Isolation begeben. Zumal es bei einer beginnenden Infektion so sein kann, dass es bereits wenige Stunden nach einem Testresultat mit schwachem T-Strich zu einem Ergebnis mit einem dickeren zweiten Strich kommen kann, man also innerhalb kürzester Zeit wesentlich ansteckender geworden ist
Aber ja: Tatsächlich würde laut Dr. Connor Bamford ein täglich schwächer werdendes Testresultat ein Hinweis darauf sein, dass die Viruslast langsam abnimmt - das Virus aber noch da ist. Die eigenen vier Wände verlassen sollte man also wirklich erst, wenn der Schnelltest eindeutig negativ ausfällt. Also nur ein Strich zu sehen ist.
Corona-Test: Und was bedeutet ein schwacher Kontrollstrich?
Übrigens: Nicht nur der T-Strich kann mitunter schwach zu sehen sein. Auch bei dem Strich neben dem C kommt das mal vor und sorgt für Verunsicherung. Denn bedeutet das, dass der Schnelltest ungültig sein könnte? Auch hier hat Immunologin Martina Prelog eine eindeutige Antwort: „Ein schwacher oder auch unterbrochener Streifen im C-Feld bedeutet trotzdem einen gültigen Test.“
Gründe für den schwachen Kontrollstrich können sein:
- zu wenig Nasensekret bzw. Speichel
- zu wenig Lösungsflüssigkeit
- Filterpapier saugt zu schlecht (Kapillarwirkung schlecht)
- Test wurde falsch gelagert, verunreinigt etc.
Lediglich, wenn neben dem C gar kein Streifen erscheint, gilt der Test als nicht gültig und muss wiederholt werden.
Statt einen Selbsttest zu machen, gehen viele Leute lieber ins Testzentrum. Doch wer darf sich in NRW derzeit eigentlich noch gratis testen lassen? Bei den Angaben, die man dann machen muss, soll ein Formular helfen.