Beifahrer darf Blitzer-Apps nicht nutzen - doch es gibt ein Schlupfloch
Das Fahren mit eingeschalteter Blitzer-App ist für alle Insassen verboten. Es drohen ein saftiges Bußgeld und ein Punkt in Flensburg. Es gibt aber ein Schlupfloch.
Hamm - Einige Sekunden unachtsam gewesen, das Tempolimit-Schild nicht beachtet oder schlichtweg einfach zu schnell unterwegs: Blitzer-Fotos sind ärgerlich und kostspielig. Nicht nur in Nordrhein-Westfalen waren sogenannte Blitzer-Apps deshalb voll im Trend. Diese warnten Autofahrer während der Fahrt vor Radarfallen. Das jedoch ist verboten — auch für den Beifahrer. Es gibt aber ein kleines Schlupfloch.
Blitzer-App: Bußgeld auch bei Beifahrer-Nutzung - es gibt ein Schlupfloch
Ins Auto einsteigen, Smartphone mitsamt Blitzer-App aktivieren und losfahren. Mit der zum Teil kostenpflichtigen Software war und ist es äußerst einfach, den doch so nervigen Radarfallen zu entgehen. Einige hunderte Meter vor dem Blitzer erhält der Autofahrer ein Audiosignal, das unbeliebte Foto bleibt aus.
Das allerdings ist illegal, sogar für alle Insassen im Auto. Wie das Oberlandesgericht Karlsruhe jetzt in einem Urteil bekannt gab, sei die Aktivierung der Blitzer-App während der Fahrt grundsätzlich verboten. Ein 64-Jähriger aus dem Rhein-Neckar-Kreis hatte gegen ein Bußgeld von 100 Euro geklagt, nachdem die aktivierte Blitzer-App bei seiner Beifahrerin während einer Polizeikontrolle entdeckt wurde.
Die Straßenverkehrsordnung verbiete nicht nur einem Fahrer die Nutzung einer App mit Blitzer-Warnungen. Verboten sei auch, so eine App auf dem Handy eines anderen Fahrzeuginsassen aktiv laufen zu lassen, heißt es laut Aktenzeichen 2 ORbs 35 Ss 9/23. Wer dennoch die Blitzer-App nutzt, begeht eine Ordnungswidrigkeit, die ein Bußgeld von 75 Euro sowie einen Punkt in Flensburg nach sich ziehen.
75 Euro und Punkt in Flensburg: Blitzer-App für alle Insassen verboten
Auf dem Smartphone installiert werden dürfen die nützlichen und zahlreich im App-Store vorhandenen Programme dennoch. Und hier tut sich ein kleines Schlupfloch auf. Wer vor Antritt der Fahrt die Blitzer-App öffnet und sich über die Route mitsamt Blitzer informiert, kann dies durchaus tun. Benötigt wird dazu allerdings ein gutes Gedächtnis.
Ohnehin wird aus den Standorten der Blitzer, die bei einer NRW-Stadt die Kassen klingeln lassen, kein großes Geheimnis gemacht. So veröffentlicht die Polizei regelmäßig Listen mit Radarfallen-Standorten. Zudem können Autofahrer während der Fahrt das Radio einschalten. Dort werden ebenfalls Blitzer-Standorte durchgegeben. Grundsätzlich gilt: Wer das Smartphone während der Fahrt zur Seite legt, ist auf der sicheren Seite. Ein Fahranfänger musste jüngst 25.000 Euro bezahlen. Dabei fuhr er nur 9 km/h zu viel.