„2023 wird hart“: Alarm bei großer Brauerei wegen Preisanstieg bei Bier
Weil Bier teurer wird, schlägt eine große Brauerei aus Deutschland Alarm und warnt vor einem harten Jahr. Sie sieht sich jedoch gut aufgestellt. Doch der Chef wird deutlich.
Hamm – Ende Januar hatten Brauereiverbände Alarm geschlagen. Bier in der Gaststätte wird angesichts der steigenden Produktionskosten in Deutschland teurer – bis zu 7,50 Euro soll ein halber Liter bald schon kosten. Viele Brauereien und Wirte fürchten um ihre Existenz. Natürlich spürt auch Deutschlands größte Brauereigruppe die Auswirkungen. Die Radeberger Gruppe wappnet sich – und warnt vor einem harten Jahr 2023.
Bier wird teurer – Radeberger-Gruppe klagt über Kostendruck und Überkapazitäten
„Wir bewegen uns unverändert in schwerem Fahrwasser. Unser Markt ist weiterhin von dem hinter uns liegenden als auch aktuellen Krisengeschehen geprägt: massiver Kostendruck, stetig wachsende Überkapazitäten durch auch krisenbedingt fehlende Absätze, Gedankenspiele rund um eine dauerhaft gesicherte Energieversorgung in der nächsten Wintersaison und nicht zuletzt anhaltend hohe Inflationsraten“, erklärte Guido Mockel, Sprecher der Geschäftsführung der Radeberger Gruppe, auf Nachfrage von wa.de. Darüber hinaus sorge eine ausufernde Aktionspolitik des Handels für massive Probleme in der Warenversorgung. „Die Sorgenfalten der Brauer dürften also gerade nicht weniger werden“, sagte Mockel.
„Die Inflation setzt die Wirtschaft unter hohen Druck. Wir müssen damit rechnen, dass die Kosten 2023 auf hohem Niveau bleiben und teilweise weiter steigen“, erklärte derweil Holger Eichele, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Brauer-Bundes (DBB). Der anhaltend hohe Kostendruck sei die größte Herausforderung für die Brauwirtschaft im neuen Jahr, neben der Aufrechterhaltung einer sicheren und bezahlbaren Energieversorgung. Die größten Kostensteigerungen mussten die Brauereien laut einer Umfrage der DBB-Mitglieder bei folgenden Rohstoffen und Dienstleistungen hinnehmen:
Kronkorken | +120 Prozent |
Kohlensäure | +90 Prozent |
Neuglas | +70 Prozent |
Etiketten | +30 Prozent |
Hopfen | +35 Prozent |
Malz | +90 Prozent |
Krafstoffe | +55 Prozent |
Bierkisten | +40 Prozent |
Bierfässer | +60 Prozent |
Kartonage | +40 Prozent |
Seefracht | +55 Prozent |
LKW-Fracht | +20 Prozent |
Nach Einschätzung des Deutschen Brauer-Bundes hat sich die Branche in den vergangenen Jahren als äußerst widerstandsfähig erwiesen und sich in den Krisen insgesamt erfolgreich behaupten können, im Februar 2023 müssen sich die Kunden trotzdem auf zahlreiche Veränderungen einstellen. „Viele Brauereien konnten die Erfahrungen aus der Corona-Krise nutzen, auch wenn die Dimensionen heute ungleich größer sind“, so Eichele. Auch die Radeberger-Gruppe scheint gut aufgestellt zu sein.
Ende der Corona-Beschränkungen hilft Radeberger – Bier wird trotzdem teurer
Besonders die Öffnungen und die Rückkehr zur Normalität nach den Corona-Krisenjahren tat der Bierbranche merklich gut. „Die vergangenen Monate haben gezeigt, wie sehr die Menschen ihre nach langen Pandemie-Einschränkungen zurückgewonnene Freiheit genießen wollten“, erklärte Mockel. Der Sprecher der Radeberger-Geschäftsführung führte aber auch an: „Diese händeringend erwartete Rückkehr von Normalität hat unserer Branche nach zwei rabenschwarzen Jahren gutgetan – auch, wenn sie sich trotz dieser Erholung weiterhin unter Vorkrisenniveau bewegt und ihr im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 deutliche Absatzvolumina fehlen.“
Den steigenden Preisen und einer erneut drohenden Bier-Krise kann die Radeberger Gruppe dabei anders begegnen als etwa kleinere Brauereien wie Pinkus aus Münster. Grund: Das breite Portfolio sorgt für einen größeren Umsatz. Zu Radeberger gehören zahlreiche sich immer größerer Beliebtheit erfreuende alkoholfreie Getränke sowie internationale, nationale und regionale Biermarken – darunter etwa die Sorten Brinkhoff‘s und Kronen aus Dortmund (NRW). Nach eigenen Angaben konnte Deutschlands größte Brauereigruppe so „ihren Getränkeabsatz im Jahr 2022 um knapp plus 6 Prozent auf rund 11,8 Millionen Hektoliter“ steigern. So gut erging es bei weitem nicht allen Brauereien.
Trotz positiver marktseitiger Entwicklungen blickt Radeberger-Lenker Mockel daher verhalten auf die Lage der Brauereibranche: „Man darf sich durch die sich dieser Tage geradezu überschlagenden Positivmeldungen nicht täuschen lassen: Die durchaus erfreulichen Absatzzuwächse stellen in den meisten Fällen kein wirkliches Wachstum dar, sondern lediglich die zwar begrüßenswerte, aber eben doch nicht ausreichende Rückeroberung zuvor in der Krise verlorener Hektoliter – und das mit einem ganz anderen Ertragsbild angesichts dramatischer Kostenentwicklungen. Eine branchenweite Rückkehr auf Vorkrisenniveau ist nicht in Sicht“, sagt er und wird angesichts eines drohenden Preisanstiegs beim Bier und den damit verbundenen Problemen deutlich: „Wer im Jahr 2022 im Vergleich zum unterirdischen Vorjahr keine positive Entwicklung verzeichnet hat, der hat wohl ein grundsätzliches strukturelles Problem …“
Für Brauereien, Biertrinker und Verbraucher generell steht also ein hartes Jahr 2023 an. Trotz zahlreicher Krisen versprüht DBB-Chef Eichele dennoch Hoffnung: „Wir arbeiten seit nunmehr fast drei Jahren in einem permanenten Krisenmodus. Kostensteigerungen und unerwartete Engpässe in den Lieferketten begleiten uns schon seit Beginn der Pandemie. Die völkerrechtswidrige Invasion Russlands in der Ukraine hat die Probleme nochmals verschärft. Heute jedoch ist die Brauwirtschaft deutlich resilienter als früher.“