Bauzinsen in Deutschland steigen - „Fünf Prozent sind keine Schwarzmalerei“
Die Bauzinsen klettern über die 4-Prozent-Marke – ein Haus zu kaufen wird also teurer. Experten glauben, dass es nicht dabei bleibt. Kurzfristig gibt es aber Hoffnung.
Hamm - Es gab schon bessere Zeiten, um ein Haus zu kaufen. Die Preise für Immobilien sind nach jahrelangem Boom weiterhin hoch. Dazu wird es immer teurer, sich Geld zu leihen. Die Bauzinsen für zehnjährige Finanzierungen sind wieder über die Marke von vier Prozent geklettert. Experten glauben, dass es dabei nicht bleibt.
Bauzinsen in Deutschland steigen kurz vor der nächsten Leitzins-Erhöhung der EZB
Nach vielen Jahren traumhafter Konditionen kommen die schlechten Nachrichten für potenzielle Häuslebauer und Immobilienkäufer in immer kürzeren Abständen. Im Kampf gegen die Inflation hatte die Europäische Zentralbank den Leitzins im Euroraum erst Anfang Februar auf 3,0 Prozent erhöht. Für Donnerstag (16. März) hat die EZB bereits die nächste Leitzins-Erhöhung angekündigt.
Das heißt vereinfacht: Für Banken wird es teurer, sich Geld bei der Zentralbank zu leihen. Es tritt nun das ein, was allgemein erwartet wurde: Die Banken holen sich die Mehrkosten von ihren Kunden in NRW und ganz Deutschland zurück, indem sie höhere Zinsen für Baufinanzierungen verlangen.
Baufinanzierungen wurden innerhalb eines Jahres massiv teurer. Anfang 2022 lag die Rate etwa für zehnjährige Hypotheken bei einem Prozent. Jetzt, Mitte März 2023, liegt sie über der Marke von vier Prozent, wie Daten der Frankfurter FMH-Finanzberatung und des Kreditvermittlers Interhyp zeigen. Das ist - nach einer kurzen Delle im Januar - der höchste Stand seit Oktober 2022.
Steigende Bauzinsen in Deutschland: Unstete Entwicklung für 2023
Die schlechteren Konditionen führen dazu, dass die Monatsraten für Zins und Tilgung um Hunderte Euro höher liegen als vor zwölf Monaten, was den Immobilienkauf für viele Menschen unbezahlbar macht.
Darüber, wie sich die Bauzinsen in den kommenden Monaten entwickeln, herrscht Uneinigkeit. „Wir erwarten für das laufende Jahr stark schwankende Zinsen in einem Korridor zwischen drei und vier Prozent, kurzzeitig auch darüber, so wie es gerade der Fall ist“, sagte Mirjam Mohr, Privatkundengeschäft-Vorständin von Interhyp.
Steigende Bauzinsen in Deutschland: US-Bankenkrise könnte Entlastung bringen
Auch die FMH-Finanzberatung sieht die Zinsen für zehnjährige Kredite bei knapp über vier Prozent, rechnet aber mit deutlich mehr Druck nach oben. „Fünf Prozent bis Jahresende sind keine Schwarzmalerei, sondern eine realistische Prognose“, sagt Gründer Max Herbst. Erst wenn die Inflation im Griff sei, dürften die Bauzinsen wieder deutlich fallen. Das kann dauern.
Zumindest kurzfristig gibt es aber Entspannung für Immobilienkäufer, denn mit der Bankenkrise in den USA haben die Renditen zehnjähriger Bundesanleihen zuletzt kräftig nachgegeben. „Die ersten Banken haben darauf reagiert und die Baufinanzierungszinsen schon wieder gesenkt“, sagte Ingo Foitzik vom Vergleichsportal Check24. Er rechnet mit weiteren starken Zinssenkungen diese Woche, bevor Baukredite in den kommenden Monaten mit weiteren Leitzinserhöhungen der EZB wieder teurer werden sollten.
Einmal abgesehen von der EZB-Leitzins-Erhöhung und steigenden Bauzinsen müssen sich Menschen in Deutschland auf weitere Änderungen einstellen, etwa bei Bierpreisen, Maskenpflicht und Energiesparlampen.