Burg, Fußball und Verschwörung: Alles zur NRW-Stadt Bielefeld

Bielefeld gibt es wirklich. Auch wenn eine Internet-Verschwörung das anzweifelt. Neben Arminia Bielefeld ist vor allem die Burg Aushängeschild der NRW-Stadt.
Bielefeld - Bielefeld ist gemessen an seinen Einwohnern die achtgrößte Stadt in Nordrhein-Westfalen. Dennoch haben viele die Großstadt im Osten des Bundeslandes gar nicht so auf dem Schirm. Dabei hat Bielefeld eine sehr renommierte Universität. Zudem besitzt die Stadt mit der Sparrenburg ein Wahrzeichen, das zugleich als Aushängeschild fungiert. Und der Fußballverein Arminia Bielefeld sorgt für überregionale Bekanntschaft.
Stadt | Bielefeld |
Bundesland | Nordrhein-Westfalen |
Fläche | 258,8 km² |
Einwohner | 334.002 (31. Dez. 2021) |
Postleitzahlen | 33602–33739 |
Oberbürgermeister | Pit Clausen (SPD) |
DSC Arminia Bielefeld: Ein Fußballstadion mitten im Stadtgebiet
Seit Jahrzehnten ist der Fußballverein Arminia Bielefeld im deutschen Profifußball vertreten. Für die ganz großen Erfolge reicht es nicht. Vielmehr hat der Klub, dessen Vereinsfarben schwarz, weiß und blau sind, in der jüngeren Vergangenheit eher als Fahrstuhlmannschaft (viele Auf- und Abstiege) auf sich aufmerksam gemacht. Und doch kennen viele die Stadt vor allem aufgrund ihres Fußballklubs, denn die Arminia zählt mit über 15.000 Mitgliedern zu den größeren Sportvereinen in Deutschland, auch wenn die NRW-Klubs FC Schalke 04 (164.000) und Borussia Dortmund (168.000) natürlich wesentlich größer sind.

Trotzdem ist der DSC der größte Fußballverein in der Region Ostwestfalen-Lippe. Zudem zählt der bereits 1905 gegründete Klub zu den Traditionsvereinen in Deutschland. In den Jahren 1922 und 1923 wurde Bielefeld zweimal hintereinander westdeutscher Meister. Aktuell spielen die Arminen in der 2. Liga.
Das Stadion von Arminia Bielefeld (SchücoArena) zeichnet sich vor allem durch seiner innerstädtische Lage aus. Die Arena befindet sich inmitten eines Stadtgebiets und ist in weniger als 20 Minuten fußläufig vom Bielefelder Hauptbahnhof zu erreichen. Außerdem gehört sie zu den älteren Stadionbauten im deutschen Profifußball - 1926 wurde die Arena eröffnet. Sie bietet Platz für mehr als 27.000 Zuschauer.
Bielfelds Stadtgeschichte: Zentrum der Leinenindustrie
Bielefelds erste Erwähnung lässt sich auf den Anfang des 9. Jahrhunderts datieren. Als Stadt wurde Bielefeld erstmals im Jahre 1214 bezeichnet. Damals sollte die Kaufmannsstadt vor allem den Handel in der Grafschaft Ravensberg fördern - einem Territorium des Heiligen Römischen Reiches. Bielefeld fungierte als Hauptort jener Grafschaft und wurde außerdem zum Zentrum der dortigen Leinenindustrie.
Doch die Geschichte Bielefelds reicht tatsächlich noch weiter zurück, wie Archäologenfunde aus der jüngeren Vergangenheit demonstrieren. 2017 wurden Reste eines vermutlich 2.000 Jahre alten römischen Militärlagers in einem Waldgebiet von Bielefeld-Sennestadt entdeckt. Bereits zuvor hatte es immer wieder Hinweise gegeben, dass die Römer unter Kaiser Augustus Spuren bis ins heutige Westfalen hinterließen.
Sparrenburg: Wahrzeichen der Stadt mit Fest-Charakter
Zur früheren wie aktuellen Geschichte der Stadt Bielefeld gehört in jedem Fall auch die Sparrenburg. Die Burg befindet sich in Höhenlage etwa 180 Meter über dem Stadtkern und gilt als eines der wichtigsten Wahrzeichen der Stadt. Noch vor 1250 wurde die Burg erbaut, ehe sie im späten 16. Jahrhundert erweitert und ausgebaut wurde. Seither musste die Sparrenburg aufgrund von Kriegszerstörungen restauriert werden.
Immer wieder finden Besichtigungen, Veranstaltungen und Aktionen rund um die Sparrenburg statt. Eine der wichtigsten Attraktionen ist das Sparrenburgfest, welches jedes Jahr am letzten Juli-Wochenende stattfindet. Mit dem Fest kehrt ein Hauch Mittelalter nach Westfalen zurück. Denn Schausteller und Händler stellen dann das Leben im Mittelalter nach. Bis 2008 fand das Fest noch innerhalb der Burgmauern statt, aufgrund von Ausgrabungsstätten wich man später aber auf eine Fläche aus, die weiter unten gelegen ist.
Wald und Sakralbauten: Weitere Sehenswürdigkeiten in Bielefeld
Eine Besonderheit Bielefelds, die für eine Großstadt untypisch ist: Die Stadt ist nicht nur sehr grün, sondern weist auch innerstädtisch eine Menge Waldgebiet auf. Das liegt daran, dass sich der Gebirgszug des Teutoburger Waldes südlich an die Stadt anschließt und sie zum Teil durchzieht. Tatsächlich führen durch den Teutoburger Wald zahlreiche Wanderwege inmitten des Bielefelder Stadtgebiets. Der bekannteste unter ihnen ist der Hermannsweg, der vom Hermannsdenkmal bei Detmold über die Bielefelder Sparrenburg bis nach Rheine führt.
Bekannt sind aber auch die Sakralbauten. Die Nicolaikirche in der Altstadt ist dabei die älteste der Bielefelder Stadtkirchen. Sie wurde im frühen 13. Jahrhundert errichtet. Aber auch die Neustädter Marienkirche ist ein prägendes Element des Bielefelder Stadtbildes. Im Stil der Spätgotik ist zudem in der nördlichen Altstadt die Süsterkirche gelegen.
„Bielefeld gibt es nicht“ - Eine satirische Verschwörungstheorie
Seit Jahrzehnten gibt es eine satirische Verschwörungstheorie, wonach es die Stadt Bielefeld gar nicht gibt. Die Theorie, die erstmals 1994 als Witz auf einer Studentenparty aufkeimte, entwickelte sich im Internet rasant weiter und kursiert dort seither als Dauerwitz. Es handelt sich sozusagen um das ironische Narrativ einer Netzkultur, das inzwischen als Beispiel genutzt wird, um aufzuzeigen, wie Verschwörungstheorien funktionieren.
Von der Stadt Bielefeld selbst wird die Bielefeld-Verschwörung unterschiedlich aufgegriffen - teilweise selbstironisch. So stand etwa die 800-Jahr-Feier der Stadt 2014 unter dem Motto „Das gibt’s doch gar nicht“. Doch das Stadtmarketing spielt nicht nur mit der Erzählung, sondern wirkt dieser auch entgegen - wenn auch mit zwinkerndem Auge. Vor einigen Jahren setzte die Stadt eine Million Euro als Beweis aus für denjenigen, der belegen kann, dass es Bielefeld wirklich nicht gibt. Das Geld musste logischerweise nie ausgezahlt werden.
Jedes Jahr im Mai: Der Leinewebermarkt
Das weiter oben beschriebene Sparrenburgfest ist nicht die einzige jährliche Attraktion, die zahlreiche Besucher in die nordrhein-westfälische Großstadt lotst. Auch der Leinewebermarkt lockt jedes Jahr 400.000 Besucher nach Bielefeld und ist somit nach Libori in Paderborn das zweitgrößte Innenstadtfest in Ostwestfalen-Lippe.
Seit 1974 findet der Leinewebermarkt am letzten oder vorletzten Maiwochenende statt. Die Festaktivitäten bestehen aus Konzerten verschiedener Musikrichtungen, Tanzveranstaltungen, Comedy, Fahrgeschäften, Straßenkunst und Kirmes und erstrecken sich über die gesamte Bielefelder Altstadt. Der Name geht auf die Geschichte der Stadt als Zentrum der Leinenindustrie zurück.
Bielefeld als Anker: Die Region Ostwestfalen-Lippe
Bielefeld ist vor Paderborn (151.000) und Gütersloh (101.000) die mit Abstand größte Stadt in der Region Ostwestfalen-Lippe. In der Region im Norden Nordrhein-Westfalens, die flächenmäßig in etwa ein Fünftel des Bundeslandes ausmacht, wohnen nur etwas mehr als zwei Millionen Einwohner. Die Region weist vor allem einen ländlichen Charakter auf - auch wegen des Weserberglandes und dem Ravensberger Hügelland.
Trotz ihres Namens ist es in der Region Ostwestfalen-Lippe nicht etwa die Lippe selbst, die als Fluss am bedeutsamsten ist. Vielmehr wird die Region überwiegend durch die Weser im Osten und die Ems im Westen in die Nordsee entwässert. Die Lippe entspringt jedoch in diesem Gebiet - in Bad Lippspringe nahe Paderborn.
Dr. Oetker: Einer der größten deutschen Lebensmittelhersteller sitzt in Bielefeld
Mit der Dr. Oetker GmbH hat einer der größten und bekanntesten deutschen Lebensmittelhersteller seinen Stammsitz in Bielefeld. Wer die Stadt besucht, wird schon bei der Fahrt ins Zentrum von den großen Werbeschildern an der B61 begrüßt, wo das Unternehmen beheimatet ist.
Der Konzern wurde 1891 von Dr. August Oetker gegründet, hat heute über 11.000 Mitarbeiter und ist in rund 40 Ländern weltweit aktiv. Das Unternehmen gehört zu den zehn größten Arbeitgebern in Bielefeld und setzt jährlich 3,7 Milliarden Euro um.
Aus dem Einzelhandel ist Dr. Oetker nicht wegzudenken: Rund 1.000 verschiedene Produkte von der Backmischung bis zur Tiefkühlpizza sind in Deutschland erhältlich. Die Dr. Oetker Welt ist ein beliebter Anziehungspunkt in Bielefeld. Interessierte können hier bei Rundgängen einen Blick hinter die Kulissen der Lebensmittelproduktion bekommen.
Westfälisch und lippisch: Regionale Spezialitäten in Bielefeld
Genau wie in Münster gibt es in Bielefeld vor allem westfälische Spezialitäten. Deftige Nahrungsmittel wie Brot und Schinken sind ganz typisch für die Region. Aber es gibt auch einige ganz spezifische Feinheiten aus Ostwestfalen und dem Raum Lippe, wie eine Übersicht demonstriert.
- Stielmus: Viele Gerichte der westfälischen Küche sind deftig angehaucht. Dazu zählen auch Eintöpfe, für die oftmals Stielmus verwendet wird. Bei Stielmus werden meistens die jungen gestielten Blätter der Speiserübe zu Mus verarbeitet. Kartoffeln und Speck dürfen darin aber auch nicht fehlen.
- Pumpernickel: Überregionale Bekanntheit weist vor allem das Pumpernickel auf. Dabei handelt es sich um ein dunkles Roggenbrot, das meistens mit herzhaftem Aufschnitt belegt wird und in der Regel länger haltbar ist als andere Brotsorten. Endgültig geklärt ist der Namensursprung nicht.
- Nieheimer Käse: Gut als Belag auf das Pumpernickel passt der Nieheimer Käse, der ähnlich wie Harzer Käse aus Quark hergestellt wird und auch dementsprechend aussieht. Alle zwei Jahre stellt sich die ostwestfälische Spezialität beim Läsemarkt einem internationalen Vergleich.
- Steinhäger: Wer gerne einen Absacker nach dem Essen trinkt oder unabhängig davon dem Alkoholgenuss frönen möchte, der kann in Ostwestfalen mit dem Steinhäger Bekanntschaft machen. Dies ist ein traditioneller Wacholderschnaps aus Steinhagen am Teutoburger Wald.
Die Universität Bielefeld: Guter Ruf und Campus Festival
Bielefeld ist mit rund 25.000 Studenten keine richtige Studentenstadt im engeren Sinne - und doch lebt die Universität Bielefeld von ihrem guten Ruf. Laut dem internationalem Times-Higher-Education-Ranking 2021 belegt die Bielefelder Universität den 158. Rang der weltbesten Universitäten. Deutschlandweit befinden sich überhaupt nur drei Unis in der Top-50 dieses Rankings. NRW-weit schneidet lediglich die Universität zu Köln (146) noch besser ab.

Bekannt und beliebt unter Studenten ist in Bielefeld vor allem das Campus Festival, welches mit Ausnahme der beiden Corona-Jahre immer im Sommer stattfindet. Das Bielefelder Open-Air-Festival gilt als die größte Campus-Party der Republik und richtet sich vor allem an Fans von Live-Musik. Knapp 20.000 Studierende und Feiernde lockt das Event.