Mannschaft des Jahres: Überraschungs-Aufsteiger Westfalia Rhynern

Der 21. Mai 2017 wird in den Annalen des SV Westfalia Rhynern wohl für alle Zeiten einen ganz besonderen Platz einnehmen.
Denn an diesem Sonntagnachmittag schoss Salvatore Gambino die Elf vom Papenloh mit seinem Treffer zum 1:0-Sieg über den 1. FC Kaan-Marienborn in die Fußball-Regionalliga und sorgte für den größten Erfolg in der Vereinsgeschichte der Westfalia.
Dabei hatte der Sprung in die Viertklassigkeit überhaupt nicht auf der Agenda der Rhyneraner gestanden. Sie wollten in der Oberliga wie in den Jahren zuvor erneut eine gute Rolle spielen, im oberen Tabellendrittel mitmischen und den Zuschauern feinen Offensivfußball zeigen. In der Hinrunde hatte dies allerdings nur bedingt funktioniert.
In den ersten fünf Saisonspielen hatte die Mannschaft des damaligen Trainers Björn Mehnert vier Niederlagen kassiert, hatte anschließend zwar eine kleine Aufholjagd gestartet, ging dennoch mit einem Abstand von zehn Punkten auf Spitzenreiter TuS Erndtebrück in das neue Jahr. In der Rückrunde war die Westfalia aber dann nicht mehr zu stoppen. Das Team fuhr einen Dreier nach dem anderen ein, gewann am 10. Mai sogar vor über 3 000 Zuschauern das Ortsderby bei der Hammer SpVg mit 1:0 und machte dann am 21. Mai im Heimspiel gegen den 1. FC Kaan-Marienborn den Aufstieg in die Regionalliga West perfekt.
Doch die große Freude über den Überraschungscoup war am Papenloh schnell verflogen, der Aufstiegseuphorie folgte nur wenige Zeit später das blanke Entsetzen: zuerst, weil der Verband der Westfalia in erster Instanz wegen des Fehlens eines Regionalliga tauglichen Stadions die Lizenz verweigerte, ehe er dann doch sein Okay gab, als die Heimspielstätte der Hammer SpVg für die Sicherheitsspiele entsprechend umgebaut wurde.
Und der nächste Frust machte sich breit, als der Aufsteiger in der neuen Umgebung eine Niederlage nach der anderen kassierte und in manchen Partien wie gegen Rödinghausen (1:8) oder Viktoria Köln (1:6) nur ein Spielball der übermächtigen Konkurrenz war. So beendete Holger Wortmann, der im Sommer die Nachfolge von Erfolgscoach Björn Mehnert angetreten hatte, enttäuscht sein Engagement am Papenloh vorzeitig. Jetzt soll es Torsten Garbe bei den Rhyneranern richten und dafür sorgen, dass das mit lediglich sechs Punkten auf der Habenseite ins neue Jahr gegangene Schlusslicht in der Rückrunde eine bessere Rolle spielen kann.
Doch so hart die Gegenwart für die Westfalia auch ist, die Glücksgefühle von diesem Nachmittag am 21. Mai wird den Spielern, Betreuern und Fans niemand mehr nehmen können. Sie werden für immer und ewig im Gedächtnis und in der Vereinschronik fest verankert sein. Entsprechend ausgelassen und stolz feierte die Mannschaft mit Coach Björn Mehnert und Co-Trainer Marc Woller, die genauso wie die im Sommer zu anderen Vereinen gewechselten Akteure zur Sportgala gekommen waren, die Wahl zur Mannschaft des Jahres.
„Für unseren Verein bedeutet diese Wahl sehr viel – es ist eine Bestätigung für unsere akribische und unaufgeregte Arbeit in den vergangenen Jahren mit dem letztendlich sensationellen Aufstieg in die Regionalliga“, freute sich Rhynerns Vorsitzender Arnulf Kleine über die Auszeichnung. „Gerade weil uns auch nur eingeschränkte finanzielle Möglichkeiten gegeben sind, ist das Erreichte sehr hoch zu bewerten.“
Das Ergebnis
Stimmen | Prozent | ||
1. | Westfalia Rhynern | 967 | 50,70 % |
2. | TTC GW Bad Hamm | 577 | 30,22 % |
3. | Kanu-Ring Hamm | 364 | 19,09 % |
Die Top 3 Mannschaftn im Video
Der Laudator: Thomas Reineck
Der erste Gratulant war Laudator Thomas Reineck. Der ehemalige Kanute wurde 1992 und 1996 Olympiasieger im Vierer-Kajak. Reineck, der 1979 mit dem Kanusport begann, gewann 1985 bei den Junioren seine erste Weltmeisterschaftsmedaille. Ein Jahr später ließ er seine erste Medaille in der Leistungsklasse folgen. Nachdem er 1987 zwei Weltmeisterschaftsmedaillen erpaddelt hatte, trat er 1988 erstmals bei Olympischen Spielen an und belegte mit dem bundesdeutschen Vierer-Kajak den sechsten Platz. 1992 und 1996 trumpfte er dann furios auf und wurde zweimal Olympiasieger. Zudem heimste er 13 Weltmeisterschaftsmedaillen ein, davon fünf in Gold. 1996 beendete der Diplom-Ingenieur, der in seiner Freizeit an alten Motorrädern herumbastelte, seine Leistungssportkarriere. Für seine zahlreichen sportlichen Erfolge erhielt er 1993 das Silberne Lorbeerblatt. Reineck, der in Velbert lebt und für die Stadtwerke Essen arbeitet, ist seit 2007 Präsident des Kanu-Verbandes Nordrhein-Westfalen.