Schalke: Verhältnis zwischen Trainer und Teilen des Vereins belastet

Gelsenkirchen - Horst Heldt musste zugeben, dass er sich den Beginn der Woche anders vorgestellt hatte. Eigentlich dachte er, der vierte Platz in der Tabelle würde Hauptthema sein. Aber daraus wurde nichts - zum einen wegen der Niederlage gegen Werder Bremen, zum anderen wegen der Vorwürfe gegen Trainer André Breitenreiter.
„Eigentlich hatte ich am Sonntagmorgen gedacht, dass unser vierter Platz in der Tabelle das Hauptthema werden würde“, sagte der scheidende Schalke-Manager. Doch daraus wurde nichts. Was nicht nur an der 1:3-Heimniederlage gegen Kellerkind Werder Bremen lag, die Schalke den Sprung auf Rang vier verwehrte. Die Vorwürfe gegen Trainer André Breitenreiter, die zu Beginn der Woche öffentlich wurden, waren auch bei der obligatorischen Pressekonferenz vor dem Spiel beim SV Darmstadt 98 (Samstag, 15.30 Uhr/Sky) noch das Hauptthema. Ein zu großes Selbstbewusstsein, Beratungsresistenz sowie fachliche und menschliche Mängel sollen das Binnenklima zwischen dem im Sommer gekommenen Breitenreiter und Teilen des Vereins nachhaltig belasten.
„Das sind unbewiesene Behauptungen einzelner Personen“, reagierte der 42-Jährige auch am Donnerstag noch verärgert und sprach sogar von „Rufschädigung“. Nachdem er sein am Vortag gegebenes Interview mit der „Bild“, in der er bereits sämtliche Vorwürfe von sich gewiesen hatte, noch einmal ausdrücklich lobte („Ich fand, es war ein hervorragendes Interview, sehr gut geschrieben“) wie auch seine taktischen Vorgaben für das Spiel gegen Werder („Wir haben es mit diametralen Wechseln auf der Sechser-Position geschafft, vertikales Spiel nach vorne zu fabrizieren“), sagte Breitenreiter allerdings auch: „Die Behauptungen können im Einzelfall zutreffen.“
"Will Linie zu 100 Prozent beibehalten"
Auch die Recherchen unserer Zeitung haben ein zumindest belastetes Verhältnis zwischen Breitenreiter und Teilen des Vereins bestätigt. Die Euphorie, die der Ex-Coach des SC Paderborn zu Beginn mit seiner scheinbar kumpelhaften und jovialen Art zu entfachen verstand, ist bei einigen Personen längst verflogen und Zweifeln an Breitenreiters Führungsstil und Kompetenz gewichen. Breitenreiter selbst sagte: „Ich habe ein großes Feedback bekommen, dass ich mich nicht verbiegen lassen soll.“ Weshalb er auch künftig seine „Linie zu 100 Prozent beibehalten“ will: „Ich muss als Trainer auch mal harte Entscheidungen treffen, die sicher nicht immer angenehm sind.“
Aus dem Mannschaftskreis war es lediglich Ralf Fährmann gewesen, der sich zu der Causa Breitenreiter in dieser Woche äußerte. Der Schalker Keeper versuchte den Trainer aus der Schusslinie zu nehmen und sagte: „Wir haben den besten Trainer seit Jahren.“ Etwas verwunderlich war allerdings der Umstand, dass Fährmann aus der Mannschaft die einzige Stimme war, die sich zu Wort gemeldet hatte. Alle anderen Profis wie auch der Mannschaftsrat schwiegen.
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er Grund hierfür lag zumindest nicht darin, dass der Verein eine entsprechende Weisung erteilt hätte. „Wir haben keinen Maulkorb verhängt“, sagte Horst Heldt am Donnerstag. Das beste Rezept gegen Kritik ist der Erfolg, das weiß auch Breitenreiter. Und er weiß auch: „Eine Mannschaft spielt niemals für einen Trainer, sie spielt immer für den Verein.“ Allerdings soll es schon Mannschaften gegeben haben, die gegen einen Trainer gespielt haben.