Vor allem die Pandemie hat Prünte eine Menge Probleme bereitet. So stockt nicht nur die Suche nach Sponsoren, auch die Vorbereitung konnte er bislang nicht so in Angriff nehmen wie gewünscht. Und auch eine geplante Besichtigung der Strecke in den USA konnte er bisher nicht machen. „Ich würde mir die Piste, auf der ich unterwegs sein werde, gerne vorher einmal anschauen“, sagt er.
Auch für die Herstellung seines Spezialrades, das er bei der Rekordjagd nutzen muss, geriet er viel zu schnell ins Hintertreffen. „Dadurch, dass die Radbranche boomt, sind viele Ingenieure und Entwickler an Universitäten ausgelastet. Und es sind viele Teile, die ich für so ein Rad benötige, nicht lieferbar. Das hat mich enorm ausgebremst“, erklärt er, und ergänzt. „Ich will das ja vernünftig machen und nicht im Hauruck-Verfahren durchziehen. Aber derzeit ist es schwer, das alles mit einer normalen Geschwindigkeit durchzuziehen.“
Prünte lässt sich von seiner Idee aber nicht abbringen, mit einer eigentlich völlig unnormalen Geschwindigkeit auf dem Rad unterwegs sein zu wollen. So will er, nachdem er im vergangenen Jahr am 14. Oktober auf dem Lausitzring den seit 1950 bestehenden deutschen Rekord geknackt und mit 166,2 km/h unterwegs gewesen war, seine persönliche Bestmarke in diesem Jahr unbedingt auf 200 Stundenkilometer hochschrauben. Dafür will er erneut Richtung Ostdeutschland reisen und ein zweites Mal auf dem Lausitzring im Windschatten eines Spezialautos in die Pedalen treten. Vielleicht ebenfalls noch in diesem Jahr, spätestens aber in der ersten Hälfte 2023, will er sich auf 250 km/h steigern und auch den bei 280 km/h stehenden Europarekord überbieten. „Für das Gesamtprojekt gibt es definitiv kein Zurück. Ich muss nur schauen, wie ich alles hinbekomme“, sagt er. „Es ist leider so, dass es ohne die entsprechenden finanziellen Mittel nicht geht. Entweder muss ich weiter Sponsoren finden, oder ich muss ein paar hundert Fahrräder aus meinem Laden verkaufen.“ So wie er vor einigen Tagen eines an Hamms Oberbürgermeister Marc Herter veräußert hat.
Denn das Aufgeben gibt es im Wortschatz von Marius Prünte nicht. Was er sich einmal in seinen Kopf gesetzt hat, zieht er durch. So wie seine Teilnahme an den Olympischen Spielen der Feuerwehrleute vor vier Jahren in Seoul, als er zwei Goldmedaillen aus Südkorea mit nach Hause brachte. Oder er hatte geplant, sich für das Weltrekord-Projekt einen Linienbus zu kaufen, um diesen als Tourbus zu benutzen, auf dem er seine Sponsoren präsentieren kann. Diesen Traum erfüllte er sich vor zwei Jahren. „Das mit dem Bus hat mir damals auch keiner geglaubt. Jetzt habe ich ihn. Und wenn ich vorhabe, auf einem Fahrrad schneller als 300 zu fahren, dann mache ich das auch“, sagt er. „Das ist ein Kindheitstraum von mir, den ich mir erfüllen will und auch erfüllen werde.“
Und daher arbeitet er weiter hart daran, dass er auf seinem dann fertig gebauten Spezialrad hinter einem Dragster auf dem Salzsee in der Nähe von Salt Lake City mit einem irrwitzigen Tempo unterwegs sein wird: „Ich weiß, dass das kein normales Radfahren sein wird wie man es sonst kennt. Und ich weiß auch, dass das verrückt und gefährlich ist. Aber genau das reizt mich. Ich habe da sicherlich Respekt vor, aber keine Angst.“