Ob sich durch das Aus der IG Bönen eine neue Auf- und Abstiegsregelung für die Landesliga ergeben wird, ist offen. „Das ist auch von anderen Faktoren abhängig. Die Wahrscheinlichkeit, die sich daraus ergibt, wird sich erst kurz vor dem Saisonende zeigen“, sagt Thomas Berndsen, beim westfälischen Verband zuständig für den Amateurfußball. Aus diesem Grund sehe er auch „nullkommanull Dringlichkeit“ bei der Beantwortung dieser Frage. Der Verbandsfußball-Ausschuss (VFA) sei – ebenso wie er selbst – erst am Mittwoch informiert worden. „Ich denke, dass wir uns Ende Januar über den Fall konkret austauschen werden“, sagt Berndsen.
Im Fußballkreis Unna-Hamm hat es erste Konsequenzen gegeben. „Alle Spieltermine der IG sind abgesetzt, alle bisher ausgetragenen Spiele gelten als nicht stattgefunden und werden aus der Tabelle herausgerechnet“, sagt Friedhelm Wittwer, Staffelleiter der Kreisliga A1, in der die IG Bönen II zum Jahreswechsel als Aufsteiger den zwölften Platz belegt hatte. Das Aus für die IG-Reserve habe die Folge, „dass sich die Zahl der Absteiger verringert“, sagt Wittwer. „Den Platz des ersten Absteigers nimmt symbolisch noch die IG ein.“ Damit wird es wohl nur noch eine weitere Mannschaft erwischen. Auch in der Kreisliga D2 wurden alle Spiele der dritten Mannschaft, die auf Platz zwei geführt wurde, gestrichen. Weitere Auswirkungen hat das in der untersten Seniorenliga des Kreises nicht.
Die zuletzt vier verbliebenen IG-Verantwortlichen versuchten vergebens, das Aus zu verhindern. „Wir wollten unter einem anderen Namen weitermachen und antreten“, sagt Gültekin Ciftci, zuletzt als Sportlicher Leiter mit dem erhofften Neuaufbau beschäftigt. „Der Anwalt der IG Bönen hat versucht zu erwirken, dass der Spielbetrieb aufrecht erhalten wird. Das geht natürlich nicht“, bestätigte Michael Allery. Allerdings habe er mit der IG Bönen keinen Kontakt mehr gehabt, sondern die Infos nur aus der Verbandsgeschäftsstelle in Kaiserau bekommen.
„Ich habe alles versucht, was in meiner Macht steht. Wir hätten genug Spieler gehabt, acht bis zehn potenzielle Neuzugänge. Dass der Insolvenzverwalter den Laden zugemacht hat, habe ich auch erst heute gehört“, sagte Ciftci am Mittwoch. „Wir hatten Einspruch eingelegt beim Insolvenzverwalter, aber wir haben wegen der Überschuldung keinen Weg herausgefunden. Ich bin keiner, der 100 000 oder 200 000 Euro aufbringen kann.“
„Aber“, sagt Ciftci, „ich bin zuversichtlich, dass wir in sechs Monaten einen anderen Verein hier präsentieren. Wir gehen erhobenen Hauptes, wir haben alles gegeben. Das haben andere verbockt, und wir sind alleine gelassen worden. Als es gut lief, waren alle da, am Ende waren alle weg – wir waren nur noch zu viert.“ Seine verbliebenen Mitstreiter: Peter Thiemann, Alim Keskin und Ali Colakbas. „Wir haben echt gehofft, dass wir das überstehen“, sagt Ciftci, im Nachhinein aber auch: „Von mir ist jetzt eine große Last abgefallen.“
Für den Mittwochabend hatte er die Spieler der Kreisliga-A-Mannschaft zusammengerufen, um zu beraten, wie es weitergehen wird und abzufragen, wer in einem Nachfolgeverein mitmachen würde. Für die U19-und U17-Spieler der IG, die in einer Jugendspielgemeinschaft mit der SpVg Bönen am Spielbetrieb teilnehmen, ändert sich nichts. Ciftci: „Sie wechseln zur Spielvereinigung und machen weiter.“