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Hammer Fußballchef sicher: Altersgrenze für Schiris fällt auch bei Amateuren

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Von: Peter Schwennecker

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Schiedsrichter Alfred Wicher zeigt die Rote Karte
Rote Karte für die Altersbeschränkung: Der Hammer Alfred Wicher steht auch mit 84 Jahren noch als Schiedsrichter auf dem Fußballplatz. © Kleineidam

Der Fall des ehemaligen Bundesliga-Schiedsrichters Manuel Gräfe, der jetzt erfolgreich gegen den Deutschen Fußball-Bund und dessen Altersbeschränkung von 47 Jahren bei den Unparteiischen klagte, wird auch Auswirkungen auf den Amateurbereich haben.

Hamm - Dessen ist sich Michael Allery, Vorsitzender des Fußball-Kreises Unna-Hamm, der selbst seit 1987 Unparteiischer ist, absolut sicher. „Vieles hat sich in den vergangenen Jahren im Leben verändert, auch was Ernährung, Fitness und Gesundheit angeht. Der Verband wird nicht darum herumkommen, zumindest einmal über eine Änderung nachzudenken.“

Schon heute nicht einzuhalten

Torsten Perschke, Vorsitzender des Kreis-Schiedsrichter-Ausschusses (VKSA), weiß nur zu gut, was am Wochenende auf den Plätzen passiert. Der Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen (FLVW) hat für seine Unparteiischen Altersbegrenzungen festgelegt. Von der Landes- bis Oberliga liegen diese bei 47 Jahren, für die Bezirksliga bei 55 und Kreisliga A bei 70. „In den unteren Bereichen ist das gar nicht mehr einzuhalten“, erklärt Perschke, der selbst Begegnungen bis zur Regionalliga geleitet hat und in der 2. Bundesliga an der Linie stand. „In der Kreisliga A könnten wir oft die Spiele gar nicht mehr besetzen. Da müssen wir auf ältere Leute zurückgreifen.“ Für Perschke überhaupt kein Problem. „Wir haben in unserem Kreis sogar Schiedsrichter, die mit über 80 Jahren noch auf den Platz gehen und dabei gute Leistungen zeigen. Vielleicht können sie zwar nicht mehr so gut laufen, doch haben sie ein gut geschultes Auge und werden von den Spielern akzeptiert.“

Mit 85 Jahren noch an der Pfeife

Einer davon ist Alfred Wicher (VfL Mark), der am 12. Juli 85 Jahre alt wird und seit März 1954 pfeift. Wicher hat es in jungen Jahren sogar in die 2. Liga geschafft, war als Linienrichter in der Bundesliga unterwegs und hatte dabei auch direkten Kontakt zu Fußballgrößen wie Franz Beckenbauer, Sepp Maier und Gerd Müller, die damals noch aktiv waren. Im Moment muss Wicher zwar wegen einer Zehenverletzung passen, freut sich aber jetzt schon auf seinen nächsten Einsatz. „Was soll ich denn zu Hause, Bewegung ist doch wichtig. Und so lange es mir Spaß macht, möchte ich auch pfeifen“, sagt der Routinier, der inzwischen auf 5092 Spiele als Schiedsrichter zurückblickt. Jeden Einsatz hat er mit Datum und Ergebnis sowie besonderen Vorkommnissen in einem Buch eingetragen. Beim Durchblättern kann er viele Geschichten erzählen.

Respekt vor Älteren ist größer

Bis zur Kreisliga B wird er aktuell noch im Meisterschaftsbetrieb eingesetzt. „Oft schicken sie mich zu Spielen mit ausländischen Mannschaften“, erzählt Wicher. Alle haben Respekt. Und er kann sich immer noch durchsetzen. Deshalb hält er nichts von der Altersbeschränkung. „Die Verbände sollten dazu übergehen, stets individuell zu entscheiden. Es sollte nach Leistung und der körperlichen Fitness gehen. Die kann auch im Alter noch sehr gut sein.

Ältere teilweise reaktiviert

In den vergangenen Corona-Jahren wurde von den Verantwortlichen die Altersbeschränkungen selbst schon nicht mehr eingehalten. „Da sind“, das bestätigt Allery, „auch in der Landes- und Bezirksliga aus Mangel an geeigneten Kräften schon ältere Schiedsrichter eingesetzt worden. Die wurden teilweise sogar reaktiviert“, berichtet der Kreisvorsitzende.

Ärger um die Altersbeschränkung hat es im heimischen Kreis, so Torsten Perschke, deswegen aber bisher nicht gegeben. „Die meisten Unparteiischen hören doch auf, bevor sie die Altersgrenze erreichen“, sagt der VKSA. Perschkes Bruder Frank hatte vor Jahren einmal einen Antrag beim Verband gestellt, auch länger in höheren Amateurligen pfeifen zu dürfen. Dieser sei aber damals vom FLVW abgelehnt worden.

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