Doch im Laufe seines 2011 in Bielefeld begonnenen Studiums der Sportwissenschaften setzte ein schleichender Prozess ein, bei dem die berufliche Ausbildung immer wichtiger und das Fußballspielen immer unwichtiger wurden. „Nur noch freitags nach Rhynern zum Training zu kommen, reichte irgendwann nicht mehr, um Stammspieler zu sein“, erklärte Ebel, der dann noch drei Jahre beim SC Sönnern in der Kreisliga A kickte, ehe er seine aktive Laufbahn beendete.
Denn sein Studium hatte in der Zwischenzeit immer mehr Fahrt aufgenommen, zumal Ebel mittlerweile auch genau wusste, wohin ihn sein Weg führen sollte. „Ich habe den Schwerpunkt nicht auf das rein Sportliche gelegt, sondern auf den Bereich Wirtschaft“, erklärt er. „Ich habe viel in Sachen BWL und Soziologie gemacht, ich wollte einfach breit aufgestellt und flexibler sein.“ So absolvierte er vom Sommer 2014 bis zum Beginn des Jahres 2015 beim damaligen Zweitligisten MSV Duisburg ein sechsmonatiges Praktikum und sammelte erste berufliche Erfahrung. In dieser Zeit traf er auch Stanislav Iljutcenko wieder, mit dem er in der Landesliga einige Partien gemeinsam im Rhynerner Dress absolviert hatte und der in der Saison 2014/15 für den damaligen Zweitligisten auf Torejagd ging. Aber es war weniger das Wiedersehen mit dem Stürmer, sondern vielmehr das Hineinschnuppern in den Marketing- und Sponsorenbereich eines professionellen Fußballvereins, das Ebel faszinierte. „Ab da war für mich klar, dass ich da weitermachen will“, stellt er klar. So machte er noch seinen Master in Bielefeld und stürzte sich anschließend in das nächste Praktikum.
Dieses Mal ging es im Mai 2017 zum SV Werder Bremen, wo er nicht nur Einblicke in den Vermarktungsbereich eines Profivereins erhielt, sondern wo er auch eigenständig arbeiten durfte: „Ich bin da voll mit aufgegangen. Da war mir bewusst, dass es mein Ziel sein muss, in der Bundesliga eine Vollzeitstelle zu bekommen.“
Allerdings stieg er nach Abschluss seines Studiums zuerst bei einer Sportmarketingfirma in Braunschweig ein, die als Dienstleister Sponsorenakquise für verschiedene Vereine betrieb. „Das waren zwei superlehrreiche Jahre für mich. Da habe ich das Geschäft von der Pike auf gelernt“, sagt Ebel, den es 2020 dann nach Wolfsburg verschlug.
Über einen Bekannten, den er zu seiner Zeit beim SV Werder Bremen kennen gelernt hatte und der mittlerweile für den VfL arbeitete, hatte er Ende Januar 2020 erfahren, dass bei den Wölfen im Vertriebsbereich ein Job frei sei. „Ich wollte diese Chance unbedingt wahrnehmen und habe mich da beworben“, erkärt Ebel. Der 29-Jährige muss einen guten Eindruck hinterlassen haben, denn zum 1. März des vergangenen Jahres durfte er seine neue Stelle in der Volkswagen-Stadt antreten. Beim VfL ist er nur im Bereich der nationalen Vermarktung tätig und begeistert Firmen aus der Umgebung rund um Wolfsburg für eine Zusammenarbeit mit dem Bundesligisten. „Ich gehe auf regionaler Ebene aktiv auf die Unternehmen zu und zeige ihnen auf, was es für sie für einen Mehrwert haben kann, wenn sie bei uns als Partner einsteigen“, erklärt Ebel.
Allerdings hat die Corona-Pandemie dafür gesorgt, dass sich sein Arbeitsfeld aktuell ein wenig anders darstellt. Denn durch den Lockdown kann es den Firmen mit ihren Mitarbeitern seit über einem Jahr nicht ermöglicht werden, den Businessbereich mit den Logen zu betreten. Daher hat sich sein Aufgabenbereich über das regionale Sponsoring hinaus hin zu Partnerschaften auf nationaler Ebene verschoben, wo es vor allem um TV-LED-Bandenwerbung und digitale Aktivierungen mit hoher Sichtbarkeit und Reichweiten für die Unternehmen geht, mit denen der VfL zusammenarbeitet.
Das Spannende an der ganze Sache ist für Ebel dabei, dass sich nicht immer alles nur um das Bundesliga-Team dreht. Sondern auch die Fußballerinnen aus Wolfsburg mischen in der deutschen Spitze mit und treten regelmäßig in der Champions League an. Zudem gehört der VfL in Deutschland zu den Vorreitern im Bereich von E-Sports. „Wir können also in der Vermarktung viele verschiedene Möglichkeiten für unterschiedliche Zielgruppen bedienen, wobei die Bundesliga natürlich schon im Mittelpunkt steht“, meint Ebel.
Mögliche kritische Stimmen, die behaupten, dass der VfL Wolfsburg nur ein Plastikverein mit wenig Identität und Tradition sei, entgegnet Ebel: „Auch wenn wir in der Fußball-Bundesliga mittlerweile eine lange Zugehörigkeit haben (Anm. der Redaktion: seit 1997), beschäftigen wir uns bewusst lieber mit der Zukunft und gehen innovative Wege. Dabei packen wir auch viele gesellschaftliche Themen an. Das ist die Herausforderung, die uns alle fasziniert, die uns anspornt.“
Und so genießt der Hammer seine Arbeit beim VfL Wolfsburg. Derzeit ist er zum Beispiel Anprechpartner für Pierre Littbarski, den früheren Bundesliga-Profi und Fußball-Weltmeister von 1990, der als Markenrepräsentant für den VfL arbeitet und betreut ihn bei Sponsorenveranstaltungen.
Auf zwei Dinge freut er sich aber ganz besonders. Zum einen fiebert er dem Tag herbei, wenn wieder vor Zuschauern gespielt werden darf und er wieder die Atmosphäre des eines vollen Stadions genießen darf. Dies war ihm seit seinem Amtsantritt beim VfL erst einmal vergönnt, nämlich am Ende der Saison 19/20 beim 0:0 der Wolfsburger gegen RB Leipzig. „Man will die Stimmung mitnehmen und erleben, was ja auch eine emotionale Botschaft für uns an die Sponsoren ist. Aber das ist ja komplett weg“, sagt er. „Daher hoffe ich, dass das bald wieder da ist. Das wäre schon ein Träumchen“, betont er.
Zum anderen freut er sich darauf, dass in der kommenden Saison die Hymne der Champions League zu vernehmen sein wird und der VfL in der Königsklasse quer durch Europa fliegen wird. „Diese Spiele werden das absolute Highlight. Wenn ich daran denke, diese Hymne zu hören, bekomme ich jetzt schon Gänsehaut“, sagt Ebel.