Am Sonntag stiegen die Fußballerinnen des Nationalmannschaftskaders in den Flieger in Richtung England um vom 6. bis 31. Juli die EM zu spielen. Was haben Sie gemacht?
Ich war zuhause bei meiner Familie in Hamm.
Am Freitag beginnt das Turnier für das deutsche Team mit der Partie in London-Brentfort gegen Dänemark. Wo werden Sie das Spiel sehen?
Da ich am Montagabend bereits wieder nach Frankfurt gefahren bin, werde ich das Spiel dort zusammen mit meiner Teamkollegin Janina Hechler gucken.
Sie waren so kurz vor dem Ziel, dann hat es doch nicht geklappt mit der EM – gab es ein persönliches Gespräch mit der Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg – und wie hat sie Ihre Nicht-Nominierung begründet?
Ja, natürlich. Es gab kurz vor der Abreise ins Trainingslager Einzelgespräche. Martina hat mit jeder Spielerin geredet. Und mir hat sie dabei mitgeteilt, dass ich nicht dabei bin. Begründet hat sie es damit, dass meine Position sehr stark besetzt ist, die Konkurrenz sehr groß.
Was war die erste Reaktion und wie groß war die Enttäuschung?
Ich war natürlich enttäuscht und habe erst einmal ein paar Tage gebraucht, um das zu verdauen. Aber jetzt heißt es, weitermachen. Wir haben mit dem Verein im August die erste Champions-League-Runde. Darauf konzentriere ich mich. Das ist auch aufregend. Und ich bin ja noch jung und werde noch ein paar Turniere spielen.
Was trauen Sie Ihren Nationalmannschaftskolleginnen beim Turnier in England zu?
Ich glaube, dass sie vorne mitspielen können. Generell war es eine gute Vorbereitung – auch gegen die Schweiz (Anm. d. Red.: 7:0 im letzten Test) hat das Team gut gespielt. Es ist alles möglich. Ich drücke der Mannschaft jedenfalls die Daumen. Es wäre cool, wenn sie etwas reißen könnte.
Wo liegen Ihrer Meinung nach die Stärken des Teams?
Der Mix ist echt gut zwischen sehr erfahrenen und recht jungen Spielerinen, die die ersten Erfahrungen sammeln dürfen. Und der Teamspirit ist sehr gut.
Dänemark, Spanien, Finnland – die Gruppe ist nicht leicht, oder?
Das ist auf jeden Fall eine schwierige Gruppe. Aber das ist egal: Wenn du das Turnier gewinnen willst, musst du eh gegen jeden gewinnen. In der Gruppe kann man ein Zeichen setzen. Wenn die anderen sehen, Deutschland spielt gut mit, dann macht das auch was mit einem und verschafft Respekt.
Welche Mannschaften sind für Sie die Turnierfavoriten?
Ich glaube, dass bei der EM sechs, sieben Mannschaften die Chance haben, den Titel zu holen. Es wird generell sehr spannend, zu schauen, wer das Rennen macht, ich hoffe, dass es Deutschland ist.
Fünf ihrer Frankfurter Mitspielerinnen werden bei dem Turnier dabei sein – Sie stehen auf Abruf bereit. Wie gehen Sie mit der Situation um.
Ich halte mich bereit, wenn etwas passieren sollte, werde ich da sein und einspringen.
Trainingsauftakt in Frankfurt ist am 11. Juli mit der Leistungsdiagnostik – die Spielerinnen haben individuelle Trainingspläne bekommen. Welche gelten für Sie? Die der Nationalmannschaft oder die von ihrem Klubtrainer Niko Arnautis?
Mein Training ist ein Mix aus beidem. Anfangs war es eher der DFB-Plan, mittlerweile bin ich bei der Eintracht eingestiegen. Ich mache Läufe, ein bisschen was mit dem Ball – aber groß unterscheiden sich die beiden Pläne sowieso nicht.
Die Mannschaft wird schon seit April, 2021 von einem Dokumentar-Filmteam (Martina Hänsel und Björn Tanneberger und begleitet, das eine mehrteilige Serie über das DFB-Team dreht. Ab Mittwoch ist die erste Folge in der ARD-Mediathek zu sehen. Waren Sie bei der Preview von „Born for this – mehr als Fußball“ in Frankfurt-Sachsenhausen dabei?
Nein, da war nur der Trainerstaff dabei plus Pressevertreter. Wir Spielerinnen nicht. Aber wir haben den ersten Film schon vorher sehen dürfen.
Wie haben Sie das Filmteam während der Dreharbeiten wahrgenommen?
Klar habe ich mitbekommen, dass die gedreht haben. Die haben auch Interviews geführt. Was davon vorkommen wird, weiß man nicht – aber das ist eine echt coole Sache. Ich freue mich auf die nächsten Folgen.
Es werden auch Tabu-Themen angesprochen wie sexuelle Belästigung – sind Sie mit diesen Themen schon einmal konfrontiert worden?
Nein, das bin ich nicht.
Im Gegensatz zur Nicht-Nominierung in den EM-Kader der Nationalmannschaft gab es in der vergangenen Saison viele positive Momente für Sie, angefangen bei der Qualifikation zur Champions League durch den dritten Platz. Gehen Sie mit mehr Selbstvertrauen in die kommende Saison?
Ja. Ich bin froh, dass ich jede Minute spielen durfte und werde mit guter Energie und Selbstvertrauen n die nächste Saison gehen.
Mit Trainer Niko Arnautis wollen Sie sich nun für die Champions League-Gruppenphase qualifizieren – ein steiniger, aber gehbarer Weg mit zwei Qualifikations-Runden.
Ich freue mich riesig darauf. Das ist eine coole Sache. Für viele im Verein ist das eine neue Aufgabe, die wir alle so noch nicht erlebt haben. Die Teilnahme an der Gruppenphase der Champions League ist das große Ziel. Aber erst einmal müssen wir die Qualifikation überstehen.
Zurück zur Nationalmannschaft. 2023 findet die WM in Australien und Neuseeland statt. Waren Sie schon einmal dort?
Ne, da war ich noch nicht. Aber es wäre cool, wenn das klappen würde. Das ist auf jeden Fall ein Ziel.