„Ich traue ihr zu, in das eine oder andere Finale zu schwimmen“, sagt Trainer Michael Stenzel, will das aber nicht als Zielvorgabe verstanden wissen. „Es war selten schwieriger, das vorherzusagen, als jetzt mit der Corona-Vorbereitung“, so Stenzel. Auch hat er seinen Schützling nicht so häufig wie sonst im Wasser gesehen. „Das was ich gesehen habe, hat aber einen guten Eindruck hinterlassen.“ Mit den Zeiten dürfe die Hammerin auf eine positive Überraschung hoffen. Da der Saisonhöhepunkt für Kuhn aber die Junioren-EM sein soll, wird sie in Berlin aus dem vollen Training heraus an den Start gehen.
Die 16-jährige Kuhn trainierte im Lockdown als Kaderathletin mit einer Ausnahmegenehmigung im Landesstützpunkt bei der SG Dortmund mit. Immerhin konnten die Sportler dort kleine Vergleichswettkämpfe austragen. Jetzt wird sich auf der Deutschen Meisterschaft, die wie andere 17 Sportarten in die „Finals 2021“ integriert sind, zeigen, was die Trainingsarbeit zuvor wert ist. Gemeinsam mit dem Dortmunder Trainer Stephan Wittky und einer anderen Stützpunktschwimmerin fährt Kuhn am Mittwoch mit dem Zug in die Hauptstadt.
Während Kuhn als Kaderathletin im Lockdown weiter trainieren durfte, blieben die Badesachen bei den anderen Leistungsschwimmern seit November im Schrank. Doch am Dienstag war die „Leidenszeit“ zu Ende. Am Abend schwammen Team A im Freibad Berge und Team B im Selbachpark, beide etwa 15 Personen groß. Die Anfängerkurse hatten schon etwas eher die Erlaubnis erhalten (der WA berichtete). „Es brennen alle darauf“, sagt Swim-Team-Abteilungsleiter Holger Wissemann zum Start.
Weil es eine solche lange Pause noch nicht gegeben hat, haben sich die Verantwortlichen speziell vorbereitet. Trainer Michael Stenzel, der auch als Referent im Schwimmverband Südwestfalen arbeitet, hat seine Trainerkollegen in den vergangenen Tagen geschult, wie der Start am besten gelingen kann. Allein am Samstag dauerte die Einheit drei Stunden. Grundlagen und Wassergewöhnung stehen zu Beginn im Vordergrund, meint Wissemann. Außerdem soll die Technik genau ins Visier genommen werden, damit sich keine falschen Bewegungen einschleichen. Die Schwimmer standen schließlich sieben Monate im Trockenen.
„Jetzt wird sich zeigen, wer bei den Zoom-Einheiten gut mitgemacht hat“, meinte Stenzel, bevor es losging. Mit Athletiktraining per Video und Challenges hatte das Swim Team versucht, wenigstens die Fitness hochzuhalten. „Aber irgendwann hängt einem das zum Hals raus“, weiß Wissemann.
Ob sich die Schwimmer – für die anderen Hammer Vereine gilt das Gleiche – in diesem Jahr noch auf Wettkämpfe vorbereiten, ist derweil ungewiss. Viele Veranstaltungen, vor allem bis zu den Sommerferien, sind abgesagt worden. „Wir werden schauen, was im zweiten Halbjahr angeboten wird“, sagt Wissemann. So überlegt das Swim-Team seinen Inklusionscup, den der Verein bislang mit den Stadtwerken durchgeführt hat, aber 2020 absagen musste, im Herbst zu planen. Hierzu müssen die Gespräche aber erst aufgenommen werden.