Bestzahl bringt daher nicht das sogenannte „Bull‘s Eye“ in der Mitte, das 50 zählt. Der schmale Streifen im inneren Ring, die „Triple 20“, ist es, die einen Dartprofi reizt. „Dreimal 20 ist halt mehr als 50“, sagt Dieckmann trocken. „Aber jeder bevorzugt andere Felder.“ Und trifft man mal nicht wie gewollt, muss ohnehin neu gerechnet werden, um den direkten Gegner besiegen zu können.
Dieckmanns Zielgenauigkeit kann sich durchaus sehen lassen. „Was die Technik angeht, muss jeder selbst gucken, wie er am besten trifft“, sagt der Dart-Fan. Oft sei es auch eine Frage des Darts. Denn Pfeil ist bei weitem nicht Pfeil. „Der Standardpfeil wiegt zwischen 21 und 24 Gramm – aber es gibt auch welche mit zwölf oder 30 Gramm“, erläutert er. Auch die Form des Griffs könne einen Unterschied machen, vor allem aber die Länge des Darts. „Da gibt es tausend Möglichkeiten und Varian-ten, wie man seinen Dart zusammenstellt – und innerhalb der Bestimmungen ist jeder wettkampftauglich.“
Jens Dieckmann spielt mit den gleichen Darts wie Champion Max Hopp. Der derzeit zweitbeste deutsche Spieler ist durchaus sein Idol. „Profi zu werden ist schon ein Traum“, sagt Dieckmann. Ein wenig ist das aber auch wie der Traum von Olympia. „Ob es klappt, weiß man nicht.“ Zumindest stehen aber die Chancen nicht schlecht, denn die Zulassung zum Profi-Staus erfolgt über Ranglistenturniere. Unter die Top 16 Deutschlands zu kommen – das ist das erste große Ziel, das Dieckmann mittelfristig anstrebt. „Dann qualifiziert man sich für die deutsche Nationalmannschaft.“
Nach seiner ersten Saison, die coronabedingt die bislang einzige war, lag Dieckmann auf Platz 143 – von über 800 Spielern. Dieckmann sieht deutlich Luft nach oben, wenn im September die neue Saison starten wird. „Mein Ziel sind erstmal die Top 100, dann die Top 50“, will er es also durchaus erst mal behutsam angehen lassen, um nicht an den eigenen Erwartungen zu scheitern. Kommt es besser als erwartet, will er sich aber auch nicht beschweren.
Um aber vom Dart-Spiel leben zu können, müsse man unter die Top 64 der Welt kommen. „Und dann muss man Fernsehturniere spielen, wo es um große Preisgelder geht“, weiß Dieckmann. Die gibt es mindestens jedes zweite Wochenende in England. „Dafür müsste man dann wirklich fast den Job aufgeben“, sagt Dieckmann nachdenklich.
Doch nach zwei Jahren würden dort die Karten neu gemischt. „Und dann steht man eventuell vor dem Nichts. Das ist ohne Sponsoren zu riskant und eigentlich nicht möglich“, bleibt der Dart-Enthusiast realistisch. So haben andere Turniere für ihn ihren Reiz. In Kalkar wird im April 2022 ein Amateur- und Profi-Turnier ausgetragen – der Tagessieger des Amateurturniers ist automatisch für den Profi-Wettkampf qualifiziert. Dies zu schaffen, das fände Dieckmann schon „cool“. Dann wäre auch der Schritt zu internationalen Turnieren nicht mehr so groß.