Aber was macht den ASV II in dieser Saison so stark, dass er statt des erwarteten harten Abstiegskampfes ganz gelassnen den Rest der Liga von oben grüßen kann? „Das ist schon ein Phänomen“, hat Gudat eine einfache Erklärung parat. „Bei uns kann durch die Bank weg jeder der Topspieler sein, derjenige, der einer Begegnung seinen Stempel aufdrückt. Wir haben nicht den einen, der immer zehn Tore wirft.“
In Lemgo war es zuletzt Torhüter Jan Wesemann, der als überragender Rückhalt den Sieg festgehalten hat, gegen Bielefeld ging Noah Moussa vorne weg. „Dann ist es mal der Halblinke, mal der Halbrechte, mal der Kreisläufer oder Außen. Mit Florian Schöße und Moritz Eigenbrodt haben wir starke Leute auf Rückraum-Mitte“, sagt der Linkshänder. „Anderswo ist das nicht so. Da gibt es meist zwei, drei Spieler, auf die du aufpassen musst. Und deswegen stehen wir da, wo wir jetzt stehen – das macht einfach Spaß.“
An den Zielen will Gudat dennoch nicht rütteln, selbst wenn in Wilhelmshaven die nächste Überraschung gelingen sollte. „Wir haben noch viele Spiele und halten am Saisonziel fest, mindestens Sechster zu werden.“
Die Euphoriewelle, die das Team nach ganz oben gebracht hat, will er mit den Kollegen möglichst lange reiten. „Ich hätte im Vorfeld nicht gedacht, dass wir nach acht Spielen so weit oben stehen würden, weil ich die Liga nicht einschätzen konnte“, sagt er. „Ich dachte eher, wir müssen um jeden Punkt kämpfen, damit wir in die Nähe von Platz sechs kommen. Doch selbst der Dämpfer gegen Spenge hat uns nicht aus der Bahn gebracht. Es ist eine große Begeisterung im Team da. Wilhelmshaven wird schon ein Brett. Aber das haben wir gegen Aurich und andere Mannschaften ja auch gesagt.“
Das Geheimnis des ASV II in der aktuellen Saison liegt wohl in der Ausgeglichenheit des Kaders. Die Neuzugänge haben sich perfekt ins Team integriert und sind zudem echte Verstärkungen. „Ein Noah Moussa, der mit 19 Jahren noch ziemlich jung ist, macht das richtig gut“, lobt Gudat. „Über kurz oder lang ist das sicher einer für die erste Mannschaft. Genau wie Lars Kooij am Kreis. Und Julian Fulda, der Startschwierigkeiten auf Linksaußen hatte, wird jetzt auch immer sicherer.“
Kurzum, es läuft beim ASV II. Was auch ein Verdienst von Dirk Schmidtmeier ist, wie Gudat versichert. „Der Trainer macht das richtig gut, hat eine gelungene Trainingssteuerung“, sagt Gudat, der am liebsten nach den 22 Spielen der Hauptrunde in die vorzeitige Sommerpause gehen würde. „Das ist mir lieber als noch in die Abstiegsrunde zu rutschen, wo wir dann Erster oder Zweiter werden müssten, um nicht abzusteigen.“
Zwei Punkte beim WHV würden den nächsten Schritt dahin bedeuten. Und sollte es tatsächlich soweit kommen, wäre sicher auch noch das eine oder andere Weißbier in Wilhelmshaven drin. „Wenn mir vor der Saison jemand gesagt hätte, das Spitzenspiel am neunten Spieltag heißt Wilhelmshaven gegen Hamm, dann hätte ich gesagt, der hat einen Nagel im Schuh“, sagt Dirk Schmidtmeier, Trainer der Zweitliga-Reserve des ASV Hamm-Westfalen, vor dem Auftritt in der 3. Liga am Samstag beim Tabellenführer, und: „Wir können da ganz entspannt hinfahren, haben nichts zu verlieren.“ Personell sieht es passabel aus. Fehlen wird erneut der Rückraum-Rechte Matthias Zimny sowie auch Kreisläufer Lars Kooij.