Dass die 20-Jährige in Abwesenheit der erkrankten Dzsenifer Marozsan mit der Nummer zehn auf dem Rücken die Spielmacherposition besetzte, sagt eigentlich alles. Da hat sich jemand heimlich, still und leise zu einer hoch angesehenen Allzweckwaffe entwickelt.
In der offiziellen Kaderliste wird sie gerade in der Rubrik Abwehr geführt. Wegen des Überangebots im Mittelfeld kam Nüsken die vergangenen Qualifikationspartien wiederholt als linke Verteidigerin zum Einsatz. „Wir haben uns bewusst dazu entschieden, weil wir ihr das in vielen Bereichen zutrauen“, sagt Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg, „wir wissen aber auch um ihre Qualitäten im Mittelfeld.“ Nüsken machen die Rochaden nicht viel aus. Wenn die frühere Spielerin des SV Westfalia Rhynern über diesen Umweg einem Stammplatz näher kommt, ist nichts dagegen einzuwenden. „Linksverteidigerin habe ich früher auch schon gespielt. Es ist sicher ein Mehrwert von meiner Person, dass ich fast überall einsetzbar bin. Ich will einfach nur spielen.“
Ihre Leistungskurve zeigt kontinuierlich nach oben. Im DFB-Pokalfinale gegen den VfL Wolfsburg (0:1 n.V.) schwang sich die rotblonde Antreiberin zur besten Spielerin der Frankfurter Eintracht auf, die mit Ballsicherheit, Spielintelligenz und Behauptungswille dagegenhielt. Dass ihr die Wertschätzung der Bundestrainerin gehört, kommt nicht von ungefähr. „Sie war schon im allerersten Lehrgang bei mir dabei, ich kenne sie schon sehr, sehr lange“, erklärt Voss-Tecklenburg.
Nüsken habe zuletzt „die nächsten Schritte gemacht und ist für uns eben auch eine Zukunftsspielerin, die sukzessive in die Verantwortung reinwachsen soll. Sie bringt fußballerisch und physisch ganz viel mit. Sie kann Tore machen, hat ein gutes Kopfballspiel.“
Das sagte die Bundestrainerin übrigens vor der Pflichtaufgabe gegen die Türkei. Nüsken nimmt die Lobeshymnen recht gelassen hin. „Meine Entwicklung hat auf jeden Fall Fahrt aufgenommen, es ging relativ schnell im vergangenen Jahr. Ich will gar nicht so weit vorausschauen, sondern einfach alles aufsaugen.“
Sie weiß, dass ihre Vielseitigkeit ihr fast die Garantie gibt, bei der EM 2022 in England (6. Juli bis 31. Juli) dabei zu sein. Übrigens: Fürsorglich ist die Hammerin auch noch. Nüsken war diejenige, die ihrer erkrankten Mannschaftskollegin Sophia Kleinherne im Teamhotel in der Wolfsburger Autostadt regelmäßig das Essen an die Zimmertür brachte.