„Dass er gut ist, wissen wir ja“, lobt der GW-Vorsitzende Martin Vatheuer seinen hoch talentierten Nachwuchsakteur. „Aber, dass er so gut ist, wusste ich zumindest nicht. Man könnte ja denken, dass er den Satz gewonnen hat, weil sich Falck hinten reinstellt und ihn ein bisschen mitspielen lässt. Aber das war unglaublich – André hat von Anfang an super agiert, die Aufschläge gesetzt. Falck hat nie mit dem ersten Ball gepunktet. Erst über den zweiten, dritten war er irgendwann besser.“
Dass Bertelsmeier nach dem gewonnenen zweiten Durchgang im dritten gleich noch einmal mit 6:3 und im vierten mit 4:0 vorn lag, unterstreicht diese These – auch wenn der haushohe Favorit danach die Sätze jeweils sicher ins Ziel brachte.
Bertelsmeier selbst, der seit Montag schon wieder auf einem Lehrgang der Jugend-Nationalmannschaft in Frankfurt weilt, freute sich einfach nur, dass er die Chance bekommen hat, gegen den Klassemann im Wettbewerb spielen zu dürfen. „Das war natürlich sehr aufregend“, sagt er und erklärt seinen Top-Auftritt ganz nüchtern. „Ich habe einfach versucht, so viel Erfahrung mitzunehmen wie möglich – das war sehr schön. Viel nachdenken sollte man da nicht.“
Als der Anruf am Sonntagmorgen kam, dass Gerrit Engemann und Laurens Devos krankheitsbedingt ausfallen würden und er spielen darf, hat der in Rhynern bei seinen Eltern weilende Nachwuchsmann, der sonst im Tischtennis-Internat in Düsseldorf wohnt, „erst einmal „meinen Eltern Bescheid gesagt und dann entspannt gefrühstückt und mich vorbereitet – einfach versucht, den Tag so zu gestalten, dass man in Topform ist“.
Als dann nach der Aufstellung der Teams klar war, dass er auf Falck treffen würde, wich die Anspannung sogar: „Nervös war ich nicht, sogar etwas entspannter – in so einem Spiel kann man ja nur gewinnen. Dass es dann sogar ein Satz war, hab ich anfangs gar nicht realisiert. Ich habe mich nur darauf konzentriert, nicht nachzulassen.“
Tat er nicht. Falck aber auch nicht. „Der trifft bei jedem Ball die richtige Entscheidung“, sagt Bertelmeier und ist sich sicher, dass er das für sich auch getan hat, als er ganz auf die Karte Tischtennis gesetzt hat. Der Spaß an seinem Sport ist immer noch riesig – jeden Tag. Und der Erfolg auch. Im August hat er das WTTV Top-24-Turnier der Jugendklasse, in der er jetzt als jüngster Jahrgang antritt, gewonnen und sich damit für das DTTB-Top 48 am 6./7. November qualifiziert, wo er sich gegen bis zu zwei Jahre ältere Konkurrenten für die nächste Runde auf DTTB-Ebene qualifizieren will. In der NRW-Liga steht Bertelsmeier am oberen Paarkreuz nach drei Spielen mit einer Bilanz von 6:0 da. „Da schlägt er die guten Leute jetzt schon relativ sicher“, sagt Vatheuer, der dem Talent auch bei der DTTB-Rangliste gute Chancen einräumt. „Klar gibt es da auch noch Stärkere – aber unter den Besten wird er auch da sein. Und auch im Blick der Bundestrainer ist er weiterhin – die halten große Stücke auf ihn.“
Bertelsmeier selbst hat sich für die Zukunft keine direkten Ziele gesetzt. Aber: In der Bundesliga spielen will er später einmal – am liebsten für Grünweiß – und Nationalspieler werden. Die Erkenntnis, die er aus dem Spiel gegen Mattias Falck gezogen hat, wird ihm dabei helfen: „Es fehlt mir noch an Grundlagentechnik und Schlaghärte“, sagte er. „Und ich muss mehr trainieren.“