Es waren Nuancen, die bei den Wettbewerben im Département Sarthe in der Region Pays de la Loire den Unterschied machten. „Wo genau die waren, das ist schwer zu vergleichen. Wir haben einen komplett unterschiedlichen Ansatz“, sagt der Drensteinfurter, und: „Wir haben beide unser Bestes gegeben, und am Ende haben die Richter entschieden.“ Dos Santos sei dabei über alle vier Umläufe in seiner turnerischen Klasse das Quäntchen besser gewesen und deshalb auch verdient Weltmeister geworden. „Ich war in allen vier Umläufen Zweiter, und ich bin mit allem sehr zufrieden“, meinte Goroncy, und: „Ich hatte mich vor der WM auch nicht unter Druck gesetzt. Mir war einfach wichtig, mit allem, was ich mache, zufrieden zu sein. Hat ja geklappt.“
Wie eng die beiden Führenden beieinander lagen, mag die Kür im Finale verdeutlichen. Mit der Wertnote 8,49 lag Goroncy lediglich um einen Hundertstel Punkt hinter dem Niederländer. Mit einer sehr guten Pflicht und einer ebenso guten Kür hatte er sich als Zweiter souverän den Platz im Finale der besten 15 gesichert, das Sportler aus neun Nationen erreichten. Darin mussten die Teilnehmer das gleiche Programm aus den Vorkämpfen noch einmal präsentieren.
Ein spezielles Thema für die Kür hatte der Silbermedaillengewinner nicht ausgearbeitet. Schon Anfang des Jahres wurden die passenden Musikelemente dazu ausgesucht und zusammengeschnitten. „Es sollte etwas Episches sein, ein Thema in Richtung Kämpfer, etwas kriegermäßiges“, sagt Goroncy. Bei der Jury kam das offenbar gut an.
Nichts aber wäre der Voltigierer ohne seinen „Untermann“ gewesen. „Gelassenheit und Nervenstärke sind seine Stärken“, sagt Goroncy über den routinierten Fuchswallach Hendrikx an der Longe von Antje Döhnert vom ostwestfälischen Reiterverein Wehmden-Oppendorf, für den er inzwischen startet. „Außerdem läuft er sehr gleichmäßig und macht es einem dabei auf seinem Rücken leichter als andere Pferde. Da kann man seine Leistungen viel besser abrufen.“
So ganz ohne Öffentlichkeit kam der 18-Jährige gestern Abend nicht nach Drensteinfurt hinein. Schon auf der Rückfahrt von Köln, von wo aus sich die deutsche Delegation Anfang vergangener Woche gemeinsam nach Le Mans aufgemacht hatte, bereitete er sich auf einen kleineren Empfang durch seinen Heimatverein vor, denn: „Es haben schon einige angefragt, wann ich denn wieder nach Hause kommen würde. Und auch bei der Rückkehr nach Köln wurden wir als Team Germany schon von einer großen Gruppe begrüßt.“ In Le Mans hatte wegen der Corona-Maßnahmen nur eine sehr kleine Abordnung aus Familienmitgliedern die Chance, die Wettbewerbe live zu verfolgen.
Auch bei seinem ehemaligen Verein in Herbern wird ihm am Mittwoch, wenn er am Haselbüschken zum Training erscheint, ein Empfang durch die große Volti-Gruppe sicher sein. Zu den Herbernern, speziell aber zu Trainer-Legende Theo Hölscher, herrscht noch ein enger Kontakt. Goroncy: „Er hat mir in diesem Sport sehr viel beigebracht und mich sehr geprägt.“ Und dabei sportlich auch sanft in die richtige Richtung geschubst.
Der Sport soll auch in nächster Zeit einen hohen Stellenwert genießen, auch wenn bei Philip Goroncy im kommenden Frühjahr das Abitur am Hiltruper Kardinal-von-Galen-Gymnasium im Mittelpunkt stehen wird: „Es ist vorgesehen, dass dieses Jahr alles so weiterlaufen wird und wir dann im nächsten weitersehen, wie sich das mit der Schule verknüpfen lässt.“