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Hennes Kramer ist Edelfan des SV Drensteinfurt – und größter Kritiker

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Von: Matthias Kleineidam

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Hennes, der Stewwerter: Heinrich Wilhelm Kramer mit Fotos aus seiner Zeit als Spieler und Fan. Foto: Kleineidam
Hennes, der Stewwerter: Heinrich Wilhelm Kramer mit Fotos aus seiner Zeit als Spieler und Fan. © Kleineidam

Drensteinfurt – Als Handballer war er äußerst erfolgreich. Doch seit mehreren Jahrzehnten gilt seine Leidenschaft der populärsten Sportart. „Ich war Fußballer durch und durch“, sagt Heinrich Wilhelm, genannt Hennes, Kramer. Auch heutzutage ist der 80-Jährige „mit Herzblut“ dabei.

Er ist Edelfan des SV Drensteinfurt – und zugleich größter Kritiker der ersten Mannschaft. Läuft es beim Bezirksligisten schlecht, ist Kramer auf dem Sportplatz kaum zu überhören. In dieser Saison gibt es allerdings wenig Grund zum Meckern. Dafür weiß der gebürtige Stewwerter einige Anekdoten zu erzählen und erinnert sich mit Freude an die alten Zeiten zurück.

Beim BV Drensteinfurt, einem der beiden Vorgängervereine des SVD, begann seine sportliche Laufbahn im Alter von acht Jahren. C-, B- und A-Junioren – Kramer durchlief alle Jugendmannschaften. „Trainer hatten wir gar nicht, nur einen Jugendobmann“, erinnert er sich an Bernd Knepper. „Ich war immer Torwart. Man sprach vom ,schwarzen Teufel‘, weil ich ein schwarzes Trikot anhatte.“ Mit 17, 18 Jahren war Kramer ein halbes Jahr lang für die erste Mannschaft aktiv, seine Mitspieler waren Alfred Reinker, Hans Meyer, Bernhard Melisch, Heinz Olthoff und Franz Rosendahl. Im Anschluss lief er für die zweite Mannschaft auf, im Alter von 19 Jahren folgte der Wechsel zum Feldhandball.

Feldhandballer der DJK

Auch für die DJK Olympia Drensteinfurt stand Hennes Kramer zunächst für ein Jahr im Tor, später war er Verteidiger und Mittelfeldspieler. „Ich war immer schuld, wenn der Ball im Tor war, und habe getobt. Das wollte ich nicht mehr.“ Für ihn ging Theo Rosendahl zwischen die Pfosten. „Der war auch gut und am besten, wenn es matschig war“, blickt Kramer zurück. Und Schlammschlachten gab es damals viele auf dem „Ossenbecker“ Sportplatz. Umgezogen wurde sich bei Bernhard Bultmann in der Innenstadt. Statt Duschen gab es Eimer, Badewanne und kaltes Wasser. Sein Vorbild war der DJK-Ehrenvorsitzende Peter-Alex Brinker. „Er konnte rennen, nach vorne und nach hinten. Er war immer da“, sagt Kramer. Besonders in Erinnerung ist natürlich der Aufstieg der Feldhandballer von der A- in die Bezirksliga.

1961 zog der gelernte Maurer nach Münster. „Nullacht war mein Verein dort.“ Drei Jahre lang spielte er draußen auf dem Feld. Mit der ersten Mannschaft ging es hoch bis in die Verbandsliga, nach Gummersbach und Minden. Und die Reisen mit dem Team führten nach Schweden, Frankreich oder Dänemark. „Das waren die schönsten Jahre meiner sportlichen Laufbahn“, sagt Kramer. Von 1964 bis 1970 spielte er für die Zweitvertretung der Münsteraner in der Halle. „Als Feldhandballer war ich aber besser.“

Der Spielerpass von Hennes Kramer, ausgestellt 1975 vom Westdeutschen Verband.
Der Spielerpass von Hennes Kramer, ausgestellt 1975 vom Westdeutschen Verband.

1971 zog Hennes Kramer zurück nach Drensteinfurt – in die Bauerschaft Ossenbeck. Von 1974 an spielte er wieder Fußball – bei den Alten Herren des BVD. „Erst im Tor, dann im Feld.“ Spaß machten aber nicht nur die Spiele, sondern vor allem die Ausflüge.

Als Fan bei den Spielen der ersten Mannschaft ist Kramer seit den Achtzigerjahren dabei. Zwei Erfolge sind ihm besonders im Gedächtnis geblieben. Zum einen der Aufstieg in die Bezirksliga 2012 unter Trainer Ivo Kolobaric. „Das war der Höhepunkt“, sagt Kramer. Zum anderen der Aufstieg in die A-Liga 1984, der in Gremmendorf perfekt gemacht wurde. Coach war Kurt Sewing. „Wir hatten einen Förderverein gegründet, um den Trainer zu finanzieren.“

Verpflichtung von Lars Anfang eine „Sensation“

Der beste Trainer, den der Stewwerter Sportverein bislang hatte, ist für Kramer Kolobaric. „Ich kam sehr gut mit ihm klar.“ In der Liste der besten Spieler stehen bei ihm Lars Anfang und der brasilianische Torjäger Whitson Ferreira dos Santos ganz oben. „Dass Lars Anfang zum SVD gewechselt ist, war damals eine Sensation. Er war sehr gut“, sagt Kramer. Auch Maximilian Schulze-Geisthövel. der aktuell zum Kader gehört, habe schon wichtige Tore für die erste Mannschaft erzielt.

Bei Heimspielen ist Kramer, wenn er gesund ist, immer dabei, auswärts fast immer. „Andere Termine schiebe ich hinaus. Erst kommt Fußball, dann alles weitere.“ Seine Frau Monika hat sich längst damit abgefunden.

Meinung immer offen gesagt

Dass er nicht nur ein großer Fan, sondern auch größter Kritiker ist, gibt der 80-Jährige unumwunden zu. „Na logo!“, sagt er. „Ich habe meine Meinung immer offen gesagt. Es heißt ja Fußball spielen und nicht pölen. Und außerdem sind wir auf dem Sportplatz und nicht in der Kirche.“ Selbst seine Enkelkinder Dominik Heinsch und Julian Palmieri, die früher für die erste Mannschaft spielten und zurzeit für die zweite auflaufen, hätten schon mal gesagt: „Opa, jetzt halt mal deinen Mund.“ Andere Akteure reagieren auf die lautstarken taktischen Anweisungen von der Seitenlinie erst gar nicht, sondern stellen die Ohren auf Durchzug. Nach dem Abpfiff verstehen sich sowieso wieder alle – insbesondere nach Siegen. „Ich habe schon etliche Kisten für die Mannschaften ausgegeben, wenn sie gute Spiele abgeliefert haben“, sagt Kramer.

In dieser Saison hat der Stewwerter, der auch gerne Fußball im Fernsehen schaut und „ein bisschen“ mit dem Bundesligisten Borussia Mönchengladbach sympathisiert, nicht viel zu meckern. „Die Mannschaft als solche ist die stärkste überhaupt. Ich traue ihr sehr viel zu in dieser Spielzeit. Sie wird bis zum Ende oben mitspielen.“ Kramers Meinung: „Wenn du aufsteigen kannst, solltest du es versuchen. Aber Glück gehört auch dazu.“

Alte Lieder im Vereinsheim

Alles in allem hält Hennes Kramer fest: „Es war immer wunderbar – als Spieler und als Zuschauer.“ Und als Sänger. Denn wenn er in Stimmung ist, schmettert er gerne mal alte Lieder im Vereinsheim. „Singen ist immer erste Klasse“, sagt Kramer. Sollte der SV Drensteinfurt den Aufstieg in die Landesliga tatsächlich schaffen, dürfte es im Vereinsheim wohl noch etwas lauter werden.

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