2:2 wie eine Niederlage: Großer Frust beim BVB

Während die Schalker Profis vor der Nordkurve den Punktgewinn gegen Dortmund euphorisch feierten, herrschte im Lager des BVB nach dem 100. Bundesliga-Derby nur noch großer Frust.
Gelsenkirchen – Das 2:2 (0:1) im Revierschlager vor 65 571 Zuschauern in der ausverkauften Arena war ein Ergebnis, das beide Trainer am Ende recht unterschiedlich bewerteten. Umso überraschender, dass sowohl Schalkes Coach Thomas Reis als auch sein Dortmunder Kollege Edin Terzic am Ende der Pressekonferenz am Samstagabend den Begriff Demut benutzten.
Damit wollte der Schalker Fußball-Lehrer die große Euphorie auf Schalke, die auf Grund der sieben ungeschlagenen Begegnungen der Rückrunde und dem überraschenden Punktgewinn im Derby neue Dimensionen erreichte, bremsen. Der Hinweis von Reis, dass Schalke immer noch auf einen Abstiegsplatz stehen würde und längst nicht am Ziel sei, war nicht nur an den Anhang gerichtet, sondern sollte auch die Sinne seiner Profis weiter schärfen. „Wir müssen auf dem Boden der Tatsachen bleiben, wir wissen, dass wir noch einige Zähler holen müssen“, erklärte Reis. „Wir müssen jeden Punkt hart erkämpfen.
BVB-Coach Edin Terzic wollte dagegen nicht von einem herben Rückschlag im Meisterschaftsrennen reden. „Wir bleiben demütig und arbeiten an unseren Themen, den Rest werden wir im Mai sehen“, erklärte der Coach, der darauf hinwies, dass die Dortmunder vor der WM-Pause noch weit hinter ihren Zielen hingen. „Wir sind nun seit acht Spielen in der Bundesliga ungeschlagen. Wir haben nächste Woche gegen Köln ein Heimspiel und da brauchen wir drei Punkte“, sagte Terzic, der auch nicht an das direkte Duell mit den Bayern am 1. April in München denken wollte.
Zweimal war der BVB durch Tore von Nico Schlotterbeck (38.) und Raphael Guerreiro (60.) in Führung gegangen, versäumte es aber, die Partie bei weiteren Chancen vorzeitig zu entscheiden. So herrschte am Ende nach den beiden Schalker Treffern von Marius Bülter (50.) und des erst zuvor eingewechselten Kenan Karaman (79.) großer Frust bei den Dortmundern, wie Terzic eingestand.
„Ich hoffe nicht, dass uns diese zwei Punkte am Ende sehr weh tun“, äußerte Sebastian Kehl nach der Partie und bezeichnete das Unentschieden als „ärgerlich und völlig unnötig. Wir haben den Sieg verschenkt. Das sind zwei verlorene Punkte, und zwar nicht, weil die Schalker so gut waren, sondern weil wir unsere Chancen nicht genutzt haben. Deshalb ist das sehr bitter.“
Die Gründe für den deutlichen Einbruch nach der Pause lagen für Terzic auf der Hand. „Es gab zwei Möglichkeiten. Entweder wir lassen uns auf das emotionale Spiel der Schalker ein und es bleibt eng, oder wir bleiben klar und versuchen das Spiel fußballerisch zu gewinnen“, erklärte der BVB-Trainer. Das habe seine Mannschaft in der ersten Halbzeit gut umgesetzt. „In der zweiten Hälfte haben wir damit aufgehört. Und dann wurde es wild. Genauso, wie Schalke es haben wollte.“
Für Terzic geht es jetzt darum, dass seine Mannschaft die Lehren aus diesem unnötigen Remis ziehen wird. „Wir wissen, dass wir guten Fußball spielen können, aber wir wissen auch, dass wir es nicht durchziehen.“
Um guten Fußball geht es auf Schalke nicht, in erster Linie um Punkte im Kampf um den Klassenerhalt. Deshalb sucht die Mannschaft weiter den Schulterschluss mit den Fans. „Die Fans haben uns nach vorne gepeitscht. Zum Glück haben wir noch das 2:2 gemacht. Es ist ein wahnsinniges Gefühl für uns“, meinte Karaman nach seinem Kopfballtreffer. „So kann man sich in die Herzen der Schalker schießen. Für mich war es ein besonderer Moment.“