„Ich war mit Jugendleiterin Giulia Ritter auf einem Seminar des Turnerbundes in Oberwerries. Kirsten Bessmann-Werncke, die die Öffentlichkeitsarbeit des Verbandes macht, hat mich auf ein Interview angesprochen, weil sie die Kombination Vorstand und Übungsleiterin spannend fand“, blickt Höll zurück. „Das gibt es wohl nicht so oft, meinte sie.“
Höll stammt nicht aus einer sportlichen Familie. Die Zahntechnikerin besuchte gerade die Meisterschule. Und sie suchte einen Ausgleich. „Da habe ich bei der TuS mit BOP (Bauch, Oberschenkel, Po) angefangen“, erzählt sie vom Einstieg vor rund zehn Jahren. Der innere Zwang der Einsteigerin, mit den Etablierten im Kurs mithalten zu wollen, brachte zunächst den Schmerz. „Mir tat alles weh.“
Das gezielte Training der Problemzonen übernahm sie nach Absolvieren des Übungsleiterscheins C vor sechs Jahren. Außerdem ist sie zertifizierte Faszio-Trainerin und übernahm das Kindertanzen am Samstag. Ganz schön viel für die 46-Jährige. Fünf Stunden steht sie wöchentlich in der Halle, zwei weitere investiert sie seit zweieinhalb Jahren in die Vorstandsarbeit. „Wir arbeiten ja Hand in Hand, Marvin (Manz, 1. Vorsitzender) ist ja auch berufstätig.“ Die anstehenden Aufgaben des Vorstandes würden verteilt. „Dieses pragmatische Suchen nach Lösungen, der Kontakt mit den Leuten. Es ist für mich tatsächlich eine große Familie“, sagt Höll. Es habe Vorteile, zum einen Übungsleiterin zu sein, zum anderen im Vorstand aktiv mitzumischen. „Ich bin nah dran am Geschehen in der Halle“, erklärt Höll. Übungsleiter auf Augenhöhe hätten keine Scheu, Verbesserungsvorschläge zu machen, Kritik zu üben oder das Angebot zu erweitern. „Wir hören auf die Mitglieder, wenn sie fragen, ob wir dies und das nicht mal anbieten könnten, suchen dann entsprechende Übungsleiter und probieren es.“
Der neue Kurs „Tabata“ sei ein Beispiel der Anregung aus der TuS-Familie. Das Intervalltraining mit Kursleiterin Olga Frese ersetzt Dance Aerobic. „Das war nicht mehr gefragt, Tabata hingegen kommt gut an“, sagt Höll.
Inzwischen hat sie auf den Übungsleiterschein B mit Schwerpunkt Prävention aufgerüstet. „Runter vom Sofa, rein in die Sportschuhe“, heißt der zugehörige Kurs plakativ. „Bewegen statt Schonen“, „Cardio aktiv“ und „Fit und Gesund“ sind die inhaltlichen Eckpunkte des neuen Angebots, das auch von vielen Krankenkassen bezuschusst wird. „Ich selbst weiß ja, wie schwierig es für Leute ist, die vorher nie etwas mit Sport zu tun hatten, einen Einstieg zu finden“, sagt Höll. Sie will den Spaß an der Bewegung spielerisch weitergeben. „Dazu vermittle ich einiges an Wissen, zur Ernährung oder ganz praktische Dinge wie die beste Haltung beim Heben von schweren Kisten.“ Viele „Zipperlein“ könnten durch regelmäßige Bewegung behoben werden.
Genug hat Höll noch nicht. „Ich würde mich noch mehr engagieren, wenn ich mehr Zeit hätte“, sagt sie. Bewegungsspiele im Altersheim, das Ankämpfen gegen Übergewicht bei Kindern nennt Höll als Beispiele. Im Verein selbst müsse nicht viel geändert werden. „Wir müssen ja nicht auf Teufel komm raus neue Mitglieder gewinnen.“
Eine neue Idee ist zudem das erste Frauensportfest am 27. August von 10 bis 16 Uhr in der Bönener Goethesporthalle. „Jede Frau ab 16 Jahre ist herzlich willkommen“, erklärt Höll. Nur Frauen wohlgemerkt. „Sie sollen ungezwungen, unbeobachtet, ohne Scham, auch ruhig im Schlabberlook verschiedene Sportarten ausprobieren können“, ergänzt die stellvertretende Vereinsvorsitzende. „Es geht um den Spaß an der Bewegung, nicht das Aussehen.“ Im kostenlosen Angebot sind Line Dance, Tabata, Faszio, Gesundheitssport, Gymnastik, Nordic Walking, Zumba, BOP und Hapkido. Also auch Kampfsport? „Tatsächlich sind dort inzwischen 60 Prozent der Abteilung weiblich“, erfuhr Höll. Die Teilnehmerinnen am Frauensportfest bekommen eine Stempelkarte mit auf den Weg. Bei Nutzung von fünf Sportangeboten geht die Karte in die Verlosung. Die Preise gehen von T-Shirts bis zu TuS-Kursangeboten.
Anmeldung: Bis zum 6. August per Mail an iris.hoell75@gmail.com oder unter Tel. 0152/06 15 65 42.