„Die Hinrunde ist schwer zu toppen“, sagt Cerci, wo er einmal mit den Komplimenten für die Mannschaft Fahrt aufgenommen hat. Mehr als 42 Punkte aus 15 Partien sind schließlich kaum möglich. „Wir hatten aber auch in einigen Spielen das Glück auf unserer Seite“, weiß Cerci die Bilanz richtig einzuschätzen. Nicht, dass Bönen die vielen Siege nicht verdient hätte, doch es war manchmal knapper, als es sein musste. Einige Male verpassten es die Bönener ihre Partien, vorzeitig zu entscheiden. Das 3:1 gegen Ahaus fiel in der 88. Minute, das 2:0 in Gemen in der 93. Minute und am vergangenen Wochenende traf Adil Elmoueden sogar nochmal eine Zeigerumdrehung später zum 3:1 gegen Haltern II. Gegen Borussia Münster rettete Emre Demir den 3:2-Sieg ebenso in der Nachspielzeit, wie Cabuk das 4:3 gegen Dorsten-Hardt markierte (die Partie wurde später 2:0 für Bönen gewertet).
Da hätte das eine oder andere Unentschieden herausspringen können und Bönen stände nicht ganz so überlegen da. Nur mit Glück will Cerci die späten Treffer allerdings nicht erklärt wissen. „Wir haben viele Tore in den letzten Minuten erzielt. Das zeugt auch von Qualität und Selbstbewusstsein. Wir sind jederzeit in der Lage Tore zu schießen. Das ist schön zu wissen.“
Auf der anderen Seite hätte der Spitzenreiter alle diese Begegnungen auch früher entscheiden und sich ein Zittern so ersparen können. „Eher den Sack zuzumachen ist uns nicht gelungen. So haben wir uns teilweise selbst in die schwierigen Situationen gebracht“, sagt Cerci und kommt auf den größten Kritikpunkt zu sprechen, den er in dieser Hinrunde ausgemacht hat. „Das großes Manko, das mir die ganze Saison Kopfschmerzen bereitet hat, ist die Chancenverwertung.“ So kam letztlich auch die Niederlage in Roxel zustande. Cerci kann sich noch genau erinnern und zählt die besten Möglichkeiten seines Teams am fünften Spieltag auf: zwei Eins-gegen-Eins-Situationen, einmal wurde auf der Linie geklärt, Emre Demir traf den Außenpfosten. „Wir haben einfach kein Tor geschossen.“
Die Bönener können es verschmerzen, zwei Wochen später übernahmen sie wieder die Tabellenspitze und gaben sie nicht mehr ab. Lediglich der Schwung der ersten Wochen ging verloren. Hatte die IG damals ihre Gegner in den Anfangsphasen der Partien überrollt, allen voran beim 8:0-Auftaktsieg gegen Altenberge, geriet sie jetzt häufiger in Rückstand. Für Cerci lag das „an der Sommervorbereitung, die meines Erachtens nach schlecht war“. Nach der langen Coronapause fielen viele Akteure mit Verletzungen aus. „In der ersten Phase sind wir noch gut rausgekommen. Da war jeder heiß und wollte sich zeigen. Danach wurde es aber schwerer, und wir hatten einen kleinen Leistungsabfall, der zum Glück nicht so extrem tief war.“
Die Verletzungen zogen sich durch die Hinserie. Arif Et, Adil Elmoueden, Ismail Budak, Samet Akyüz, Yasin Acar, zuletzt Zübeyir Kaya und Adem Cabuk (die Liste ist nicht vollständig): Viele Spieler waren längere Zeit außer Gefecht. „Und ich musste sie ohne Aufbautraining ins kalte Wasser schmeißen, auch wenn sie nicht fit waren, weil ich keine anderen Möglichkeiten hatte. Das hat dazu beigetragen, dass sie nicht ihre Leistung abrufen konnten. Deshalb nehme ich die Spieler in Schutz“, sagt Cerci zur personell schwierigen Hinrunde. Neben den 12, 13 fitten Akteuren saßen ein, zwei rekonvaleszente und dazu der Sportliche Leiter Hüseyin Kücük auf der Bank. „Die Mannschaft ist wochenlang, Monate sogar, auf dem Zahnfleisch gegangen und ist bemerkenswert damit umgegangen. Ich habe nicht erwartet, dass wir aus der Phase so erfolgreich rauskommen“, erklärt der Trainer.
Für das neue Jahr hofft Cerci vor allem, dass er mit mehr Spielern arbeiten kann. Dann sieht er noch Steigerungspotenzial in seinem Team. Neuzugänge sind nicht geplant, auch wenn „ich immer ein Auge offen halte und es immer wieder Anfragen gibt“, so Cerci. Zum Trainingsauftakt ruft er seine Schützlinge bereits am 3. Januar zusammen. Der nächste Spieltag steht am 6. Februar auf dem Programm. Den Feinschliff dafür wollen sich die Bönener bei einem einwöchigen Trainingslager in der Türkei holen.