Dass nur Geimpfte und Genesene beim Derby auflaufen sollten, führte in Nordbögge zum Ärger mit der Delegation der SpVg. Denn Stürmer Atakan Iscan hatte extra für das Fußballspiel einen PCR-Test gemacht, um seine – auch durch ungeimpfte Spieler – personell arg gebeutelte Mannschaft zu unterstützen. Über 60 Euro habe er extra dafür bezahlt, teilte Geschäftsführer Friedhelm Wittwer mit.
Um die Sache mit den zwei aufeinanderprallenden Meinungen zu klären, wurde versucht, das Bönener Ordnungsamt anzurufen, was mit Unterstützung der Kreisleitstelle auch gelang. Das bestätigte eine 2G-Regel auf Sportplätzen, wie auch Otte nach Kontakt mit Mitarbeiter Jan Albrecht mitteilte. Dem sei die Nachfrage, ob eine Mitgliedschaft im DOSB vorläge, von Würz verneint worden. Der VfK ist über seine Mitgliedschaft im Fußball- und Leichtathletikverband Westfalen (FLVW) als spielleitender Stelle jedoch Mitglied im DFB sowie über den Gemeindesportverband und Landessportverband NRW im DOSB Mitglied, so dass die Ausnahmeregelung mit dem PCR-Test auch in Nordbögge greift. Würz erklärte, dass so nicht gewusst zu haben.
Otte wiederum war wenig begeistert, dass die Rufbereitschaft des Ordnungsamts für so eine Nachfrage in Anspruch genommen wurde, zumal am Wochenende auch Verwaltungskräfte aus anderen Abteilungen dort Dienst haben. So etwas könne in der Woche geklärt werden, sagte der Fachbereichsleiter.
Iscan durfte am Sonntag letztendlich nicht mitspielen, was die Bönener erboste. Einer von ihnen trat sogar gegen einen Zaun. „Das waren sehr unschöne Szenen“, meinte Würz. Von Bönener Seite stand die Überlegung im Raum, nicht anzutreten. Das wurde aber nach Rücksprache mit Wittwer, der auch stellvertretender Vorsitzender im FLVW-Kreis Unna-Hamm ist und davon abriet, nicht gemacht.
Das Spiel endete, nachdem die Gäste einen 1:3-Rückstand in der Schlussphase zum 3:3 egalisiert hatten. Bei einer Niederlage hätte die SpVg aber Einspruch gegen die Wertung erhoben, nahm davon aber Abstand, betonte Wittwer: „Glücklicherweise haben wir noch ausgeglichen. Für uns ist das ein Auswärtspunkt, der uns mehr gut tut als Nordbögge.“ Bönen wahrte seinen Abstand von elf Punkten auf den VfK als Drittletzten. Begeistert von der Nordbögger Aktion war aber keiner im SpVg-Lager. „Das hat schon Geschmäckle“, findet Wittwer, der wegen seines Geburtstages nicht zur Feuerwache gekommen war.
Die ganze Geschichte hat übrigens ein Vorspiel. Eine Woche vorher war auch Derbyzeit, damals gastierte der VfK beim TVG Flierich-Lenningsen. Die Nordbögger fragten an, ob ihr einziger ungeimpfter Akteur mit einem PCR-Test mitwirken kann. Als Antwort erhielten sie, es gelte 2G, sagte Würz. Der Akteur sparte sich das Geld für den Test und erschien nicht am Butterwinkel. Nach der 0:6-Pleite nach dem frühen Platzverweis gegen Sven Koslowski legte der VfK Einspruch gegen die Wertung ein.
Als Stellvertretender Kreisvorsitzender kam dieser in die Hände von Wittwer, auch weil der als Bönener am besten geeignet schien. Er ließ sich nach eigenen Aussagen von der Kommune bestätigen, dass es keine Sonderregelungen über die NRW-Schutzverordnung hinweg gebe. Der Spieler hätte also in Flierich auflaufen können, was er den Nordböggern auch mitteilte. Die Mail, die ihm das bestätigte, habe am Sonntag vor dem Spiel der SpVg-Zweiten an der Feuerwache allerdings nicht mehr vorgelegen, um sie den VfK-Verantwortlichen zu zeigen, so Wittwer.
Dem Einspruch der Nordbögger begegnete TVG-Coach Thorsten Müller mit Unverständnis. Er erklärte, tatsächlich von 2G gesprochen zu haben, aber Zuschauer gemeint zu haben. „Die Anfrage kam am Sonntagmorgen über einen Spieler per Whatsapp zu mir, ob 2Gplus wäre. Das heißt für mich, geimpft oder genesen oder mit Test. Da habe ich 2G gesagt. Ich wusste nicht mal, ob es um einen Spieler ging und von Nordbögge war nicht die Rede in dem Chatverlauf“, sagte Müller. Erst im Nachgang sei ihm bewusst geworden, dass ein Spieler gemeint sein könnte. „Ich bin aber auch der falsche Ansprechpartner“, verwies er auf den Vorsitzenden oder den Geschäftsführer des TVG, die vom VfK hätten kontaktiert werden sollen.
In ihrer Stellungnahme gegenüber der Kreisspruchkammer erklärten die Fliericher, niemanden am Eingangstor zurückgewiesen zu haben. Das bestätigte auch Michael Zahorodnyj, der Vorsitzende des Kreissportgerichts, der ebenfalls mitteilte, dass Nordbögge den Einspruch am Dienstag zurückgezogen habe.
Eine Chance hätten sie seiner Meinung auch nur dann gehabt, wenn der Spieler vor Ort gewesen und der Schiedsrichter mit eingebunden worden wäre. „Die Sachlage wäre sehr unklar gewesen“, meinte Zahorodnyj zu einem möglichen Urteil. Denn einen solchen Fall vor der Spruchkammer habe es seines Wissens bisher weder im Kreis noch höherrangig gegeben. Die Nordbögger wollen die ganze Sache am liebsten schnell „abhaken und fertig“, so Würz. Wittwer wünscht sich, dass die Sportvereine von der Gemeinde über die Umsetzung der Coronaordnung besser informiert werden.