Lauterbach mit Idee für Curevac
Sputnik V: Zulassung in Deutschland? Jens Spahn kündigt notfalls Alleingang an
Deutschland leidet unter Impfstoff-Mangel. Kann das russische Präparat Sputnik V helfen? Jens Spahn spricht sich für eine schnelle Zulassung aus - notfalls im Alleingang.
Hamm - Impfungen sollen das wichtigste Mittel in der Bekämpfung des Coronavirus sein. Doch in Deutschland ist das Tempo dahingehend eher schleppend. Daher werden jetzt die Rufe nach einer schnellen Zulassung des russischen Impfstoffes Sputnik V lauter. (News zum Coronavirus)
Land | Deutschland |
Präsident | Frank-Walter Steinmeier |
Hauptstadt | Berlin |
Staats- und Regierungsform | 83,02 Millionen (2019) |
Sputnik V: Zulassung in Deutschland? Jens Spahn kündigt notfalls Alleingang an
Ob und vor allem wann Sputnik V auch in Deutschland verimpft werden könne, steht noch in den Sternen. Doch weil Impfstoffe ohnehin knapp sind, hat sich etwa Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) für eine baldige Vorbestellung des russischen Corona-Impfstoffs ausgesprochen.
Es sei „notwendig, dass wir auch dieses Vakzin einfach in Anspruch nehmen“, sagte Bodo Ramelow am Freitag im ARD-Morgenmagazin. „Ich persönlich plädiere auch dafür, dass die Bundesregierung jetzt die Vorverträge für Sputnik V fertig macht“.
Warum also bestellt Deutschland den Impfstoff aus Russland nicht also schon jetzt - vor bzw. während eines laufenden Zulassungsverfahrens? Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) verwies auf die Wichtigkeit einer klaren Datenlage. Die Daten würden noch ausgewertet.
Sputnik V: Jens Spahn bestellt den russischen Impfstoff auch ohne die EU
Aber dann soll es nach Möglichkeit schnell gehen. Jens Spahn hat sich für zügige Vereinbarungen zum Erwerb des russischen Corona-Impfstoffs Sputnik V ausgesprochen - notfalls auch unabhängig von der Europäischen Union (EU). „Ich kann mir gut vorstellen, dass wir auch zügig Verträge schließen“, sagte der Bundesgesundheitsminister am Freitag (19. März). „Ich bin tatsächlich sehr dafür, dass wenn die Europäische Union dann nichts macht, wir das auch national machen.“
Voraussetzung für die Zulassung sei jedoch, dass der Impfstoff Sputnik V in der EU zur Verimpfung zugelassen werde. Dazu müsse die russische Seite noch Daten liefern: „Sobald ausreichend Datenpakete da sind, ist eine ordentliche Zulassung schnell möglich“, sagte Jens Spahn. Wie schnell das sein kann, ist ungewiss. Russlands Corona-Impfstoff Sputnik V jedenfalls wird aus Sicht des staatlichen russischen Direktinvestmentfonds RDIF wohl keine rasche Zulassung durch die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) erhalten.
Unterstützung erhielt der Bundesgesundheitsminister von Karl Lauterbach. Der Gesundheitsexperte plädierte dafür, mit dem russischen Corona-Impfstoff genauso umzugehen wie mit jedem anderen auch. „Ich würde für die Beschaffung und die Sicherung von Kapazitäten plädieren“, sagte Karl Lauterbach, der angesichts der Corona-Zahlen einen sofortigen Lockdown anregte.
Sputnik V: Wirksamkeit ähnlich hoch wie bei Biontech/Pfizer und Moderna
Karl Lauterbach erklärte, dass die Datenlage für diesen Impfstoff sehr gut sei, „was die Wirksamkeit angeht“, sagte der SPD-Politiker. Laut der Anfang Februar in der britischen Fachzeitschrift The Lancet veröffentlichten Studie schütze das Vakzin zu mehr als 90 Prozent vor einer symptomatischen Covid-19-Erkrankung. Es habe demnach eine ähnliche Wirksamkeit wie die Präparate von Biontech/Pfizer und Moderna.
Es gebe bei der Datenlage zu Sputnik V aber auch Schönheitsfehler - und zwar „die in der Publikation berichtete Rate von Nebenwirkungen“. Diese scheine Spezialisten „sehr unwahrscheinlich niedrig“ zu sein, berichtete der Epidemiologe. Daher müsse Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) die Daten einfordern und entsprechend prüfen.
Wenn diese Prüfung erfolgt sei, stehe der Zulassung des Corona-Impfstoffes Sputnik V nichts mehr im Wege, so Karl Lauterbach. Allerdings sei dies hier schwieriger als bei anderen Präparaten, bei denen die Datenlage transparenter gewesen sei.
Corona-Impfstoff: Karl Lauterbach regt Notzulassung von Curevac an
Der SPD-Gesundheitsexperte brachte aber noch eine ganz andere Option ins Spiel. Schließlich könnte im Sommer mit Curevac (Tübingen/Niederlande) ein weiterer Corona-Impfstoff folgen. Mit einer Entscheidung über die Zulassung des Präparats wird im Mai oder Juni gerechnet.
In diesem Fall regt Karl Lauterbach eine Notfallzulassung an - „und zwar deshalb, weil der Wirkmechanismus sehr ähnlich ist wie bei Biontech und Moderna“, erläuterte er. Daher könne man eine vereinfachte Zulassung analog zu Biosimilars in Erwägung ziehen. „Das bereiten wir derzeit ohnehin schon vor, denn wir können nicht Impfstoffe gegen Mutationen jedes Mal durch das komplette Zulassungsverfahren schicken“, sagte er.
Rubriklistenbild: © Patricio Murphy/dpa