Bleiben die Umfragewerte bis zum Herbst so wie sie heute sind, ist die in dieser Konstellation völlig neue Koalition aus Grünen, SPD und FDP die einzig realistische Regierungsoption ohne die Union. Es wäre für Gesellschaft und Wirtschaft einen Versuch wert, Umweltschutz, Soziales und Digitalisierung gleichermaßen voran zu bringen. Doch in Zeiten existenzieller Bedrohungen wie Pandemie und Klimawandel, in Zeiten von Unsicherheit und Umbruch wird Deutschland wohl mehrheitlich die Partei und damit den Kandidaten wählen, der den einzelnen Bürger am wenigsten mit diesen Problemen „belästigen“ wird. Und das ist Armin Laschet.
Während Olaf Scholz und Annalena Baerbock das große Klimarad drehen wollen, sorgte sich Armin Laschet in einem Zeitungsinterview um den Mallorca-Urlaub für jedermann. Ja, Klimawandel ist auch für Armin Laschet eine schlimme Sache, aber sich keinen Ferienflieger mehr leisten zu können, eben auch. Die Person Armin Laschet verspricht, am wenigsten weh zu tun. Dabei wird der Spritpreis auch mit der CDU steigen. Wetten?
Armin Laschet ist Rheinländer, und so verbinden viele mit dem 60-Jährigen aus Aachen Lebensweisheiten wie „Et kütt wie et kütt“ und – mit Blick auf Wetterextreme und Wassermangel noch wichtiger – „Et hätt noch emmer joot jejange“. Gelassenheit gepaart mit Optimismus – das ist durchaus eine verlockende Art, um auf die Bedrohungen dieser Welt zu reagieren. Und wenn dann die Mitbewerber noch nicht einmal Lebensläufe fehlerfrei aufschreiben können, gerät das eben zum Vorteil für den Vertreter von CDU und CSU im Rennen ums Kanzleramt.
Wer am 26. September Union wählt, bekommt mit Armin Laschet zweifelsohne einen sympathischen und weltoffenen Spitzenkandidaten. Dass hinter dem Kreuz für die CDU auch konservative Kandidaten wie Friedrich Merz und Hans-Georg Maaßen stecken? Geschenkt.
Armin Laschet schmückt sich auf der anderen Seite mit liberalen Vertretern seiner Partei wie Serap Güler, in Nordrhein-Westfalen Staatssekretärin für Integration, oder Andreas Jung, Bundestagsabgeordneter aus Baden-Württemberg und Umweltpolitiker. Insofern hat sich Laschet als der bessere Parteivorsitzende für die CDU erwiesen. Er integriert alle Kräfte. Diese Fähigkeit spricht auch für einen Kanzler Laschet.
Zwar ist eine Koalition mit der FDP sein Favorit, doch Armin Laschet wird flexibel genug sein, um im Gegensatz zu Angela Merkel auch Bündnisse mit Grünen, SPD und/oder Liberalen hinzubekommen.
Zurück auf die Rennbahn: Das elegante Pferd liegt in Führung. „Wir sind im Endspurt“, sagte Laschet in dieser Woche im Düsseldorfer Landtag. Gemeint war zwar die Corona-Pandemie, doch es klang ein wenig auch nach der Bundestagswahl.
Allerdings kann in 100 Tagen noch viel passieren. Bereits jetzt auf Laschets Sieg zu wetten, ist nicht ohne Risiko. Eine hundertprozentig verlässliche Strategie existiert weder beim Pferdewetten noch in der Politik.