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Nach Illegal-Angebot bei „Jagd & Hund“: Westfalenhallen ändern Elefanten-Aussage

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Von: Daniele Giustolisi

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Auf der „Jagd und Hund“ in den Dortmunder Westfalenhallen hat es illegale Löwen-Jagdangebote gegeben. Jetzt gibt es Verwirrung um bedrohte Waldelefanten.

Update, Sonntag (29. Januar), 18.34 Uhr: Mit dem Angebot der Gatterjagd auf gezüchtete Löwen haben einzelne Anbieter der „Jagd und Hund“ gegen Messeregeln der Dortmunder Westfalenhallen verstoßen (siehe Erstmeldung). Im Nachgang der Messe liefern sich die Tierschützer von „Pro Wildlife“ mit den Westfalenhallen ein verwirrendes Gefecht. Wurde in Dortmund, wie von „Pro Wildlife“ behauptet, auch die Jagd auf gefährdete Waldelefanten angeboten?

Nachdem die Westfalenhallen gegenüber RUHR24 zunächst angegeben hatten, die Angebote würden nicht für Dortmund gelten, gab ein Sprecher schließlich zu, es habe das Angebot tatsächlich in Dortmund gegeben, allerdings nur für Kamerun, wo die Jagd auf Waldelefanten in Einzelfällen und mit Lizenz erlaubt ist. Die Einfuhr von Waldelefant-Trophäen in die EU ist allerdings verboten, sodass das Angebot in Dortmund, so ein Westfalenhallen-Sprecher, „von geringem Interesse“ sei.

Ein weiterer Anbieter auf der „Jagd und Hund“ habe zwar Waldelefanten im Bild auf einem Aufsteller gezeigt, die Jagd darauf aber nicht angeboten, so die Westfalenhallen.

Erstmeldung, Freitag (27. November), 12.11 Uhr: Dortmund – Auf Europas größter Jagdmesse, der „Jagd und Hund“ in den Westfalenhallen Dortmund, sind illegale Geschäfte aufgedeckt worden. Nach Kritik der Tierschutzorganisation „Pro Wildlife“ stießen die Westfalenhallen bei routinemäßigen Kontrollen auf Anbieter, die in Halle 7 gegen die Messeregeln verstießen.

Illegale Angebote auf der Messe „Jagd und Hund“ in Westfalenhallen Dortmund

Gegenüber RUHR24 gab ein Sprecher der Dortmunder Westfalenhallen an: „Trotz der (...) Selbstverpflichtung wurden bei (...) Kontrollen einzelne Verstöße festgestellt. Die Aussteller wurden unmittelbar aufgefordert, illegale Angebote zu entfernen.“ Zuvor hatte „Pro Wildlife“ über Angebote für sogenannte Gatterjagden auf gezüchtete Löwen aufmerksam gemacht. Die Methode ist weltweit geächtet und bei der „Jagd und Hund“ eigentlich verboten.

Doch genau diese wurde offenbar in Halle 7 der Messe angeboten. Dabei unterschreiben die Aussteller der „Jagd und Hund“ vorab eine Selbstverpflichtung, nur legale Angebote auf der Messe zu zeigen, wie die Westfalenhallen gegenüber RUHR24 angeben.

Demnach dürfen auf der Jagdmesse keine Exponate, Dienstleistungen, Reisen oder Angebote gegen Gesetze der Bundesrepublik Deutschland, der Europäischen Union, rechtliche Bestimmungen der jeweiligen Reiseländer oder das Washingtoner Artenschutzübereinkommen (CITES) verstoßen.

Westfalenhallen Dortmund wehren sich gegen Vorwürfe an „Jagd und Hund“

Dass die Messe Dortmund Verstöße gegen den Tier- und Artenschutz toleriere, wie von „Pro Wildlife“ vorgeworfen, sei allerdings nicht korrekt, so ein Sprecher der Westfalenhallen. „Pro Wildlife“-Sprecherin Dr. Mona Schweizer hatte jüngst in einer öffentlichen Stellungnahme kritisiert: „Obwohl solche Angebote (Jagd auf Löwen in Jagdfarmen, Anm. d. Red.) laut Messeregeln untersagt sind, geht die Messeleitung nicht dagegen vor.“

Der Streit zwischen den Westfalenhallen Dortmund und „Pro Wildlife“ geht sogar so weit, dass sich beide Seiten widersprechen. Während „Pro Wildlife“ behauptet, auf der „Jagd und Hund“ würde der Abschuss von vom Aussterben bedrohten Afrikanischen Waldelefanten angeboten, heißt es von den Westfalenhallen gegenüber RUHR24: „Unsere eigenen Kontrollen haben gezeigt, dass das Angebot von Afrikanischen Waldelefanten nicht für Dortmund gilt.“ Zum Hintergrund: Die Einfuhr von Waldelefant-Trophäen in die EU ist verboten.

Zoff um Jagdangebot für Waldelefanten auf der „Jagd und Hund“ in Dortmund

Das will Mona Schweizer von „Pro Wildlife“ nicht so stehen lassen: Bildlich und in Katalogen sei auf der „Jagd und Hund“ in Dortmund sehr wohl Werbung für die Jagd auf Waldelefanten gemacht worden. Ein Plakat von „HHK Safaris“ und ein Katalog von „RR Weltweites Jagen“ würden das zeigen. Schweizer gegenüber RUHR24: „Unseres Erachtens fällt das unter Bewerbung und Vermarktung. Das Argument, diese Angebote gelten nicht für Dortmund, sind diesbezüglich fadenscheinig.“

Als Beweis dafür, dass auf der Messe „Jagd und Hund“ in den Westfalenhallen Dortmund die Jagd auf Waldelefanten beworben wird, zeigt die Tierschutzorganisation „Pro Wildlife“ diese beiden Beispiele.
Als Beweis dafür, dass auf der Messe „Jagd und Hund“ in den Westfalenhallen Dortmund die Jagd auf Waldelefanten beworben wird, zeigt die Tierschutzorganisation „Pro Wildlife“ diese beiden Beispiele. © Pro Wildlife

Eine weitere Überprüfung der Dortmunder Westfalenhallen zeigte schließlich, dass auf der „Jagd und Hund“ sehr wohl die Jagd auf Waldelefanten angeboten worden ist – und zwar für Kamerun. Das afrikanische Land vergebe laut Westfalenhallen in Einzelfällen Lizenzen hierfür.

Westfalenhallen Dortmund äußern sich zu Waldelefantenjagd-Angebot auf „Jagd und Hund“

Ein Westfalenhallen-Sprecher gegenüber RUHR24: „Das Angebot ist für die Jagd & Hund aber von geringem Interesse, da ein Einfuhrverbot in die Europäische Union besteht.“ Über einen weiteren Anbieter, der das Bild eines Afrikanischen Waldelefanten in seiner Standdekoration gezeigt hatte, sagte der Sprecher, das hier kein Jagdangebot zugrunde gelegen habe.

Jagdangebote auf „Jagd und Hund“ in Westfalenhallen Dortmund sind in Jagdländern rechtens

Dass teilweise die Jagd auf geschützte Tierarten auf der „Jagd und Hund“ in Dortmund angeboten werde, liege daran, dass dies laut Rechtsnorm des jeweiligen Jagdlandes erlaubt sei, heißt es von den Westfalenhallen. „So ist zum Beispiel die Eisbärenjagd ein völkerrechtlich verbrieftes Recht der Inuit, die diese Rechte auch an Dritte weitergeben dürfen“, so ein Westfalenhallen-Sprecher. Vergleichbare Rahmenbedingungen gäbe es auch bei anderen Tierarten (Hier weitere Dortmund-News bei RUHR24 lesen).

Auf der Messe „Jagd und Hund“ in den Westfalenhallen Dortmund ist es zu Verstößen gekommen. Einzelne Anbieter boten illegale Geschäfte an.
Auf der Messe „Jagd und Hund“ in den Westfalenhallen Dortmund ist es zu Verstößen gekommen. Einzelne Anbieter boten illegale Geschäfte an. © Grüne Dortmund

Die Westfalenhallen halten eine nachhaltig regulierte Jagd für wichtig, da sie das Einkommen der Lokalbevölkerung und deren Lebensräume sichere und gleichzeitig den Schutz von Wildtieren.

Pro Wildlife: Imposante Tiere werden auf der „Jagd und Hund“ in Westfalenhallen Dortmund „verramscht“

Die Tierschützer von „Pro Wildlife“ halten viele Jagdangebote auf der „Jagd und Hund“ dagegen für „unwürdig“, weil „solch imposante und oft auch bedrohte Tiere auf der Jagd & Hund verramscht werden.“ Die Forderung: Die Stadt Dortmund solle die „tier- und artenschutzwidrigen Jagdreise-Angebote endlich aus den städtischen Messehallen verbannen.“

Und was sagt die Stadt Dortmund zu der seit Jahren umstrittenen Messe? Fragen wie diese, so ein Sprecher gegenüber RUHR24, werde künftig eine stadteigene Ethikkommission klären müssen. Sie werde die Arbeit noch im ersten Halbjahr des laufenden Jahres aufnehmen. Gut möglich, dass die „Jagd und Hund“ in 2024 ein anderes Bild abgibt, als in diesem Jahr.

Hinweis: Wir haben den Text nachträglich um eine weitere Stellungnahme von „Pro Wildlife“ und der Westfalenhallen Dortmund zur Bewerbung der Jagd auf Waldelefanten ergänzt.

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