Mehr Unfälle durch Unachtsamkeit – „Smartphone spielt immer größere Rolle“
Smartphones sind ein Risikofaktor im Verkehr, denn sie lenken ab. Nicht nur Autofahrer, sondern auch Fußgänger. Die Fälle häufen sich.
Hamm — Ein nicht unerheblicher Risikofaktor im Straßenverkehr sind Smartphones. Zuletzt zum Beispiel in Hagen, wo ein Achtjähriger durch sein Handy abgelenkt wurde und beim Überqueren der Straße vor einen Bus lief. Nach Angaben der Polizei leitete der Busfahrer zwar sofort eine Vollbremsung ein, konnte den Aufprall aber nicht vermeiden. Der Junge wurde glücklicherweise nur leicht verletzt.
Solche Unfälle passieren mittlerweile häufiger in NRW sowie im ganzen Land. Eine Studie der Allianz-Versicherung aus dem Jahr 2019 liefert dazu auch Zahlen: So sind allein im Jahr 2018 457 Fußgänger ums Leben gekommen. Ein nicht unwesentlicher Faktor ist Ablenkung.
Risikofaktor Smartphone: Immer mehr Unfälle durch Unachtsamkeit
Da kommen die Smartphones ins Spiel: Denn laut der Studie „texten“ 43 Prozent der Befragten beim Gehen, zwei Drittel (67 Prozent) telefonieren im Gehen. Durch die Ablenkung achten diese Personen nicht mehr so stark auf den Verkehr, wodurch das Unfallrisiko steigt.
Wie viele Unfälle am Ende auf eine Ablenkung durch Smartphones zurückzuführen ist, kann durch die Statistik nicht ermittelt werden. Das bestätigt Peter Schlanstein, Vizepräsident der Landesverkehrswacht in NRW, im Gespräch mit wa.de.
Tausende Unfälle in Deutschland wegen Unachtsamkeit
Das Problem sei, dass Unachtsamkeit zwar erfasst werde, dies allerdings ein Sammelbegriff ist und viele Faktoren für eine Ablenkung sorgen. Das Smartphone sei laut Schlanstein aber ein wichtiger Faktor.
2021 starben bundesweit 154 Personen beim Überschreiten der Fahrbahn, davon drei Kinder. In knapp 7000 Fällen wurden Personen verletzt, hier waren es in knapp 2000 Fällen Kinder. „Menschen können in vielen Fällen abgelenkt werden, etwa beim Spielen“, sagt Schlanstein. „Aber das Smartphone spielt eine immer größere Rolle.“
Tempolimit von 30 Km/h wäre „empfehlenswert“
Laut seiner Ansicht wäre ein guter Ansatz, den Verkehr innerorts auf Tempo 30 zu beschränken. „Die meisten Unfälle mit Fußgängern passieren innerorts“, sagt Schlanstein. „Es wäre deswegen empfehlenswert, wenn nur auf den Hauptstraßen innerorts das Tempo 50 erlaubt sein würde, auf allen Nebenstraßen sollte ein Tempo 30 eingeführt werden.“
Er begründet dies auch mit dem Bremsweg. Denn bei Tempo 30 habe man noch mehr Reaktionszeit bis zum Unfall und kann ebenfalls schneller zum stehen kommen. „Das ist bei Tempo 50 wesentlich schwieriger“, sagt Schlanstein. Die Maßnahme wäre deswegen eine einfache, um die Sicherheit für Fußgänger zu verbessern.
Präventionsarbeit ist entscheidend
In der Zwischenzeit müsse man weiter präventiv arbeiten, so der Experte. „Wir gehen auf Kinder, Eltern und Lehrer zu, um das Thema voranzubringen und alle Beteiligten zu sensibilisieren“, sagt Schlanstein. Vonseiten der Gesetzgebung seien der Polizei die Hände gebunden, denn nur Fahrzeugführer könnten für die Smartphone-Nutzung belangt werden — Fußgänger hingegen nicht.
Smartphones können für Ablenkung Sorgen, Smartwatches hingegen auch mal Leben retten. Dies bewies der Fall eines schweren Unfalls auf der A2 zuletzt.