Als neues Format in einem TV-Duell präsentieren die WDR-Chefredakteurinnen Ellen Ehni und Gabi Ludwig das Spiel „In welchem Wahlprogramm steht es geschrieben?“ Wüst und Kutschaty bekommen ein Zitat vorgelesen und müssen sagen, ob es bei CDU oder SPD steht. Ergebnis: Beide reklamieren Inhalte des anderen für sich. Fazit: Die beiden Kontrahenten liegen bei vielen Punkten gar nicht so weit auseinander. Aber mal ehrlich: Wer liest schon Wahlprogramme?
Politische Kämpfer sind sie beide: Wüst (46) war Generalsekretär der NRW-CDU und schaffte zehn Jahre nach seinem Rücktritt die Rückkehr nach ganz oben. Kutschaty (53) riss gegen parteiinterne Konkurrenten erst den Fraktions- und dann den Parteivorsitz an sich. Beide sind verheiratetet und Familienväter, beide sind katholisch, beide sind Juristen. Aber es sind verschiedene Typen, deren Heimat viel über sie verrät: Wüst ist Münsterländer. Er tritt kontrolliert auf, wirkt aber manchmal distanziert. Im TV-Duell ist er präsent. Kutschaty ist im Ruhrgebiet zu Hause. Er kann Kumpel, aber auch Wadenbeißer sein. Im Duell greift er mehr an.
Beim Thema frühkindliche Bildung nimmt man Wüst ab, dass er wirklich ein Interesse am Ausbau der Kitalandschaft hat. Schließlich sucht der Mann, wie er beiläufig erzählt, derzeit für seine einjährige Tochter einen Platz.
Wenn es um Zahlen geht, fällt Kutschaty die Bilanz der rot-grünen Vorgängerregierung, der er als Justizminister angehörte, auf die Füße. Ob geschlossene Krankenhäuser oder gebaute Sozialwohnungen – hier kann Wüst positive Entwicklungen für sich reklamieren.
Als es um Wirtschaft und Arbeitsplätze geht, holt Wüst, ehemaliger Vorsitzender des CDU-Mittelstands, nicht nur Redezeit auf. Auf dem Gebiet bewegt er sich sicher und schafft es sogar an einer Stelle, seinen sich um den Job sorgenden Vater am Küchentisch unterzubringen. Es mit einer Geschichte aus der Kindheit menscheln zu lassen, kommt gut an.
Das „Koalitionspartner-Bingo“ am Ende zeigt: CDU und SPD könnten beide mit FDP als auch Grünen die politische Ehe eingehen. Die Ausgangslage bleibt auch nach diesen 75 Fernsehminuten spannend. Viele hatten zuvor bereits Briefwahl gemacht. Verschiedene Umfragen sagen für Sonntag ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen CDU und SPD voraus. Nimmt man das TV-Duell zum Maßstab, müsste Wüst vorne liegen.