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Trauer um Papst Benedikt: Wie ein Hammer in der ersten Reihe landete

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Von: Cedric Sporkert

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Aufbahrung
Der Leichnam des verstorbenen emeritierten Papst Benedikt XVI. ist im Petersdom öffentlich aufgebahrt. © Michael Kappeler/dpa

Patryk Moroz aus Hamm reiste wie Tausende andere Gläubige nach Rom, um sich vom verstorbenen Papst Benedikt XVI. zu verabschieden. Plötzlich fand er sich da wieder, wo sonst nur Kardinäle, Bischöfe und Staatsoberhäupter Zugang haben.

Hamm/Rom – Zehntausende Menschen haben in der vergangenen Woche Abschied von Papst Benedikt XVI. genommen. Sie nahmen stundenlange Wartezeiten in Kauf. Auch Patryk Moroz aus Hamm reiste extra nach Rom – und fand sich durch einen kuriosen Zufall bereits wenig später in der ersten Reihe der Trauernden wieder.

PapstBenedikt XVI
Geboren16. April 1927, Marktl
Verstorben31. Dezember 2022, Vatikanstadt

„Ich kann immer noch nicht glauben, was wir da erlebt haben“, sagt der 30-jährige Moroz aus Hamm, der Wurzeln in Polen hat. Er war am vergangenen Dienstag spontan zusammen mit zwei Freundinnen aus Dortmund, Anita Krol und Astrid Brzezina, nach Rom geflogen. „Da war ich eigentlich gerade vom Silvesterbesuch in der Heimat meiner Familie zurück. Wir wollten uns aber unbedingt vom Papst verabschieden.“

Der Weg zum Vatikan: Lange Schlangen und viel Polizei

Nachdem der Justizfachwirt und seine Begleiterinnen die Ferienwohnung in der ewigen Stadt bezogen hatten, machten sie sich auf den Weg in Richtung Vatikan. „Es war schon spät. An diesem Tag schaffen wir es eh nicht mehr, haben wir gedacht. Und sind erst einmal Pizza und Eis essen gegangen“, so Moroz.

Vor dem Petersdom dann die erwarteten, langen Schlangen. Viel Polizei und Schweizer Gardisten. „Wir haben uns schon ausgemalt, wie wir am nächsten Morgen um 4 Uhr aufstehen, um dann rechtzeitig da zu sein. Schließlich sollte das der letzte Tag sein, an dem man öffentlich von Benedikt Abschied nehmen konnte.“

Erzbischof nimmt Moroz mit in den Petersdom

Innerhalb der Vatikanmauern allerdings erkannte Moroz einen Bischof. Und der sprach polnisch. „Ich habe im Herzen gespürt, dass ich ihn ansprechen soll. Ich weiß auch nicht, was mich geritten hat. Aber ich habe mich ihm vorgestellt und gesagt, dass ich von der Katholischen Mission in Dortmund komme.“

Was Moroz nicht wusste: Er hatte weit vor den Toren des Doms Mieczyslaw Mokrzycki angesprochen, den Erzbischof von Lemberg und Vorsitzenden der Bischofskonferenz in der Ukraine. Dieser war schon Sekretär von Papst Johannes Paul II. und anschließend von Benedikt XVI. gewesen.

Plötzlich auf VIP-Plätzen in der ersten Reihe

„Völlig überraschend hat er gesagt, dass wir doch bitte mitkommen sollen. Er hat uns durch alle Sicherheitsbereiche gebracht. Das war wie im Film.“ Gemeinsam mit dem Erzbischof kamen Moroz und seine Begleiterinnen ganz nah dran an die sterblichen Überreste des emeritierten Papstes. „Wir saßen im VIP-Bereich. Auf einmal waren die Kameras der Weltpresse auch auf uns gerichtet.“

Nah dran: Patryk Moroz im Petersdom.
Nah dran: Patryk Moroz im Petersdom. © Privat

Anderen Gläubigen, die stundenlang vor den Toren des Doms ausgeharrt hätte, seien nur wenige Augenblicke in der Nähe von Benedikt XVI. zugestanden worden. „Die hatten nur Sekunden. Dann ging es schon weiter. ,Avanti, avanti‘ (italienisch: schnell) haben die Sicherheitsleute gerufen“, so Moroz. „Wir hatten dagegen über zwei Stunden Zeit und waren mit die Letzten, die gegangen sind. Wir konnten uns in Ruhe verabschieden und haben viel gebetet.“

Moroz: „Wir mussten das erst einmal verarbeiten“

Mokrzycki posierte noch für ein Erinnerungsfoto mit den Besuchern aus Deutschland. Erst später stellte sich heraus, dass der gebürtige Pole mit dem Dortmunder Pfarrer Bartlomiej Ilkow befreundet ist und diesem erst im vergangenen Jahr einen Besuch abgestattet hatte. „Vielleicht kam er mir daher bekannt vor“, mutmaßt Moroz.

Erinnerungsfoto: Der Erzbischof Mieczyslaw Mokrzycki posierte mit seinen spontanen Gästen.
Erinnerungsfoto: Der Erzbischof Mieczyslaw Mokrzycki posierte mit seinen spontanen Gästen. © Privat

Im Anschluss mussten sich die drei erst einmal auf dem Petersplatz sammeln. „Das war unglaublich. Auch die Atmosphäre dort. Wir mussten das erst einmal verarbeiten und konnten in der Nacht kaum schlafen.“

Schon am nächsten Tag kamen Moroz und seine Begleiterinnen zurück in den Vatikan – um auch der Trauermesse für den verstorbenen Papst beizuwohnen. Diesmal allerdings als ganz normale Besucher. „Das reichte dann auch. Wir hatten ja unseren ganz persönlichen Moment mit diesem großen Papst bereits erlebt.“

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