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Rindfleisch, ohne Rinder zu töten: „Mosa Meat“ stellt Fleisch im Labor her

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Von: Annika Ketzler

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Es klingt wie eine Fantasie – und eine niederländische Firma macht sie zur Realität. Hergestellt wird Fleisch, ohne Tiere zu töten. Ein Labor hilft.

Hamm - Das Unternehmen „Mosa Meat“ aus den Niederlanden kam mit einer Neuerung auf den Markt, die überzeugte Fleischliebhaber überraschen und umstimmen soll. Das Konzept: Die Produktion von Rindfleisch, ohne dabei Rinder zu töten. Hierbei soll der Geschmack des Rindes beibehalten werden, während klimaneutral in der Petrischale eine Fleischalternative hergestellt wird. Ein Produkt, das bald auch in Deutschland - vielleicht sogar in NRW - verkauft werden könnte?

„Mosa Meat“ verkauft Fleisch aus dem Labor: Rindfleisch ohne Rinder zu töten

Das niederländische Unternehmen Mosa Meat eröffnete am 8. Mai 2023 eine neue Scale-Up-Anlage für die kultivierte Fleischproduktion in Maastricht. „Als wir der Welt kultiviertes Fleisch vorstellten, sagten wir voraus, dass es zehn Jahre dauern würde, bis wir ein Verbraucherprodukt herstellen könnten. Jetzt, fast genau zehn Jahre später, haben wir ein Verbraucherprodukt, das wir in größeren Mengen herstellen“, so Mark Post, Mitgründer von Mosa Meat, in einer Pressemitteilung.

In der Scale-Up-Anlage in Maastricht sollen auf knapp 3000 Quadratmeter dann „Zehntausende kultivierte Hamburger pro Jahr“ hergestellt werden. Bei steigender Nachfrage könne die Produktion auf mehrere hunderttausend Stück ausgeweitet werden, so Post.

Rindfleisch ohne Rinder zu töten: So funktioniert Fleischproduktion bei Mosa Meat

Das niederländische Unternehmen bietet nach eigener Aussage eine tierfreundliche Alternative zum Rindfleisch - als Anregung einer neuen Art des Denkens. „Wir stellen unseren Burger durch die gleichen natürlichen Prozesse her, die für das Muskelwachstum in Kühen verantwortlich sind“, heißt es auf der Website des niederländischen Unternehmens.

Das künstlich hergestellte Fleisch werde aus Stammzellen gewonnen. Um das Fleisch zu produzieren, bräuchte man Muskelgewebe des Tieres. Eine Probe werde dem Rind unter Narkose entnommen. So gelange Mosa Meat dann an die Stammzellen des Rinds.

„Alles fängt mit einer leinsamengroßen Zellprobe an. Die Zellen werden von uns gepflegt und reifen anschließend durch natürliche Prozesse zu echtem Fleisch heran. Von dieser einen Zellprobe können wir 80000 Burger herstellen – und die Kuh kann natürlich glücklich weiterleben“, so Mosa Meat. So entsteht Fleisch, ohne dem Tier oder dem Klima Schaden zugefügt zu haben.

Künstlich erzeugtes Rindfleisch - bald auch in NRW?

Dadurch, dass Fleischalternativen immer gefragter sind, könnte es durchaus sein, dass sich das Konzept von Mosa Meat in weitere Länder ausbreitet. Ein Land außerhalb der EU sei bereits in Planung. Post erklärt, er wolle Verbrauchern in Singapur das Fleisch anbieten. Und: Die behördliche Einverständnis liegt vor. Menschen aus Singapur können bereits kultivierte Chicken Nuggets kosten.

In Deutschland gab es jedoch noch kein Einverständnis für die Fleischalternative. Kulturviertes Fleisch gilt nämlich als neuartiges Lebensmittel und benötigt in der EU eine Zulassung.

„Lebensmittel aus Zell- und Gewebekulturen fallen hierzulande unter die Novel-Food-Verordnung. Somit gelten gezüchtetes Fleisch und Fisch aus dem Labor als neuartige Lebensmittel und müssen vor der Marktzulassung eine Reihe kritischer Tests bestehen“, schreibt die Verbraucherzentrale.

Ein Antrag müsse die Produkte zunächst gründlich testen. Und dieser wurde bislang nicht gestellt. Doch vielleicht ist Fleisch aus der Petrischale das Produkt der Zukunft und Verbraucher aus Deutschland können irgendwann von dem Fleisch aus der Zellkultur kosten.

Fleischbetriebe hatten schon häufig mit Skandalen zu kämpfen. So beispielsweise Westfleisch aufgrund eines Tierquäler-Verdachts. Auch Discounter wie Lidl haben mit Vorwürfen zu kämpfen - zuletzt gab es hier einen Hühnerfleisch-Skandal.

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