Mord an Marion und Tim Hesse im ZDF: So war die Resonanz - so geht es weiter

Menden - Die Reise nach München hat sich für Kriminalhauptkommissar Ralf Eickler von der Mordkommission Hagen gelohnt - da ist der Leitende Ermittler im Mordfall Marion und Tim Hesse aus Menden sicher. Am Mittwoch (6. Februar) wurde das Kapitalverbrechen aus dem Jahr 1989 rund 25 Minuten lang bei "Aktenzeichen XY... ungelöst" thematisiert - mit einer starken Resonanz.
Die Zielrichtung der Kripo Hagen war klar: Mit der Ausstrahlung des emotionalen Filmbeitrages über den kaltblütigen Mord an Marion Hesse und ihrem Sohn Tim sollten vor allem potenzielle Mitwisser erreicht werden.
Aus diesem Grund war auch ein sogenanntes Vertrauenstelefon eingerichtet worden - eine durchaus übliche Verfahrensweise bei "Aktenzeichen XY". Hier konnten sich - ergänzend zum TV-Studio und der Kriminalpolizei Hagen selbst - Hinweisgeber melden, denen Anonymität bzw. Vertraulichkeit besonders wichtig waren und sind.
Hier geht es zur Sendung vom 6. Februar
(der Fall aus Menden beginnt bei Minute 3:55)
Im Ergebnis gingen auf diesem Vertrauenstelefon mehr als 20 Hinweise ein. Die Auswertung wird zeigen, wie gehaltvoll und zielführend diese Informationen für Eickler und sein Team sein werden. In Summe wurde rund 60 Hinweise gezählt.
Anonymes Schreiben auf dem Grab gefunden
Aus ermittlungstaktischen Gründen werden sich die Ermittler nicht dazu äußern, ob sich beispielsweise jene Person gemeldet hat, die etwa drei Monate nach dem Doppelmord ein anonymes Schreiben auf das Grab von Marion und Tim Hesse in Mönchengladbach gelegt hat.
Dieses war nicht handschriftlich verfasst, sondern wie eine Art "Erpresserbrief" aus Zeitungsschnipseln zusammengestellt worden. Angeblich hatte der Absender Informationen zu den Tätern, die er für 50.000 Mark preisgeben wolle, falls keine Polizei eingeschaltet würde.

"Wir müssen natürlich alle Möglichkeiten in Betracht ziehen. Und das ist auch einer der wichtigen Gründe, warum wir jetzt hier bei XY sind, dass wir uns an den Menschen oder die Person wenden, die damals dieses Schreiben verfasst hat. Und sollte diese Person uns hier zusehen, bitten wir sie natürlich, sich bei uns zu melden, damit wir Licht ins Dunkel bringen", sagte Ralf Eickler im Studio zu Rudi Cerne auf die Frage, ob es sich bei dem Verfasser des Schreibens möglicherweise nicht nur um einen "Wichtigtuer" handeln könne.
Frau will Details zum Geländewagen wissen
Kurze Zeit später wurde die Familie angerufen. Dabei sagte ein Mann, dass er kein Interesse mehr daran habe, sein Wissen weiterzugeben - weil eben die Polizei eingeschaltet worden sei.
Zum Nachlesen: Unser TV-Ticker zur Live-Sendung im ZDF
Interessant war vor allem der Anruf einer Frau, die zum gesuchten Geländewagen, der am Tatort sowie vor und nach der Tat vom 27. Januar 1989 in unmittelbarer Tatortnähe gesehen worden sein soll.
Auf der Internetseite von "Aktenzeichen XY" heißt es dazu: "Besonders ein Anruf ließ Kriminalhauptkommissar Ralf Eickler aufhören: Eine Zuschauerin gibt an, konkrete Angaben zu diesem Geländewagen machen zu können und möchte sich persönlich mit dem Beamten treffen."
Die Bilanz zur Sendung ist mit "Die meisten Anrufe zum Mordfall Marion und Tim Hesse" überschrieben. Wörtlich heißt es: "Tatsächlich hat der Mord an Marion und Tim Hesse das Publikum sehr bewegt: Die Telefone im Studio standen nicht mehr still."
Hier können Hinweise zum Mordfall gegeben werden:
Kriminalpolizei Hagen: | 02331 / 9862066 | ||
Vertrauenstelefon: | 0173 / 291 44 24 |
Auch auf der Facebook-Seite der TV-Sendung hinterließen zahlreiche Nutzer Kommentare, witterten einen "Auftragsmord", sprachen von einem "mysteriösen Fall", bei dem keine Motivlage erkennbar sei.

Moderator Rudi Cerne hatte den Filmbeitrag über den Doppelmord aus Menden so angekündigt: "Fast genau vor 30 Jahren im Januar 1989 sorgte ein Doppelmord im Sauerland für Entsetzen. Die Opfer: eine 35-jährige Mutter und ihr kleiner Sohn. Das Verbrechen wurde gut geplant und ungewöhnlich grausam durchgeführt. Wer hat der jungen Frau und ihrem Kind das Leben genommen - und vor allem warum? Bis heute tappen Polizei und Staatsanwaltschaft völlig im Dunkeln."
Ermittler sicher: Täter kannten sich in Menden aus
Neueste Erkenntnis des Films: Die Ermittler gehen davon aus, dass die Täter - mindestens zwei, wenn nicht drei oder mehr Personen (Ermittler Eickler) - gute Ortskenntnisse hatten.

Diese Gewissheit nehmen sie daher, dass jene Stelle in den Ruhrwiesen der Schwitter Felder, an der der vermeintliche Unfall inszeniert und der VW Passat von Marion Hesse in Brand gesetzt wurde, schon einmal Schauplatz eines tödlichen Unfalls gewesen war.
Demnach starb dort eine Motorradfahrerin, die im TV-Beitrag Silke genannt wird. Gezeigt wurde unweit des Strommastens in einem Feld ein Kreuz, das diesen Namen trägt.

Am Original-Tatort in Menden gibt es zwar ein solches Kreuz. Das aber trägt keinerlei Aufschrift und steht auch viel näher am Strommasten. Zur Frage, ob die Täter Ortskenntnis hatten, gibt es im Filmbeitrag diesen Dialog zweier Ermittler:
- Ermittler 1: "Wer ist Silke?"
- Ermittler 2: "Ist eine junge Frau aus der Gegend hier. Ist mit ihrem Motorrad aus der Kurve geflogen."
- Ermittler 1: "Ist wohl kein Zufall, dass der Unfall gerade hier vorgetäuscht wurde..."
- Ermittler 2: "Nein. Die Täter wusten genau Bescheid."
Aus Kosten- und Pietätsgründen nicht am Originalschauplatz
Die Filmbeiträge für "Aktenzeichen XY" werden aus Kostengründen, aber auch aus Gründen der Pietät nicht an den Originalschauplätzen der Verbrechen gedreht, sondern mit Schauspielern in und um München.
Der über den Doppelmord unweit der Bundesstraße 7 war mit einer Länge von fast 20 Minuten außergewöhnlich umfangreich.
Keine Moderation - ausschließlich Einblendungen
Ebenfalls außergewöhnlich: Der gesamte Beitrag kommt ohne Moderation aus, arbeitet nur mit Einblendungen zu Orts- und Zeitangaben. So soll offenbar ein besonders hohes Maß an Emotion transportiert werden.