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Mehr Angebote für Obdachlose in NRW-Metropolen

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Obdachloser in Düsseldorf.
Obdachloser in Düsseldorf. © dpa

NRW - Die Zahl der Wohnungslosen steigt. Deshalb werden im bevorstehenden Winter mehr Notunterkünfte gebraucht, um Obdachlose zu schützen. Die größten NRW-Städte haben sich auf diese Entwicklung eingestellt.

Die größten Städte Nordrhein-Westfalens haben ihre Angebote für Wohnungslose weiter aufgestockt. Um den Menschen vor Kälte und Nässe Schutz zu bieten, bietet beispielsweise Köln eine Reihe zusätzlicher Plätze in Notaufnahmen in diesem Winter an. «Wir stocken Jahr für Jahr auf», heißt es in der Domstadt. Die Angebote seien vielfältig und niedrigschwellig. Niemand müsse unter freiem Himmel schlafen. Auch in Düsseldorf sind mit Blick auf die steigende Zahl Wohnungsloser und den Winter zusätzliche Plätze entstanden. Nicht alle Menschen nehmen diese Angebote an. Deshalb werden auch Rundgänge geplant, damit keine Menschen erfrieren.

Die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAG W) sieht einen erhöhten Bedarf an Notunterkünften für Obdachlose in diesem Winter. «Wir gehen derzeit davon aus, dass wir mehr Kapazitäten brauchen», sagte Werena Rosenke von der BAG W der Deutschen Presse-Agentur. Seit 2009 sei die Zahl der Menschen ohne Wohnung jedes Jahr gestiegen. Wie viele Menschen genau in Deutschland auf der Straße leben, ist unklar. Eine exakte Wohnungslosenstatistik gibt es nicht. «Wir haben letztes Jahr geschätzt, dass circa 39 000 Menschen ganz ohne Unterkunft auf der Straße sind. Mittlerweile könnten es auch schon mehr sein», sagte Rosenke. «Diese Leute sind besonders gefährdet im Winter.»

In NRW hatten 2015 rund 21 000 Menschen keine Wohnung. Im Vergleich zum Vorjahr waren fast 500 Betroffene mehr in Obdachlosenunterkünften oder anderen Einrichtungen untergebracht oder lebten bei Bekannten. Das geht aus der im Juli vorgelegten NRW-Obdachlosenstatistik für 2015 hervor, die es in dieser Form in vielen anderen Bundesländern nicht gibt. Laut NRW-Statistik sind drei Viertel der erwachsenen Wohnungslosen Männer. Fast ein Drittel aller Betroffenen hat ausländische Wurzeln. Die weitaus meisten Wohnungslosen werden in Obdachlosenunterkünften untergebracht - mehr als die Hälfte länger als zwei Jahre. Fast jede zweite weibliche Wohnungslose kommt bei Bekannten unter. Etwa jeder zwölfte Wohnungslose ist jünger als 18.

KÖLN Seit 20 Jahren bietet die Domstadt im Winter zusätzliche Notschlafstellen für obdachlose Menschen an. «Köln hat sich bei der Winterhilfe immer weiterentwickelt und richtet sich auf neue Herausforderungen ein», sagte die Sachgebietsleiterin für Soziales und Senioren, Margarete July. So liefen etwa seit einigen Jahren städtische und ehrenamtliche Mitarbeiter bei extremer Kälte bestimmte Routen ab, um draußen schlafenden Menschen Hilfe anzubieten. Über eine 24-Stunden-Hotline können Bürger auf Obdachlose aufmerksam machen. In Köln leben schätzungsweise 200 Menschen auf der Straße. Die Gesamtzahl der Menschen ohne rechtlich gesicherte Wohnung lag in Köln zuletzt bei 4700, wie aus der NRW-Statistik für 2015 hervorgeht.

DÜSSELDORF hat 2016 das Angebot in Unterkünften für Wohnungslose um 100 auf 900 Plätze aufgestockt. «Deshalb kommen wir mit den Notschlafstellen in diesem Winter auch klar», sagte der Leiter der zentralen Fachstelle für Wohnungsnotfälle, Peter Lorch. Insgesamt nehme die Zahl der Menschen mit prekärer Wohnsituation zu, daher sei aufgestockt worden. Ganzjährig gebe es zudem Notschlafplätze für gut 150 Menschen. Ziel sei es, über die Angebote der Stadt und Träger, Obdachlose dazu zu bewegen, ihre Lebensverhältnisse zu ändern. Für diejenigen, die dies aus verschiedenen Gründen nicht wollten oder die anonym bleiben wollten, gebe es bei Kälte weitere Nothilfen. In einer früheren Kirche könnten bis zu 40 Schlafplätze angeboten werden. In Düsseldorf leben mehr als 1500 Menschen ohne gesicherte Bleibe.

DORTMUND Die Stadt sieht sich mit Notschlafplätzen für 55 Männer und 24 Frauen gut vorbereitet für den Winter. «Bisher hat das Angebot ausgereicht», sagte eine Sprecherin. Sollten die Unterkünfte doch überlaufen sein, gebe es noch die Option, obdachlosen Menschen eine Schlafstelle in Wohnungen anzubieten, die die Stadt vorhalte. Soziale Initiativen bieten spezielle Angebote für Jugendliche an. So können Streetworker gezielt junge Obdachlose ansprechen. Wie viele Menschen ohne Obdach auf der Straße leben, erfasst die Stadt nicht. Die Gesamtzahl der Menschen ohne feste Bleibe lag zuletzt bei 440.

ESSEN bietet zusammen mit Trägern der Wohlfahrtspflege ganzjährige abgestufte Hilfeangebote. Regulär gibt es nach Angaben der Stadt 70 Schlafplätze, die bei Bedarf erweitert werden könnten. Zudem sei das Angebot der 2015 gegründeten Initiative «Essen packt an!» in die Kältehilfe einbezogen worden. Etwa zehn Menschen leben auf der Straße; insgesamt hatten zuletzt rund 860 Menschen keine feste Wohnung.

DUISBURG Auch hier ist es erklärtes Ziel, dass niemand bei eisiger Kälte draußen schlafen muss. Die Stadt stellt bei Bedarf Extra-Betten in bestehenden Einrichtungen auf und stellt beheizte Schlafräume zur Verfügung. Im U-Bahnhof und einem Wartehaus im Hauptbahnhof gebe es zudem nachts warme Rückzugsorte für Obdachlose. Die Stadt geht davon aus, dass die bis zu 65 Schlafplätze in diesem Winter ausreichen. Schätzungsweise zehn Obdachlose gibt es. Die Zahl der Menschen ohne feste Wohnung lag zuletzt bei rund 130.

BOCHUM hält die Kältehilfe-Angebote in der Stadt für ausreichend. «Wir sind vorbereitet», sagte die Leiterin der Wohnungslosenhilfe der Inneren Mission - Diakonie Bochum, Gerlinde Fuisting. Die Lage sei überschaubar und gleichbleibend. Notschlaforte werden im Winter am Abend für Obdachlose geöffnet, am Morgen müssen sie verlassen werden. Weniger als zehn Menschen lebten auf der Straße. Die Zahl der Menschen ohne mietvertraglich gesicherte Wohnung lag zuletzt bei rund 350. - dpa

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