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Lützerath-Aktivisten von Dächern vertrieben – Räumung schreitet voran

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Von: Mick Oberbusch, Anna Maria Pejsek, Mirjam Ratmann, Peter Sieben, Alexander Schäfer

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Den zweiten Tag in Folge setzt die Polizei die Räumung im von Klimaaktivisten besetzten Lützerath aktuell fort. Mehrere Gebäude und Infrastrukturen wurden bereits abgerissen.

Update vom 13. Januar, 17:18 Uhr: In den Häusern in Lützerath und auf den Dächern der Gebäude sind nach Angaben der Polizei keine Aktivisten mehr. Das sagte ein Sprecher am Freitagnachmittag einem dpa-Reporter. Damit schreitet die Räumung des Ortsteils von Erkelenz im rheinischen Braunkohlerevier weiter voran.

Weiter geräumt werden müssen noch ein Tunnel, in dem sich zwei Klimaaktivisten verschanzt hatten und mehrere Baumhäuser. Seit Mittwoch wird das von Klimaaktivisten besetzte Dorf Lützerath von der Polizei geräumt und teilweise abgerissen. Anschließend will der Energiekonzern RWE die darunter liegende Kohle abbaggern.

Lützerath-Aktivisten verschanzen sich in unterirdischen Gängen: „Es droht Lebensgefahr“

Update vom 12. Januar, 22:09 Uhr: Die Klimaaktivisten in Lützerath haben sich in unterirdischen Gängen verschanzt. Bei dieser Art von Gängen spricht die Polizei von „unterirdischen Bodenstrukturen“. „In mindestens einer dieser unterirdischen Bodenstrukturen sind Menschen drin, die müssen geborgen werden. Eine andere ist leer“, sagte Aachens Polizeipräsident Dirk Weinspach am Donnerstagabend im WDR.

Sich in solchen Tunneln zu verschanzen, kann für die Aktivisten gefährlich werden. „Wir wissen nicht, wie stabil diese unterirdischen Bodenstrukturen sind. Wir wissen auch nicht, wie die Luftzufuhr dort ist“, sagte Weinspach. Zum jetzigen Zeitpunkt kommt die Polizei nicht an die Aktivisten heran, dazu müssen Spezialkräfte von RWE und dem Technischen Hilfswerk eingesetzt werden.

Zwei Aktivisten melden sich via Video auf Twitter aus einem der unterirdischen Gänge in Lützerath.
Aktivisten in Lützerath melden sich aus einem der unterirdischen Gänge. © Lützerath bleibt/Twitter

In einem Video via Twitter melden sich zwei Aktivisten aus einem Tunnel. Die beiden beschreiben, wieso die Tunnel in Lützerath gebaut wurden. Als ersten Punkt führen sie auf, dass die Polizei so nicht weiß, wo sich die Menschen genau befinden. Als zweiten Punkt nennen sie, dass die Gänge leicht zu verbarrikadieren sind, sodass die Einsatzkräfte nicht leicht in die Tunnel gelangen können. „Es geht darum, die Räumung so lange wie möglich hinauszuzögern, damit es die Möglichkeit gibt, viele Leute zu mobilisieren und die Räumung noch gestoppt werden kann“, erklärt einer der beiden Aktivisten.

Bis auf den Tunnel ist die Räumung laut Weinspach weit fortgeschritten. „Wir haben fast alle Häuser geräumt, bis auf eins. Es ist die Wiese geräumt, ein Großteil der Baumhäuser ist geräumt. Insofern bleibt gar nicht mehr so viel über“, sagte er. Durch die neue Situation der unterirdischen Gänge, bleibt aber abzuwarten, wann die Räumung wirklich abgeschlossen ist.

Ziviles Polizeiauto geht in Flammen auf

Update vom 12. Januar, 20:00 Uhr: Im Braunkohleort Lützerath ist ein ziviles Einsatzfahrzeug der Polizei in Flammen aufgegangen. „Wir gehen definitiv von einer Brandstiftung aus“, sagte ein Polizeisprecher. Das Fahrzeug der Polizei habe in der Nähe des Protestcamps im Nachbarort Keyenberg gestanden und sei durch ein Blaulicht auf dem Dach eindeutig als Polizeiauto zu erkennen gewesen, berichtet die dpa. Man gehe zurzeit davon aus, dass die Täter die Scheibe eingeschlagen und eine brennbare Flüssigkeit in das Auto geschüttet hätten. Ob Tatverdächtige ermittelt werden konnten, war zunächst unklar.

Auch am Donnerstag soll es in der Nacht weitere Räumungen geben. „Objekte, die angegangen worden sind, arbeiten wir noch fertig ab“, sagte ein Polizeisprecher. Einige Aktivisten haben sich in ihre Hütten geklebt oder sogar einbetoniert. Diese sollen auch in der Dunkelheit befreit werden. „In solchen Fällen müssen wir Hilfe leisten“, sagte der Sprecher. Die Räumung weiterer Gebäude sei für die Nacht allerdings nicht geplant.

Klimaaktivistin Luisa Neubauer wird weggetragen

Update vom 12. Januar, 17:49 Uhr: Die Klimaaktivistin, Luisa Neubauer, ist laut der Deutschen Presse-Agentur vom Zufahrtsweg in Lützerath weggetragen worden. Am Nachmittag meldete sie sich via Livestream auf Instagram und zeigte, dass sie sich dort mit 100 weiteren Aktivisten zu einer Sitzblockade eingefunden hat. Die Teilnehmer wurden von der Polizei eingekreist und nach und nach weggetragen oder abgeführt. Drei Beamte trugen Luisa Neubauer mithilfe von Mehrzweckstöcken vom Weg herunter.

Bei einer Demo vor der Ortschaft Lützerath wurde auch Luisa Neubauer von der Polizei eingekesselt.
Polizisten kesseln 100 Aktivistin ein, unter anderem auch Luisa Neubauer. © Nicolaj Zownir/Imago

Luisa Neubauer machte außerdem die Angaben, dass die Polizei vereinzelt auch Pfefferspray gegen Aktivisten einsetzt. Dazu sagte ein Sprecher der Polizei, er könne dies weder bestätigen noch ausschließen. Insgesamt hatten mehrere Hundert Menschen an einem Demonstrationszug von der Ortschaft Keyenberg in Richtung des etwa vier Kilometer entfernten Lützerath teilgenommen.

Klimaaktivisten besetzten Landesbüro der Grünen

Update vom 12. Januar, 17:18 Uhr: Während in Lützerath die Abrissarbeiten weitergehen, haben Aktivistinnen und Aktivisten das Landesbüro der Grünen in der Landeshauptstadt Düsseldorf besetzt. Das teilten die Grünen NRW über Twitter mit.

Der NRW-Landesvorsitzender Tim Achtermeyer kritisiert die Aktion: „Das ist eine Form der politischen Erpressung, die wir nicht akzeptieren. Die Besetzung unserer Geschäftsstellen sehen wir nicht als angemessenes Mittel. Insbesondere da wir in der Vergangenheit Gesprächsangebote gemacht haben. Diese Gesprächsangebote werden wir auch in Zukunft machen“, so der Politiker aus Bonn, ebenfalls auf Twitter.

Viele Klimaschutzaktivistinnen und Aktivisten haben die Grünen in den vergangenen Tagen und Wochen immer wieder im Hinblick auf die Entscheidung in Lützerath kritisiert. Denn unter der Schwarz-Grüne Landesregierung hatte vor allem Wirtschaftsministerin Mona Neubaur von den Grünen im Herbst 2022 den Kohle-Deal mit RWE ausgehandelt.

Trotzdem bleiben sowohl Landes- als auch Bundespartei bei dieser Entscheidung gespalten: Während sich beispielsweise die Vorsitzenden der Grünen Jugend Timon Dzienus und Sarah-Lee Heinrich den Protesten in Lützerath angeschlossen haben, hat vor allem die Spitze Partei die Räumung des Weilers in den vergangenen Tagen stets verteidigt.

Tunnel unter Lützerath von Aktivisten besetzt

Update vom 12. Januar, 14:53 Uhr: Nach Angaben der Aktivisten befinden sich aktuell Besetzer in einem Tunnel unter einem Waldstück in Lützerath. Die Polizei rückt derweil mit Räumfahrzeugen an. „Räumungsgerät muss vor dem unterhöhlten Bereich sofort stoppen, sonst droht Lebensgefahr“, heißt es von den Aktivisten.

Die Polizei war für eine Einschätzung der Lage noch nicht erreichbar.

Polizei zu Feuergefahr: „Unsere Leute gehen besonnen vor“

Update vom 12. Januar, 14:15 Uhr: Nun hat sich die Polizei auch auf eine mögliche Feuergefahr in einer besetzten Hütte geäußert. Ein Sprecher der Polizei in Aachen teilte auf Nachfrage mit, dass er keine Sorge habe, dass irgendwo ein Feuer ausbrechen könnte. „Unsere Leute gehen besonnen und ruhig vor, das sind alles Profis.“ Er bestätigte aber auch, dass sich aktuell in allen noch nicht geräumten Gebäuden Menschen befänden, die diese Gebäude besetzt halten.

Derweil haben sich die Protestierenden aus Keyenberg einen Zufahrtsweg nach Lützerath mit einer Sitzblockade blockiert. Laut WDR-Angaben seien die rund 100 Menschen, darunter auch Luisa Neubauer und der Greenpeace-Vorstand Martin Kaiser, von der Polizei eingekesselt worden.

Ein Video des WDR zeigt zudem, dass RWE in Lützerath bereit mit ersten Abrissarbeiten begonnen hat. Auf Social Media sind außerdem Bilder und Videos von Baumarbeiten zu sehen. Die Polizei Aachen hatte bereits am Vormittag per Twitter angekündigt, dass heute erste Abriss- und Baumfällarbeiten ausgeführt werden würden.

Update vom 12. Januar, 13:19 Uhr: Nach Angaben der Polizei in Aachen konnten die Protestierenden am Tagebau zurückgedrängt werden. Die meisten Teilnehmenden machen sich inzwischen wieder zurück auf den Weg nach Keyenberg.

Auch der Energiekonzern RWE hatte die Protestierenden via Twitter dazu aufgefordert vom Tagebau Abstand zu nehmen: „Bitte halten Sie sich von der Tagebaukante auf unserem Betriebsgelände fern. Es kann dort jederzeit zu Abbrüchen und Rutschungen kommen. Bringen Sie sich bitte nicht in ernste Gefahr!“

Zum Vorwurf der Klimaaktivistinnen und Aktivisten, die Polizei sei ein Schlägertrupp von RWE, entgegnet ein Sprecher der Aachener Polizei: „Wir sind nicht im Auftrag von RWE da, sondern im Auftrag des Gesetzgebers.“ Man hätte einen klaren gesetzlichen Auftrag, den man auch durchführen werde.

Die Polizei vermeldet weiterhin bereits ein Gebäude vollständig geräumt zu haben, um welches es sich dabei genau handelt, bleibt allerdings unklar. Bei der Räumung seien Polizisten mit Pyrotechnik und Farbbeuteln beworfen worden, es hätte aber kein Verletzen gegeben. Die sich in dem Gebäude verschanzten Personen, hätten alle herausgeführt werden können.

Polizei versucht Duisserner Hof zu stürmen

Update vom 12. Januar, 12:45 Uhr: Die Aktivisten melden sich mit einem Selfie-Video aus dem besetzten ehemaligen Duisserner Hof des Landwirts Eckard Heukamp in Lützerath. Die Polizei ist dabei, den Hof zu stürmen und in die Scheune vorzudringen.

Ein Aktivist sagt im Video: „Wir sind mit etwa 50 Leute auf dem Dachboden von Eckards Scheune. Die Polizei hat den Hof gestürmt und benutzt schweres Gerät, um hier reinzukommen.“ Die Polizisten würden unter anderem eine Flex benutzen. „Hier herrscht große Angst, weil hier alles voller Stroh ist. Ein einziger Funke reicht, damit hier 50 Menschen in einem brennenden Dachboden stehen, mit mangelhafter Möglichkeit abzuhauen. Wir bitten die Polizei, besonnen zu handeln, langsam zu tun und auf die Schreie von innen zu hören.“

Ob die Polizei aktuell tatsächlich versucht, die Tür zur Scheune beziehungsweise zum Dachboden mit einer Flex zu öffnen, ist unklar. Nach Augenzeugeberichten sind die Einsatzkräfte an einem Gebäude gegenüber beschäftigt. Die Polizei selbst war aktuell für eine Einschätzung nicht erreichbar.

Update vom 12. Januar, 11:48 Uhr: Die Polizei hat sich von mehreren Seiten Zugang zum Duisserner Hof verschafft und das Gebäude gestürmt. Währenddessen sind die Protestierenden aus Keyenberg auf dem Weg nach Lützerath. Wie der WDR berichtet, haben sie inzwischen die von der Polizei vereinbarten Strecke verlassen und rennen in Richtung Tagebau Garzweiler.

Fridays for Future kritisiert Lützerath-Räumung und nennt Polizei „Schlägertrupps“

Update vom 12. Januar, 10:45 Uhr: In einer kurzfristig einberufenen Online-Pressekonferenz von Fridays For Future bemängelt Florian Özcan von „Lützerath lebt“ die aus seiner Sicht „schlechte Berichterstattung“ über den derzeit laufenden Polizeieinsatz. Die Polizei beschreibt er mehrfach als „Schlägertrupps von RWE“.

Im benachbarten Keyenberg haben Klimaschutz- und Umweltaktivisten derweil eine „Aktion zivilen Ungehorsams“ gestartet. An der Demonstration nehmen auch Luisa Neubauer und Pauline Brünger von Fridays for Future teil.

Luisa Neubauer nimmt an Demonstration bei Lützerath teil

Auch am zweiten Tag nach Beginn der Räumung in Lützerath beschreibt Pauline Brünger die Lage weiterhin als sehr ernst. Dem NRW-Innenminster Herbert Reul wirft sie vor, das Versprechen von einem friedlichen Polizeieinsatz gebrochen zu haben: „Die Polizei verhält sich eskalativ.“ Zur Großdemonstration am Samstag (14. Januar) hat sich Greta Thunberg angekündigt.

Aktivisten werfen Silversterböller und Farbbeutel auf Polizei

Update vom 12. Januar, 10:30 Uhr: Wie der WDR berichtet, haben sich etwa 15 Aktivisten auf einem Hausdach verschanzt. Im Gebäude sollen sich weitere aufhalten. Die Aktivistinnen und Aktivisten sollen Silvesterböller und Farbbeutel aus dem Haus auf die Polizei werfen. Kurz zuvor hatte die Polizei Aachen auf Twitter darauf hingewiesen, dass die Räumung heute fortgesetzt werde. „Wir hoffen auf einen friedlichen und gewaltfreien Verlauf.“

Update vom 12. Januar, 8:58 Uhr: Am Morgen sind Einsatzkräfte der Polizei dabei, die Scheune des ehemaligen Duisserner Hofes in Lützerath zu räumen und die Türen des Gebäudes aufzubrechen. Aktivisten hatten sich zuvor an die Türen geklebt und blockieren den Zugang unter anderem mit einem Klavier.

In dem Hof lebte der Landwirt Eckardt Heukamp, der letzte Einwohner von Lützerath. Im Herbst 2022 hatte er seinen Hof nach juristischen Streitigkeiten mit RWE aufgegeben.

Polizei räumt mit Baumaschine Barrikaden

Update vom 12. Januar, 6:25 Uhr: In der Nacht zum Donnerstag sei vonseiten der Polizei nichts weiter geplant gewesen. Sie seien nicht weiter gegen die Häuser vorgegangen, so die Polizei gegenüber der dpa. Mit Strahlern wurden einzelne Gebäude hell erleuchtet, eine Baumaschine räumte am Abend weitere Barrikaden beiseite. Die Klimaaktivisten hatten auch am Mittwochabend Aktionen gegen die Räumung durchgeführt. Unter anderem zündeten sie ein Feuerwerk auf dem Gelände. Mindestens zwei Raketen flogen dabei waagerecht in Richtung von Polizeiautos. 

Bei der Räumung mussten Polizisten mit Hebebühnen etwa zehn Aktivisten aus circa zehn Metern Höhe vom Dach einer früheren landwirtschaftlichen Halle holen, wie ein dpa-Reporter beobachtete. Andere Einsatzkräfte waren dabei, einen in einem Autowrack festgemachten Aktivisten loszumachen. Ansonsten sei der Protest am Abend weiter friedlich gewesen.

Luisa Neubauer nannte das Vorgehen der Polizei „absolut unverständlich“. „Räumungen nachts in der Dunkelheit. Das ist gefährlich, provozierend, eskalierend. Was soll das, wovor hat man solche Angst?“, fragte sie auf Twitter.

Lützerath-Räumung: Habeck zeigt sich betroffen – „Das fasst mich auch an“

Update, 22:43 Uhr: Aufgrund der Kritik aus der Klimabewegung an den Grünen wegen der Räumung des Braunkohleorts Lützerath hat sich Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck betroffen gezeigt. „Das fasst mich auch an oder treibt mich um, so wie alle in meiner Partei“, sagte Habeck am Mittwochabend im „heute-journal“ des ZDF. „Aber trotzdem müssen wir das erklären, was richtig ist. Und richtig war – leider –, die Gasmangellage, eine Energienotlage in Deutschland abzuwehren, auch mit zusätzlicher Verstromung von Braunkohle – und hinten raus den Kohleausstieg vorzuziehen.“

„Es ist nicht, wie behauptet wird, das ewige Weiter-So, es ist der Schlussstrich darunter. Leider habe man das Dorf Lützerath nicht mehr retten können, aber es ist das Ende der Braunkohleverstromung in NRW“. Er führt weiter aus: „Insofern – mit großem Respekt vor der Klimabewegung – ist meiner Ansicht nach der Ort das falsche Symbol.“

Grundversorgung in Lützerath ist gefährdet

Update, 21:10 Uhr: Die Grundversorgung der Klimaaktivisten und Demonstranten in Lützerath ist gefährdet, da die Küche vonseiten der Einsatzkräfte ausgeräumt worden ist, das bestätigt Pressesprecherin Bente Opitz von „Lützerath lebt“. „Wir können kein Essen mehr herausgeben, die Leute, die auf dem Boden demonstriert haben, sind mitgenommen worden. Den Leuten auf den Dächern ist das Essen und die Grundversorgung nun verwehrt worden“, erklärt Opitz. Auf den sozialen Medien meldet sich der Twitterkanal @luetzibleibt mit einem Update, indem berichtet wird, dass die Leute, die schon den ganzen Tag ausgeharrt haben, auch weiterhin in der Nacht der Räumung standhalten wollen.

Die Polizei zieht währenddessen das Fazit des ersten Tages: „Ich bin sehr zufrieden mit dem Verlauf des heutigen Einsatzes. Trotz anfänglicher gewalttätiger Aktionen gegenüber unseren Einsatzkräften konnten wir die Lage schnell stabilisieren und unsere Maßnahmen wie geplant durchführen“, so Wilhelm Sauer, Einsatzleiter der Polizei.

Ein Polizeibeamter erlitt durch einen Steinwurf leichte Verletzungen, zwei weitere Einsatzkräfte wurden bei Widerstandshandlungen ebenfalls leicht verletzt. Auch zwei Personen aus der Protestszene erlitten dabei leichte Verletzungen. In Zusammenhang mit den anfänglichen gewalttätigen Protesten wurden zwei Personen festgenommen und Strafverfahren eingeleitet. Die Polizei berichtet, die Lage schnell stabilisiert zu haben und es zu keinen weiteren Eskalationen im Laufe des Tages kam. „Ich habe im Vorfeld des Einsatzes immer wieder betont, dass der Einsatz rund um Lützerath einer der herausforderndsten der letzten Jahre für die Aachener Polizei ist“, so Polizeipräsident Dirk Weinspach.

Räumungen gehen in der Nacht weiter

Update, 19:07 Uhr: Nach Einbruch der Dunkelheit sind die Räumungsarbeiten in Lützerath am Braunkohletagebau Garzweiler weitergegangen. Auf Hochständen und in den Baumhäusern harrten Aktivisten am Mittwochabend bei windigem Wetter aus. Baumaschinen fuhren hin und her, Teile von Lützerath waren mit Flutlicht hell ausgeleuchtet, andere blieben dunkel.

Aktivisten verharren in der Dunkelheit auf dem Lagerdach in Lützerath.
Lützerath bei Nacht: Den Aktivisten fehlt es an Grundversorgung. © Marc John/Imago

Auf einer Straße harrten rund ein Dutzend Aktivisten in Netzen und auf Hochständen aus. Seit acht Uhr in der Frühe sei sie hier, sagte eine Frau mit leiser Stimme. Wie lange sie durchhalte, wisse sie nicht. „Immerhin regnet es nicht“, sagte die in eine Folie gehüllte Aktivistin. Sie saß in mehreren Metern Höhe auf einem an Seilen befestigten Brett im Dunkeln. Ein paar Meter weiter diskutierte ein Lützerath-Aktivist von seinem Hochstand aus mit zwei Polizisten über Klimaschutz und wie man Aufmerksamkeit erzeugen können. Auch in Bäumen hingen Aktivisten an Seilen, aus einigen Baumhäusern drang Licht. In anderen machten sich Aktivisten bemerkbar, sangen und forderten die Polizei auf, zu gehen, berichtet die Deutsche Presse-Agentur.

200 Aktivisten verlassen das Camp freiwillig

Update, 17:59 Uhr: Bei den Räumungsarbeiten sind nach Angaben des Aachener Polizeipräsidenten Dirk Weinspach am Mittwoch zwei Polizisten leicht verletzt worden. Die Beamten seien aber dienstfähig, sagte er vor Journalisten. Etwa 200 Klimaaktivisten haben nach seiner Auskunft das Gebiet am ersten Räumungstag freiwillig verlassen. Die Arbeiten würden über Nacht fortgesetzt, wenn auch „im verminderten Umfang“. Die eigentliche Herausforderung liege noch vor der Polizei, sagte Weinspach und bezog sich dabei auf die Räumung der sieben Gebäude auf dem Gelände. Bislang sei die taktische Planung aufgegangen, betonte der Polizeipräsident.

Am späten Nachmittag transportierten nach Beobachtungen von dpa-Reportern Lastwagen Büsche, Sträucher und gefällte Bäume vom Gelände ab.

Prominente Unterstützung für Lützerath

Update, 16:14 Uhr: Die Aktivistinnen und Aktivisten aus Lützerath können sich heute und auch in den kommenden Tagen auf weitere prominente Unterstützung freuen. Juan Pablo Gutierrez, Sprecher der indigenen Yupka aus Kolumbien, ist im zweiten Camp in Keyenberg angekommen und signalisiert seine Solidarität. Hintergrund: Die Yupka kämpfen in Kolumbien gegen die Kohlemine El Descanto, ihres Zeichens etwa 16 mal so groß wie der Tagebau in Garzweiler.

Luisa Neubauer und Greta Thunberg in Lützerath
Greta Thunberg (r., mit Luisa Neubauer) wird am 14. Januar in Lützerath erwartet – bereits im September 2021 sah sie sich die Lage dort vor Ort an (Archivbild). © Henning Kaiser/dpa

Am Samstag um 12 Uhr soll dann Klimaaktivistin Greta Thunberg vor Ort in Lützerath ankommen. Die 20-jährige Schwedin war bereits im September 2021, einen Tag vor der damaligen Bundestagswahl, in den Braunkohleort gereist und hatte ihre Unterstützung für die Ziele der Aktivistinnen und Aktivisten unter anderem an der Seite von Luisa Neubauer zum Ausdruck gebracht. Auch in diesem Jahr wird sie erneut einer Demonstration beiwohnen.

Auch in den sozialen Medien stärken prominente Gesichter die Klimaaktivisten in Lützerath und machen auf die Räumung aufmerksam. In einem offenen Brief haben sich 200 Promis gegen die Räumung ausgesprochen. Unter anderem haben Katja Riemann, Thelma Buabeng, Pheline Roggan, die Schauspieler Peter Lohmeyer und Robert Stadlober sowie die Bands Sportfreunde Stiller, Deichkind und Revolverheld, der Pianist Igor Levit und Louisa Dellert den offenen Brief unterschrieben.

Polizei reißt Holzhäuser ein Lützerath ein: „Unser Dorf wird demoliert“

Update, 15:34 Uhr: Die Polizei ist aktuell dabei, kleine, selbstgebaute Holzhütten umzuwerfen und die anvisierte Räumung des Braunkohleortes so voranzutreiben. Nach Angaben der Aachener Polizei zählen die Holzbauten nicht zu den Bestandsgebäuden in Lützerath. Die werden später vom Tagebaubetreiber RWE abgerissen. Die Hütten müssten laut Sprecher jetzt weichen, um das Gelände zu räumen. Das Umwerfen dieser Hütten seitens der Polizei bestätigen auch die Aktivistinnen und Aktivisten. „Unser Hüttendorf wird aktuell begutachtet, demoliert und erste Menschen heraus geschleift“, schreiben sie auf Social Media.

Lützerath-Räumung im Live-Ticker: Aktivisten machen es sich in Hängematten gemütlich

Update, 14:49 Uhr: Trotz aller Bemühungen der Polizei, die Aktivistinnen und Aktivisten mit Aufmärschen und Durchsagen zu vertreiben, scheinen diese daran kein bisschen interessiert zu sein. So posten sie inzwischen Fotos, die sie in luftigen Höhen in Hängematten liegend zeigen. „Wir sind vorbereitet lange durchzuhalten, und es uns auch mal kurz gemütlich zu machen #worklifebalance.“ Derweil gibt es auch eine neue Einschätzung der Polizei – und dieser zufolge laufe bislang alles nach Plan.

„Nach einem sicherlich durchmischten Beginn heute Morgen, wo wir ja auch teilweise Steinewürfe und Molotowcocktail-Bewürfe gesehen haben, würde ich sagen: Die Lage hat sich deutlich beruhigt. Wir begrüßen vor allen Dingen auch ausdrücklich, dass sich doch eine Vielzahl von Aktivisten dazu entschlossen haben, den Bereich hier friedlich und ohne Gegenwehr zu verlassen“, so ein Polizeisprecher am Nachmittag.

Zu verletzten Polizisten lägen ihm bisher keine Informationen vor, sagte der Sprecher. Auch zu möglichen Festnahmen könne er noch nichts sagen. „Wir haben hier ganz überwiegend friedlichen Protest erlebt, in Sitzblockaden, auf Tripods – und das sind Protestformen, mit denen wir super parat kommen“, betonte er. Wenn die Aktivisten sich wegtragen ließen, sei das noch passiver Protest und damit im Rahmen dessen, was angemessen sei. 

Lützerath-Räumung im Live-Ticker: Die Polizei dringt mit Kettensägen in Lagerhalle ein

Update, 14:12 Uhr: Die Polizei ist mit schwerem Gerät angerückt und nun unter anderem mit Einsatz von Kettensägen in eine Lagerhalle vorgedrungen. Dort hatten die Aktivisten unter anderem Lebensmittel gelagert.

Lützerath wird eingezäunt

Update, 13:10 Uhr: Arbeiter haben in Lützerath damit begonnen, den Braunkohleort einzuzäunen. Die Arbeiten würden vermutlich den ganzen Tag dauern, sagte ein Sprecher des Energiekonzerns RWE am Mittwoch. Das Unternehmen, das die unter dem Ort liegende Braunkohle für die Stromerzeugung abbauen will, hatte den Schritt angekündigt.

Der Zaun werde etwa 1,5 Kilometer lang sein. «Er markiert das betriebseigene Baustellengelände, wo in den nächsten Wochen die restlichen Gebäude, Nebenanlagen, Straßen und Kanäle der ehemaligen Siedlung zurückgebaut werden. Zudem werden Bäume und Sträucher entfernt», schrieb der Konzern. Die Polizei hatte betont, der Zaun diene nicht dazu, Demonstranten auf dem Gelände von Lützerath einzuschließen.

Lützerath: Polizei räumt Barrikaden, starke Kräfte rücken an, Aktivisten auf Hausdächern

Update, 12:45 Uhr: Weiterhin weigern sich Aktivistinnen und Aktivisten, den Ansagen der Polizei Folge zu leisten und das betroffene Gebiet zu verlassen. Alexander Schäfer, Reporter des Westfälischen Anzeigers, ist vor Ort und berichtet von nun anrückenden, starken Polizeikräften, die die Räumung vorantreiben sollen.

Polizisten vor Lützerath
Am Mittwochmorgen (11. Januar) begann die Polizei mit der Räumung von Lützerath – doch die Aktivisten leisten weiter Widerstand. © Alexander Schäfer

Zudem befinden sich laut Schäfer „etwa zehn Aktivisten auf den Dächern zweier Häuser“, vereinzelt würden Flaschen und Böller fliegen. Insgesamt laufe die Situation aber ruhig und organisiert ab, so der Reporter weiter. Die Polizei rückt indes weiter vor.

Polizisten vor besetztem Haus in Lützerath
Viele Aktivistinnen und Aktivisten haben sich auf Dächern verschanzt und denken nicht daran, den Polizei-Aufforderungen Folge zu leisten © Alexander Schäfer

Polizei entfernt in Lützerath Barrikaden – und trägt erste Aktivistinnen und Aktivisten weg

Polizisten tragen Lützi-Aktivistin weg
Zur Mittagszeit am 11. Januar begann die Polizei damit, Aktivistinnen und Aktivisten aus dem besetzten Gebiet wegzutragen. © Alexander Schäfer

Update, 12:15 Uhr: Die Polizei beginnt damit, die Aktivisten wegzutragen. Manche lassen sich abführen, manche müssen getragen werden. „Sie verbrennen unsere Erde für. Hören Sie einfach auf. Es gibt ein Recht auf Dienstverweigerung“ sagt eine der Weggetragenen. Derweil ist die Polizei auch weiterhin damit beschäftigt, Barrikaden zu entfernen, wie die Aktivistinnen und Aktivisten mitteilen. Am Morgen flogen auch Molotowcocktails auf Polizeibeamte, wie mehrere auf Twitter kursierende Videos zeigen. Dazu äußerte sich die Polizei Aachen auch via Twitter und bat darum, dies zu unterlassen.

Polizei räumt Lützerath – Aktivisten ignorieren Polizei-Aufforderung

Update, 11:47 Uhr: Während die Polizei das betroffene Gebiet umstellt, haben sich viele Aktivistinnen und Aktivisten in Baumhäuser zurückgezogen. Rund 40 davon sollen aufgestellt worden sein, berichtet die Zeit. Gegen 11:45 Uhr folgten noch einmal mehrere Durchsagen der Polizei, mit denen die Beamtinnen und Beamten die Demonstrantinnen und Demonstranten zum Verlassen des Ortes auffordern. Die Aktivisten reagieren darauf jedoch nicht, bleiben auf den Tripods sitzen. Rund 50 Mitarbeiter von RWE rücken derweil in gelben Warnwesten vor, um die Baustelle abzusichern.

Lützerath aktuell: Polizei warnt vor „weitreichenden Gefahren“

Update, 11:19 Uhr: Während die Polizei von einer „stabilen“ Lage spricht, kursieren im Netz Videos von auf Polizisten fliegenden Molotowcocktails. Davon berichtete die Polizei auf Twitter am Morgen selbst und bat die Aktivistinnen und Aktivisten, dies zu unterlassen. Zudem befänden sich laut Polizei auch Familien mit kleinen Kindern, für die die Lage dort nicht ungefährlich ist.

 „Aufgrund weitreichender Gefahren im Einsatzraum, appelliert die #Polizei #Aachen an die Erziehungsberechtigten, den Bereich umgehend mit ihren Kindern zu verlassen“, schrieben die Beamten am Mittwoch bei Twitter. Die Polizei helfe dabei, Familien sicher vom Gelände zu begleiten. In einem Nachsatz betonten die Einsatzkräfte ohne weitere Erklärung: „Das zuständige Jugendamt ist vor Ort und kümmert sich.“

Aktivisten werfen Molotow Cocktails: Lage in Lützerath droht heute zu eskalieren

Update, 10:37 Uhr: Nach Informationen der Aktivistinnen und Aktivisten, die Lützerath vehement verteidigen, werden aktuell Bauzäune auf Traktoren angeliefert, um das betroffene Gebiet zu umschließen. Auf die Forderungen der Polizei, den Ort freiwillig zu räumen, gingen die Demonstrantinnen und Demonstranten allerdings weiterhin nicht ein.

„Die Menschen sind fest entschlossen dazubleiben, auszuharren, die Bäume und die Gebäude zu schützen“, sagte Mara Sauer, eine Sprecherin der Initiative „Lützerath lebt“. Zu möglichen Verletzten habe sie noch keine Erkenntnisse. Die Polizei hatte am Mittwochmorgen mit der Räumung von Lützerath begonnen. Unter anderem seien Aktivisten auf Baumhäusern, in Gebäuden und Hütten, sagte Sauer. „Das wird auf jeden Fall noch lange dauern“, betonte sie mit Blick auf die Räumung.

Lützerath-Räumung beginnt – Polizei mit „ultimativer Aufforderung“ an Aktivisten

Update, 10:11 Uhr: Heute wird es ernst in Lützerath; die Polizei ist vor Ort und beginnt mit der Räumung des von Aktivistinnen und Aktivisten besetzten Braunkohlegebiets. Gegen 10 Uhr am Vormittag formulierten die Ordnungshüterinnen und -hüter eine „ultimative Aufforderung“, die Besetzung des Braunkohleortes aufzugeben. Es gebe nun noch eine letzte Möglichkeit, den Ort freiwillig zu verlassen.

Stress in Lützerath
In Lützerath stellen sich Aktivistinnen und Aktivisten der Räumung des Braunkohlegebiets durch die Polizei entgegen. © Oliver Berg/dpa

Andernfalls „müssen Sie mit der Anwendung unmittelbaren Zwangs rechnen“, hieß es laut Deutscher Presse-Agentur dpa in einer Durchsage der Polizei am Mittwochmorgen. Erste Aktivisten folgten der Aufforderung und gingen freiwillig. Sie wurden von Polizisten vom Gelände eskortiert. Viele wollen aber weiter Widerstand leisten.

Lützerath-Räumung beginnt: Poliezei räumt Barrikaden

Erstmeldung vom 11. Januar, 10:07 Uhr:

Der Braunkohleort Lützerath wird zu einem zweiten Hambacher Forst. In dem kleinen Dorf am Tagebau Garzweiler läuft jetzt einer der größten Polizeieinsätze in der Geschichte von NRW. Die zuständige Polizei Aachen hat Verstärkung aus allen Bundesländern angefordert. 

Schon am frühen Mittwochmorgen (11. Januar) sind Dutzende Polizeibusse vor Ort. Einsatzkräfte der Polizei hatten bereits in den Tagen davor damit begonnen, Barrikaden einzureißen und Hochsitze zu räumen. Jetzt stehen die ersten Einheiten in Lützerath. “Die Polizei will von allen Seiten ins Dorf”, hieß es am Vormittag vonseiten der Aktivisten. 

Lützerath-Räumung wird zu einem zweiten Hambacher Forst

Jetzt droht die Lage zu eskalieren. Das hat vor allem zwei Gründe: 

Die Aachener Polizei hatte ein zweites Hambach eigentlich unbedingt verhindern wollen. In dem Waldstück am Tagebau Hambach hatten sich Aktivisten über Monate verschanzt, es war zu üblen Auseinandersetzungen zwischen Besetzern und Polizei gekommen. Bei einem Unfall war ein Mensch versotrben.  „Ich wünschte, die Räumung hätte sich vermeiden lassen“, sagte zuletzt Aachens Polizeipräsident Dirk Weinspach über Lützerath.

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