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Dutzende verwahrloste Katzen in Wohnhaus entdeckt - „Schreckliche Situation“

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Von: Daniel Schröder

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In Lippstadt wurden zahlreiche Katzen aus einem Haus gerettet.
In Lippstadt wurden zahlreiche Katzen aus einem Haus gerettet. © Daniel Schröder

Es müssen schreckliche Szenen gewesen sein, mit denen Einsatzkräfte von Polizei und Feuerwehr in Lippstadt konfrontiert wurden. Sie fanden Dutzende verwahrloste Katzen.

Lippstadt - Mit schlimmen Eindrücken wurden am Sonntag Einsatzkräfte in einem Lippstädter Wohnhaus konfrontiert: Ein Anwohner der Straße „Im Rosenthal“ im Lippstädter Norden hatte sie am Sonntagnachmittag gerufen. Aus dem Nachbarhaus vernahm er einen „extremen Verwesungsgeruch“. Außerdem sah er über dem Kamin vermeintliche Fliegen schwirren. Für die Experten der Polizei kein gutes Zeichen.

Verwahrloste Katzen in Wohnhaus gefunden: Einsatzkräften schlägt Verwesungsgeruch entgegen

Eine Streife rückte aus, ebenso die Feuerwehr, um die Haustür zu öffnen. „Als die Kollegen eintrafen, sahen sie durch ein Fenster sofort eine tote Katze im Haus“*, berichtete ein Sprecher der Soester Polizei-Leitstelle. Da davon ausgegangen werden musste, dass sich der oder die Bewohner des Hauses in einer Notsituation befinden könnten, wurde ohne große Umschweife die Tür des Einfamilienhauses geöffnet.

Den Einsatzkräften schlug unmittelbar ein extremer Ammoniak-Geruch, der Geruch nach Verwesung, in die Nase. „Aufgrund des beißenden Gestankes können die Räume nur mit Atemschutz betreten werden“, so der Polizeisprecher. Im Innern des Hauses machten die Einsatzkräfte dann die schreckliche Entdeckung: Sie trafen auf etwa 50 bis 60 total verwahrloste Katzen.

„Manche von ihnen waren bereits verendet“*, so der Polizeisprecher. Ein Mitarbeiter des Lippstädter Ordnungsamtes, der die Situation im Haus mit eigenen Augen gesehen hatte, sagte: „Das Haus ist ein riesengroßer Käfig.“

Verwahrloste Katzen in Wohnhaus gefunden: Lebendfallen sollen Katzen retten

Das Problem für Polizisten, Feuerwehrleute, die Beamten des Ordnungsamtes, des Veterinäramtes und Mitarbeiter des Tierschutzes: Viele Katzen versteckten sich in purer Angst vor ihnen. Das erschwerte es ungemein, an sie heranzukommen, sie einzufangen, um sie in den Augenschein eines Tierarztes zu geben.

In Lippstadt wurden zahlreiche Katzen aus einem Haus gerettet.
In Lippstadt wurden zahlreiche Katzen aus einem Haus gerettet. © Daniel Schröder

Am Sonntagabend wurden daher Lebendfallen im Haus aufgestellt, in der Hoffnung, weitere Katzen am Montag aus dem - von außen - so schicken Haus zu retten.

Verwahrloste Katzen in Wohnhaus gefunden: Nachbarn sind verwundert

„Alle Beteiligten werden vor Ort noch lange beschäftigt sein“, erklärte der Polizeisprecher am späten Nachmittag. Darüber hinaus erklärte er: „Die Hintergründe, die zu dieser schrecklichen Situation geführt haben, werden nun Ziel der Ermittlungen sein. Die hierfür verantwortlichen Katzenhalter konnten noch nicht angetroffen werden.“ Es sei aktuell sogar ungewiss, ob überhaupt jemand in dem völlig verdreckten Haus wohnt. „Das Haus ist in diesem Zustand auf jeden Fall unbewohnbar“, urteilte der Polizeisprecher.

Angesichts des unscheinbaren Einfamilienhauses wunderten sich viele Nachbarn über das, was sich hinter den Mauern in allen Räumen vom Erdgeschoss bis in den zweiten Stock zugetragen haben muss. „Was sind denn das für Menschen, die Tieren so etwas antun?“, fragte ein Nachbar.

Verwahrloste Katzen in Wohnhaus gefunden: Am Abend taucht der mutmaßliche Eigentümer auf

Die Polizei leitete ein Verfahren wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz ein - gegen wen, müssen die weiteren Ermittlungen ergeben. Es wird zudem spekuliert, dass es sich um eine gewerbsmäßige, illegale Katzenzucht gehandelt haben könnte.

Am Sonntagabend gegen 19 Uhr eilte dann der mutmaßliche Hauseigentümer herbei. Er hatte über Medienberichte von dem Einsatz in seinem Haus erfahren. Wirklich überzeugen konnte er die Beamten vor Ort nicht von seiner Auffassung. Sagte, dass er das Ganze für „normal“ halte. „Das ist nicht normal“, wurde ihm attestiert. Auch, dass er angeblich in dem Haus wohne, kaufte ihm mancher nicht ab - wie soll ein Mensch bei diesem Gestank, bei dieser Verwahrlosung hausen?

Am Sonntagabend eilte der mutmaßliche Eigentümer des Hauses herbei, versuchte sich, vor den Beamten zu rechtfertigen.
Am Sonntagabend eilte der mutmaßliche Eigentümer des Hauses herbei, versuchte sich, vor den Beamten zu rechtfertigen. © Daniel Schröder

Dem Mann wurde ein Platzverweis erteilt, das Haustürschloss wurde getauscht. Erst in Absprache mit dem Veterinär- und dem Ordnungsamt darf er die Wohnung wieder betreten. Die vermeintlichen Fliegen über dem Kamin waren übrigens Wespen, die sich ein Nest gebaut hatten. Mit dem Drama, das sich im Haus zugetragen hat, hatten sie nichts zu tun.

In Lippetal wurde in diesem Monat ein Hund ausgesetzt. Er wurde ängstlich und angeleint an einem Pfahl gefunden. Die ganze Herzlos-Geschichte. 2020 hatte es einen ähnlichen Katzen-Fall zudem in Werl gegeben.

*Am Sonntag hatte die Polizei erklärt, dass bereits viele Katzen verendet gewesen seien. Am Tag danach war klar: Alle Katzen leben. Viele von ihnen waren jedoch in einer Schockstarre, wie versteinert. Sie wirkten wie tot.

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