Über 5.000 Kilometer hat er sich weitgehend alleine durch Mali, Burkina Faso und Niger bis nach Libyen durchgeschlagen. „In der Wüste blieb einem manchmal nichts andere übrig, als seinen eigenen Urin zu trinken, um noch so gerade genug Flüssigkeit zum Überleben zu haben“, schildert der 31-Jährige.
In dem nordafrikanischen Küstenstaat arbeitete Soumaoro in Gelegenheitsjobs und kratzte alles Geld für einen Flug nach Deutschland zusammen. „Ein Ticket nach Frankreich war zu teuer. Da wollte ich dann mit dem Zug hin reisen.“ Schließlich ist Französisch seine Muttersprache.
Termin der NRW-Landtagswahl 2022 ist Sonntag, 15. Mai. 64 Parteien schicken Kandidaten ins Rennen. Knapp 13 Millionen Wahlberechtigte können in 128 Wahlkreisen ihre Erst- und Zweitstimme abgeben. Die Wahlbenachrichtigung wird Mitte April versendet. Ab dann ist auch Briefwahl möglich. Laut Umfragen und Prognosen ist ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen CDU und SPD zu erwarten. Eine gute Entscheidungshilfe wird wieder der Wahl-o-mat sein. Landtagswahlen 2022 finden außerdem im Saarland, in Schleswig-Holstein und Niedersachsen statt.
Die Bundespolizei stoppte Soumaoro, der keine gültigen Aufenthaltspapiere bei sich hatte. Er beantragte Asyl und kam über eine Zwischenstation in eine Unterbringungseinrichtung in Hamm. Dort lebte er mehrere Jahre – und verdiente sein erstes eigenes Geld. „Das geht entweder, indem du Drogen verkaufst, oder über alle möglichen kleinen Jobs.“
Soumaoro entschied sich gegen die Drogen und schrubbte lieber die Treppenhäuser in der Unterkunft. So habe er sich die ersten Deutschkurse finanziert. Die waren Voraussetzung für den Besuch einer Schule. Weil er nur geduldet und kein anerkannter Flüchtling war, musste er hohe Hürden überwinden, um überhaupt am Unterricht teilnehmen zu dürfen. „Da hatte ich viel Unterstützung und bin noch immer riesig dankbar.“
Vier Jahre lang besuchte Soumaoro das Elisabeth-Lüders-Berufskolleg. Machte den Hauptschulabschluss, den Realschulabschluss und das Fachabi. Nach einer Erzieher-Ausbildung studierte er bis 2018 in Dortmund Sozialwissenschaften.
Seitdem arbeitet Soumaoro vor allem an wirtschaftlichen Kooperationsprojekten zwischen Deutschland und afrikanischen Ländern. Er ist Stellvertreter des Botschafters seines Geburtslandes und hat die Bundesregierung in Entwicklungsfragen beraten. Mehrfach im Jahr fliegt er nach Afrika, um Entwicklungsprojekte, die seine Firma „Komm Mit Afrika“ betreut, zu unterstützen.
Politik macht Soumaoro vor allem aus einem Grund, wie er sagt: „Ich will meiner Heimatstadt Hamm etwas zurückgeben, nachdem die Menschen von hier mir so viel geholfen haben und mich erst dahin gebracht haben, wo ich jetzt bin.“ Im Landtag will er sich für die vielen Hammer einsetzen, die nicht viel Geld zum Leben haben. Und für diejenigen, die mit Nachteilen wegen ihrer Herkunft zu kämpfen haben.
Echte Bildungskarrieren sollen einfacher möglich werden. „Mein Weg war sehr steinig und hat lange gedauert. Viele Menschen an Haupt- und Realschulen haben mehr drauf, wenn man sie ermutigt und ihnen die Chance gibt, das zu zeigen“, sagt er. Seine Kontakte nach Afrika will er nutzen, um Wirtschaftsunternehmen in NRW und Hamm gute Aufträge auf dem Schwarzen Kontinent zu vermitteln.
In Hamm hat sich Soumaoro zunächst bei den Jusos engagiert. Warum er dort aufgehört hat? „Da kann ich mich leider nicht mehr so genau dran erinnern“, sagt er. Bei den Grünen (Mitglied seit 2021) fühle er sich politisch zuhause. „Schon am Elisabeth-Lüders-Berufskolleg habe ich mich als Schülersprecher dafür eingesetzt, dass wir Obstbäume auf dem Schulhof pflanzen. Stolz deutet er wie zum Beweis auf einen Foto-Kalender auf dem ein Foto der Pflanzaktion abgedruckt ist. Der Kalender hängt im Flur seiner eher schlicht eingerichteten Wohnung in der südlichen Innenstadt.
Soumaoro glaubt fest daran, am 15. Mai das Direktmandat zu gewinnen. Er sei eben Optimist. „Das, was ich bisher erreicht habe, hat mir auch niemand zugetraut. Wieso sollte ich also nicht daran glauben, dass es auch jetzt klappt?“, fragt er und lächelt breit.
Die insgesamt sechs Direktkandidaten zur Landtagswahl haben auf Einladung des Westfälischen Anzeigers und der Lippewelle eine Bus-Tour durch Hamm absolviert und an fünf Standorten zu wichtigen Themen diskutiert. Alle Inhalte und Aussagen sind hier als Podcast abrufbar.