Damit hat er trotz seiner 35 Jahre – 18 davon in der SPD –inzwischen eine gewisse Routine. Moor bewarb sich bislang zwar nie selbst um das Landtagsmandat, fungierte 2010, 2012 und 2017 aber als Wahlkampfleiter seiner Partei in Hamm. Auch den Kommunalwahlkampf 2020 organisierte der studierte Erziehungs- und Politikwissenschaftler entscheidend mit.
Der Wahlkampf sei in diesem Jahr komplett überschattet vom Ukraine-Krieg und den Nachwirkungen der Corona-Pandemie. „Im Landtag wird aber nicht über Krieg und Frieden entschieden. Und das ist auch gut so“, sagt Moor. Es seien daher auch die ganz persönlichen Alltagsprobleme der Menschen, die zur Sprache kämen, wenn er auf Hausbesuch sei. Da gehe es um den Kita-Platz oder das Schulwegticket der Kinder.
Bildungspolitik ist Moor besonders wichtig. Die Schulen seien schon durch die Aufarbeitung der Corona-Rückstände am Limit. Nun komme die Eingliederung geflüchteter Kinder hinzu. „Es braucht jetzt die Sicherheit vom Land, dass die Schulen mit all den Problemen nicht auch noch allein gelassen werden“, meint der 35-Jährige.
Auch abseits von Corona sei die Politik in den vergangenen Jahren hektisch von Problemherd zu Problemherd gesprungen. „Mir fehlt die klare Ausrichtung darauf, wo wir in fünf oder zehn Jahren stehen wollen. Wir müssen die Menschen mehr beteiligen. Ich nehme wahr, dass wir als Politik besser hinhören könnten“, so Moor.
Er wolle im Land dafür eintreten, viele Dinge einfacher zu machen. Ein Beispiel seien für ihn irrsinnige Hemmnisse am Energiemarkt. Als Besitzer einer Photovoltaik-Anlage dürfe man noch nicht einmal den selbst produzierten Strom an Familienangehörige abgeben, die in einer Wohnung im selben Haus wohnen, ohne gleich ein Unternehmen gründen zu müssen. „Das ist doch totaler Schwachsinn“, findet Moor.
Er selbst sei davon getrieben, die Welt jeden Tag ein bisschen besser zu machen. „Auch, wenn das vielleicht abgedroschen klingt, dafür engagiere ich mich. Und am besten tut man das dort, wo wirklich etwas entschieden wird.“
Sollte er in den Landtag gewählt werden, will Moor Fraktionsvorsitzender der SPD im Stadtrat bleiben. „Jetzt habe ich ja auch einen Job, und das klappt beides“, beteuert er. „So bleibe ich auch in Hamm gut vernetzt.“
Wie viel Zeit bei den politischen Verpflichtungen noch für Freizeit bleibt? Die heimische Lego-Sammlung verstaube jedenfalls eher als dass an den Bauwerken gewerkelt werde. Neben dem Empire State Building und einem Star-Wars-Kopf steht auch ein nachgebauter Glaselefant im Miniaturformat auf der Kommode. „Nur leuchten kann der hier nicht“, sagt Moor.
Die Freunde und seine Freundin müssten immer mal wieder zurückstecken. Das Fußballspielen und -pfeifen habe er inzwischen genauso drangegeben wie das Trompete spielen. „Das fehlt mir manchmal. Der ganze Einsatz ist es aber wert“, ist der politische Workaholic überzeugt. Nur, wenn er mit seinen Eltern zu Spielen des BVB ins Westfalenstadion gehe, schalte er das Handy dann ausnahmsweise mal aus.
Die insgesamt sechs Direktkandidaten zur Landtagswahl haben auf Einladung des Westfälischen Anzeigers und der Lippewelle eine Bus-Tour durch Hamm absolviert und an fünf Standorten zu wichtigen Themen diskutiert. Alle Inhalte und Aussagen sind hier als Podcast abrufbar.