Trotz der mauen Umfragewerte und Wahlergebnisse will Kleinemeier die Rolle der Linken im Wahlkampf nicht als aussichtslos bezeichnen. Er verweist auf das, was seine Partei aus ihrer Rolle in der Opposition heraus – egal ob im Parlament oder nicht – erreicht habe.
„Da wurde vieles angestoßen. Als wir 2007 über den Mindestlohn gesprochen haben, bekamen wir viel Gegenwind – auch von den Gewerkschaften. Dass es für die Einführung ausgerechnet eine konservative Kanzlerin brauchte, ist ein Treppenwitz der Geschichte“, sagt er.
Jetzt sei vor allem das Thema Gesundheit wichtig. „Da brennt es.“ An den Infoständen merke er, wie sehr es in der Bevölkerung gäre. „Den Leuten ist schwer zu erklären, wie es nach zwei Jahren Pandemie immer noch einen Investitionsstau von zehn Milliarden Euro geben kann und sich die Arbeitsbedingungen für die Pflegekräfte kein bisschen verbessert haben.“ Der politische Wille fehle, um wirklich etwas zu ändern.
Die Fallpauschalen gehörten abgeschafft. Krankenhäuser müssten am tatsächlichen Bedarf und nicht am Profit ausgerichtet werden. Dadurch werde letztlich auch verhindert, dass Hamm nach dem St.-Josef-Krankenhaus eine weitere Klinik verliere. „Diese Gefahr ist aktuell real“, sagt Kleinemeier mit Blick auf die Krankenhausbedarfsplanung des Landes.
Bildung und Mobilität seien die weiteren wichtigen Themen. Kleinemeier ist für mehr gemeinsamen Unterricht und Chancengleichheit in den Schulen. Im ÖPNV müssten die Preise gesenkt und langfristig ganz abgeschafft werden.
Der Punkrock-Fan ist überzeugt, dass die Ideen der Linken das Leben vieler Menschen verbessern. Warum dann viele Wähler lieber woanders ihre Kreuze machen? Seine Partei habe Probleme, die eigenen Inhalte zu vermitteln, meint Kleinemeier. „Das liegt vielleicht daran, dass wir keine einfachen Antworten geben.“
Außerdem habe die politische Konkurrenz – vor allem die SPD – vieles aufgegriffen und damit gepunktet. Das kleine Budget der Linken spiele auch eine Rolle: „Wir nehmen keine Unternehmensspenden an und können deshalb nicht so viel Geld für unsere Außendarstellung ausgeben wie andere“, sagt Kleinemeier.
Zuletzt stand die Linke auch wegen ihrer Nähe zu Russland in der Kritik. Nachvollziehen kann der 41-Jährige das nicht. Die Linke begleite die Politik von Putin seit Jahren kritisch – vor allem mit Blick auf Minderheitsrechte und den Demokratieabbau. Russland gehöre aber mit an den Tisch, wenn es um die internationale Sicherheitsarchitektur, Abrüstung und gegenseitige Friedenszusicherungen gehe.
Kleinemeier lehnt die Lieferung von Waffen ins Kriegsgebiet in der Ukraine ab. „Ich glaube nicht, dass das Anheizen der Eskalationsspirale schneller zu einem Verhandlungsfrieden führt als diplomatische Mittel. Wohin soll das alles noch führen?“, fragt er.
Die insgesamt sechs Direktkandidaten zur Landtagswahl haben auf Einladung des Westfälischen Anzeigers und der Lippewelle eine Bus-Tour durch Hamm absolviert und an fünf Standorten zu wichtigen Themen diskutiert. Alle Inhalte und Aussagen sind hier als Podcast abrufbar.