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Verdacht auf Totschlag: Lübecker Polizei nimmt Männer aus Hamm fest

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Von: Markus Hanneken

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Ermittler der Polizei stehen in Mölln hinter einem Mehrfamilienhaus am Zugang zu einem Garten.
Ermittler der Polizei stehen in Mölln hinter einem Mehrfamilienhaus am Zugang zu einem Garten. Dort wurde in einem Erdloch die vergrabene Leiche gefunden. © Daniel Bockwoldt/dpa

Zwei Männer aus Hamm haben in der Nähe von Lübeck offenbar einen 35-Jährigen getötet. Dieser ist ein seit anderthalb Jahren vermisster Familienangehöriger. In Hamm wurde das mutmaßliche Täter-Duo nun festgenommen.

Hamm/Lübeck - Ermittlungsrichter und eine Jugendrichterin am Amtsgericht Lübeck haben Haftbefehle gegen zwei Tatverdächtige aus Hamm erlassen. Der Haftbefehl gegen die 36 und 20 Jahre alten Männer erging am späten Mittwochabend (14. Dezember), wie die Staatsanwaltschaft Lübeck und die Polizeidirektion Lübeck am Donnerstag gemeinsam mitteilten.

Den Hammern wird vorgeworfen, im Mai 2021 in Ratzeburg (die Stadt liegt zwischen Lübeck und Mölln) einen 35 Jahre alten „Familienangehörigen“ getötet zu haben. Dieser galt seit Juni 2021 als vermisst.

„In Textilien eingewickelter“ Leichnam gefunden

Am Montag 12. Dezember, war bei der Durchsuchung eines Grundstücks in Alt-Mölln sein „in Textilien eingewickelter“ Leichnam gefunden worden. Die nachfolgende Obduktion in der Rechtsmedizin habe Hinweise auf Fremdverschulden durch Gewalteinwirkung ergeben, heißt es. Anhand gewisser körperlicher Merkmale stellte sich heraus, dass es sich um den besagten Vermissten handele. Dabei gehe es um die Größe, die Statur und den Zahnstatus, erklärte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Christian Braunwarth.

Polizisten arbeiten an dem Erdloch, in dem die Leiche gefunden wurde.
Polizisten arbeiten an dem Erdloch, in dem die Leiche gefunden wurde. © Daniel Bockwoldt/dpa

Nach Angaben von Braunwarth hatte das Opfer nicht am Fundort in Alt-Mölln gewohnt, sondern im 20 Autominuten entfernten Ratzeburg. Ausgegraben wurden die körperlichen Überreste auf einer Fläche hinter dem Gebäude, das Braunwarth als „Schlichtunterkunft“ bezeichnete, in der mehrere Menschen lebten: womöglich gehörten sie zu seiner Familie, denn die war über die Städte Ratzeburg und Alt-Mölln verteilt.

Hinweise auf Hamm aus Kreis der Familie

Die Hinweise zum Leichenfundort wie auch zu den möglichen Tatverdächtigen erfolgten den Angaben zufolge aus dem Kreis der Familie des Toten. Nach intensiven Ermittlungen seien in den frühen Abendstunden des 13. Dezember Wohnräume am Großen Sandweg im Hammer Norden von Kräften der Lübecker Mordkommission und - vermutlich - der Hammer Polizei durchsucht worden. Die genannten Beschuldigten wurden dabei auf „unkomplizierte Weise“ an der selben Adresse festgenommen. Es handelt sich um den neuen Lebensgefährten (der 36-Jährige) der früheren Ehefrau des Opfers und dessen früheren Schwager. Beide wurden von der Polizei unmittelbar nach Lübeck gebracht.

Am Mittwochabend wurden der ältere Tatverdächtige dem Haftrichter und der jüngere der Jugendrichterin am Amtsgericht Lübeck vorgeführt. Nur wenig später erging gegen die Hammer ein Haftbefehl; sie befinden sich nunmehr in Untersuchungshaft.

Die Lebensgefährtin des Erwachsenen Beschuldigten lebt ebenfalls in Hamm, wurde jedoch mangels Tatverdachts nicht festgenommen. 

Tatmotiv und Todesursache noch unbekannt

Nach Angaben von Oberstaatsanwalt Braunwarth hatte sich das spätere Opfer irgendwann vor der Bluttat von seiner Ehefrau getrennt; die beiden sind Cousin und Cousine und keine deutschen Staatsbürger. Danach sei es zu „Zwistigkeiten“ gekommen. Die gesamte Familien- und Erkenntnissituation sei allerdings noch recht „verworren“, gab Braunwarth zu. Wann und warum die beiden mutmaßlichen Täter nach Hamm kamen, wisse er noch nicht. Nach Informationen unserer Zeitungsgruppe soll es sich um Afghanen handeln.

Weitere Angaben zum möglichen Tatmotiv will beziehungsweise kann die Staatsanwaltschaft nicht machen, das wäre allzu spekulativ. Es gebe bislang nur den Verdacht des Totschlags. Braunwarth: „Wir wissen einfach noch zu wenig.“ Auch zur Todesursache schwieg er: Zwar gebe es Anhaltspunkte, doch diese fallen unter „absolutes Täterwissen“ und würden daher noch nicht benannt.

Derweil läuft mittlerweile der Prozess um tödliche Messerattacke an der Hochschule Hamm-Lippstadt. Der Beschuldigte und die ersten Zeugen haben ausgesagt. Deutlich wurde dabei vor allem eins: Der 34-jährige Ex-Student der HSHL leidet an einer verfestigten Wahn-Erkrankung, aus der es keinen Ausweg zu geben scheint.

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