29-Euro-Ticket, Schüler kostenlos: Hamm krempelt Busverkehr radikal um

Hamm bekommt im Jahr 2023 ein „HammTicket“ für 29 Euro im Monat. Außerdem fahren Schüler und Azubis ab dem kommenden Schuljahr kostenlos mit dem ÖPNV in Hamm.
Hamm (NRW) - Weil die Stadtwerke am Gas- und Strommarkt gut gewirtschaftet und auch im kommenden Jahr Millionengewinne einstreichen werden, soll das Busfahren in Hamm erheblich attraktiver werden.
Schüler und Auszubildende zahlen ab dem kommenden Schuljahr nichts mehr für die ÖPNV-Nutzung im Stadtgebiet, ferner wird es für jedermann ein Monatsticket zum Preis von 29 Euro geben. Ein solches Angebotspaket ist nach Angaben der Stadtwerke-Geschäftsführung weit und breit einzigartig.
29-Euro-Ticket kommt 2023: Mit dem „HammTicket“ bis zu 450 Euro im Jahr sparen
Präsentiert wurde das neue Paket am Donnerstag von Oberbürgermeister Marc Herter und der Stadtwerke-Spitze. „Mit dem neuen „HammTicket“ können die Fahrgäste für nur 29 Euro im Monat in der gesamten Stadt die Busse auf allen Linien nutzen. Das entlastet insbesondere Pendler und Vielfahrer. Das ist ein wichtiger Beitrag, mehr Menschen auf den Bus umsteigen zu lassen und damit die Verkehrswende in Hamm voranzubringen“, sagte Marc Herter.
Das HammTicket soll zeitgleich mit dem Deutschlandticket, das 49 Euro kosten wird, eingeführt werden und monatlich kündbar sein. Die Käufer einer Monatskarte werden so um bis zu 450 Euro im Jahr entlastet. Für Leistungsempfänger wird es einen Nachlass auf die 29 Euro geben.
Auch Münster plant ein 29-Euro-Ticket, das allerdings erst im August 2023 eingeführt werden soll.
ÖPNV in Hamm: Freie Fahrt für Schüler und Azubis
Schüler, Schülerinnen und Auszubildende haben ab dem Schuljahr 2023/24 freie Fahrt im gesamten Stadtgebiet – egal wie weit die Schule oder Ausbildungsstätte entfernt liegt. Das Zusatzticket für einen Tarifbereich nach Wahl außerhalb von Hamm wird es weiterhin geben. „Morgens mit dem Bus zur Schule und nachmittags zum Sportverein: alles kostenlos. Das ist ein Meilenstein für alle Schülerinnen und Schüler unserer Stadt“, sagte die Vorsitzende des ÖPNV-Beirats Hamm Jule Pletschen.
Eine Familie mit einem Kind spart auf diese Weise 350 Euro pro Jahr. „Egal ob sie noch zur Schule gehen oder eine Ausbildung machen. Das entlastet Familien und macht unsere Stadt mobiler“, sagte Pletschen. Familien mit einem Kind sparen rund 350 Euro im Jahr.
Angelegt ist das Ganze zunächst auf drei Jahre. Die Stadtwerke rechnen mit Kosten von zwei Millionen Euro jährlich. Nach Ablauf der drei Jahre soll – ähnlich wie beim Deutschlandticket – eine Evaluation stattfinden.
ÖPNV in Hamm: gute Einkaufspolitik entscheidend
„Die Einführung der neuen Tarife ist möglich, weil die Stadtwerke einen Teil ihrer zusätzlichen Handelsmargen außerhalb von Hamm in die Attraktivierung des ÖPNV einbringen und damit einen entscheidenden Anteil an der Mobilitätswende in unserer Stadt leisten können“, erklärte Reinhard Bartsch, Geschäftsführer der Stadtwerke Hamm. Aufgrund der vorausschauenden, langfristigen Einkaufspolitik seien die Stadtwerke Hamm nun in der guten Situation, die Hammer Bürger trotz der gegenwärtigen Energiepreiskrise mit einem der bundesweit günstigsten Preise für Strom und Gas zu beliefern.
Da auf eine zunächst geplante Vertriebsoffensive außerhalb von Hamm verzichtet wurde, konnten die dafür bereits frühzeitig eingekauften Energiekontingente an andere Anbieter weiterveräußert werden. Die Stadtwerke konnten beziehungsweise werden so in diesem und dem nächsten Jahr Gewinne im zweistelligen Millionenbereich generieren.
ÖPNV in Hamm: Vorsorge treffen für neue Preisrisiken
Der größte Teil dieser Gewinne soll als zusätzliche Eigenkapitalstärkung genutzt werden. Oberbürgermeister Herter sprach am Donnerstag von einem „Zukunftsfonds“. Die Unberechenbarkeiten am Strom- und Gasmarkt seien weiterhin groß. „Wir können auch mal schief liegen“, so Herter.
„Die Eigenkapitalstärkung der Stadtwerke ist dringend notwendig, um nicht nur die Herausforderungen der Energiewende, der Wärmewende und der Verkehrswende erfolgreich anzugehen, sondern vor allem, um Vorsorge zu treffen für die Preisrisiken in den Energiemärkten“, stellte Stadtwerke-Geschäftsführer Jörg Hegemann klar.